"Tausche Suppe gegen Fußmassage"; "Suche Fahrkarte, biete Flohmarkt-Ware"; "Tausche Schnellkochtopf gegen Theaterkarte": Solche Themen sind Alltag beim Echinger Tauschring. Und obwohl das flüchtig und unverbindlich klingt, ist der Tauschring alles andere als eine Eintagsfliege, denn heuer wird er 20 Jahre alt.
Es war ein gar nicht mal so kleines Häufchen aus 20 Interessierten, die nach einem Vortrag beim Arbeitskreis Sozialdemokratischer Frauen den Tauschring aus der Taufe hoben. In vielen Orten entstanden damals solche Initiativen, die Ziele waren so vielfältig wie die Tauschangebote: Müll vermeiden, Sozialkontakte schaffen, Geld sparen, Eigeninitiative ankurbeln; eine, die früh dabei war und 1992 auch die Organisation übernahm, ist Wally Berchtold. Vorsitzende mag die 65-Jährige nicht genannt werden, "das bin ich auch nicht, wir haben ja nie gewählt", sagt sie und lächelt. Sie organisiert und vermittelt, "das ist meine Welt". Nicht umsonst hat sie sich im Ort schon in verschiedensten Ehrenämtern engagiert. Auch sie selbst tauscht eifrig mit. Morgen zum Beispiel komme eine Frau zu ihr, die gut mit Bohrmaschinen umgehen könne, "und sie traut sich sogar, in die Fliesen-Fugen zu bohren", erzählt Berchtold begeistert. Sie kennt den Vorwurf, Tauschringe förderten Schwarzarbeit, und weist das weit von sich: "Es geht nicht um's große Geld, es geht um sechs gebohrte Löcher, dafür kommt kein Handwerker!"
Die Mitglieder des Tauschrings Freising treffen sich regelmäßig im Raum der Begegnung. Ihr Ziel ist es, einen Ausgleich im Geben und Nehmen zu erreichen - ohne Geld. Im Kleinen funktionoiert das schon ganz gut
Hose kürzen, Fahrrad reparieren, alles ist dabei, von der Putzfrau bis zur Goldschmiedin, die mal ein Kettchen repariert, mal einen Rat zum Wert eines Schmuckstücks erteilt. "Tauschen schafft Lebensqualität", ist einer der Sätze, die Wally Berchtold gerne sagt. Mit dem Fahrkartentausch fahre man auch mal für zwei Stunden nach München, nur für eine Ausstellung. Außerdem entstehen nette Sozialkontakte. Rund 50 Tauscher sind im Echinger Netzwerk, viele kommen auch aus Neufahrn. Damit jeder weiß, was wer bietet, gibt es jeden Monat eine aktuelle Liste.
Die Echinger Kontakte reichen bis nach Murnau
Die Vielfalt macht den Tauschring spannend. Denn die örtlichen Ringe sind auch überörtlich vernetzt, die Echinger Kontakte reichen bis Murnau. Alle Tauschringe eint die gleiche Währung: Talente; eine Stunde Arbeit entspricht 20 Talenten, umgerechnet zehn Euro, wo bei echtes Geld in den Tauschringen keine Rolle spielt. Hat jemand viele Talente gesammelt, kann er sie zum Beispiel auch gegen Flohmarktware umtauschen. Berchtold selbst hat so eine alte Weihnachtspyramide, die viele Jahre lang ein trauriges Dasein in ihrem Keller führte, an den Mann gebracht.
Besonders gefragt sind im Tauschring aber natürlich Menschen mit echten Talenten, am liebsten handwerklichen. Nicht umsonst ist ein älterer Herr aus Eching, der in seinem Keller viele, viele Fahrradteile hat, ein sehr gefragter Tauschring-Partner. "Er rettet viele Fahrräder vor dem Müll", sagt Berchtold. Alle zwei Monate treffen sich die Mitglieder, wenn auch nicht immer alle kommen. "Ab und zu sehen lassen, ist aber schon wichtig, nur so entsteht ein Vertrauensverhältnis", ist sie überzeugt. Nach Wünschen und Plänen für die Zukunft des Echinger Tauschrings gefragt muss Berchtold nicht lange überlegen. "Toll wäre es, wenn jemand käme, der versiert im Internet ist, und außerdem brauche ich einen Nachfolger." Das nächste Treffen findet an diesem Montag um 19 Uhr im Gemeindesaal der evangelischen Kirche an der Danziger Straße statt.