Eching:Eine zerrüttete Beziehung

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Der Echinger Bürgermeister Sebastian Thaler wird wohl mit einem neuen Gerichtsverfahren konfrontiert. Der Gemeinde will ein Verfahren gegen ihn vor dem Verwaltungsgericht in die Wege leiten. (Foto: Marco Einfeldt)

Bürgermeister Thaler und der Gemeinderat sind nach den vielen Vorwürfen, die im Raum stehen, zerstritten. Wie 2023 ein fröhliches Gemeindefest gefeiert werden könnte, das erscheint zum Jahreswechsel schwer vorstellbar.

Von Klaus Bachhuber, Eching

Eine neue Tennishalle, der Baubeginn für ein neues Feuerwehrhaus in Günzenhausen, flächendeckende LED-Straßenbeleuchtung, ein modernes Klimaschutzkonzept und ein Programm als "fahrradfreundliche Kommune" - die Jahresbilanz der Gemeinde Eching läse sich recht stattlich. Überlagert wird das Geschehen aber weiterhin vom "großen grauen Elefanten im Raum", den unaufgearbeiteten Vorwürfen und Klagen um Bürgermeister Sebastian Thaler. Ins Jubiläumsjahr 2023, in dem "1250 Jahre Eching" gefeiert werden sollen, geht die Gemeinde nun maximal zerstritten und aufgewühlt. Symbol dafür und gleichzeitig trauriger Tiefpunkt des Jahres 2022: Der Gemeinderat hat einmütig beschlossen, juristisch gegen den eigenen Bürgermeister vorzugehen.

72 000 Euro für einen Rechtsstreit

Die Gemeinde hatte nach bislang nicht dementierten Berichten rund 72 000 Euro für einen Rechtsstreit von Bürgermeister Thaler infolge einer tätlichen Auseinandersetzung am Echinger See 2018 ausgegeben. Seit Mitte 2021 ermittelte die Staatsanwaltschaft Landshut in diesem Kontext, im März stellte das Amtsgericht Freising einen Strafbefehl wegen Untreue gegen Thaler aus; nach dem Widerspruch des Bürgermeisters ist der Bescheid nicht rechtskräftig.

Der Gemeinderat beschloss daraufhin aber, die 2020 gefassten Beschlüsse aufzuheben, wonach die Gemeinde die Kosten des Verfahrens trage. Auf Grundlage dieser Annullierung der Beschlüsse schaltete der Gemeinderat in der Folge Anwälte ein, die sich darum bemühen sollen, das Geld für die Gemeindekasse zurückzuerhalten: Vom Bürgermeister und den damaligen Rechtsbeiständen der Gemeinde.

Eklat in Eching
:Unharmonische Weihnachtsfeier

Der seit Monaten gärende Konflikt zwischen dem Echinger Gemeinderat und Sebastian Thaler eskaliert zum Jahresschluss. Der Bürgermeister sagt, mit "politischen Neidern", die er verachte, wolle er nicht an einem Tisch sitzen und verlässt die Veranstaltung kurz nach der Eröffnung.

Von Klaus Bachhuber

Thaler schweigt zu diesen Vorgängen mit Verweis auf das laufende Verfahren eisern. Dritter Bürgermeister Leon Eckert, der die Vorgänge federführend betreut, beklagte mehrfach, dass der Bürgermeister zur Klärung oder auch zur Wiederholung des Geldes nichts beitrage, im Gegenteil Anfragen unbeantwortet lasse. Eckert hatte die Aufklärungsarbeit übernommen. Anfang des Jahres hatte die Staatsanwaltschaft weitere Ermittlungen gegen Thaler wegen des Verdachts auf Wucher bei einem privaten Wohnungskauf eingestellt. Der Bürgermeister wertete den Vorgang als "politische Hetzkampagne", für die nicht justiziablen Begleitumstände der Transaktion, etwa einen Kaufpreis weit unter dem Marktwert, sieht er keinen Erklärungsbedarf.

Eckert sagte in der Aufarbeitung des Gemeinderats, bei dem Kaufvorgang und dem Umgang Thalers damit sehe er "eine Reihe von Umständen, die für einen Bürgermeister eigentlich rote Linien darstellen sollten".

"In wollüstiger Niedertracht"

Als dritter Debattenstrang liegen bei der Landesanwaltschaft mindestens zwei Gemeindeaufträge, die Thaler intern an seinen Schwager vergeben hat, ein verbotener Vorgang. Dies hatte er damit erklärt, dass es so für die Gemeinde am günstigsten gewesen sei, ein eigenes Fehlverhalten hatte er nicht gesehen. Bei der Weihnachtsfeier des Gemeinderats ist der Dissens dann völlig eskaliert, als Thaler dem Gremium pauschal vorwarf, in "wollüstiger Niedertracht" alles daran zu setzen, "mich und die Existenz meiner Familie zu zerstören". Er verließ die Feier mit der Eröffnung.

Offenbar war die Familie Thaler zuvor beim Jugendamt Freising denunziert worden, nach SZ-Informationen allerdings jeweils substanzlos. Wie es nach der Wutrede des Bürgermeisters im Rathaus nun weitergehen soll und wie 2023 ein fröhliches Gemeindefest gefeiert werden könnte, das erscheint zum Jahreswechsel schwer vorstellbar.

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