Kooperation geplatzt:"Uns geht zu viel Eigenständigkeit verloren"

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"Es wurde einstimmig beschlossen, den Verein vhs Allershausen e.V. nicht aufzulösen", heißt es in einer Mitteilung des Vereins unter der Führung von Bürgermeister Martin Vaas (Foto: Johannes Simon)

Eigentlich war die Fusion der "Vhs EchingAllershausen" bereits beschlossen. Selbst eine gemeinsame Website gibt es schon. Doch nun kündigt Allershausen die seit 15 Monaten währende Zusammenarbeit auf. In Eching ist man irritiert.

Von Klaus Bachhuber, Eching

15 Monate inhaltliche Zusammenarbeit, gemeinsames Programm, gemeinsame Webseite und Datenverarbeitung gibt es schon. Selbst der gewählte Name als Volkshochschule EchingAllershausen schien zu signalisieren, dass nicht mal ein Bindestrich zwischen die Partner passe. Doch kurz vor der formalen Vereinigung ist die Kooperation geplatzt. Die Vhs Eching wird eigenständig bleiben, die Vhs Allershausen sucht einen neuen Partner.

Eng verbandelt waren die beiden Bildungseinrichtungen schon seit Jahrzehnten. Die seit 32 Jahren gepflegte lose Partnerschaft wird von neuen Vorgaben des Volkshochschul-Dachverbands allerdings so nicht mehr akzeptiert. Im ganzen Land herrschte aufgrund der neuen Regularien mit der Festsetzung von Mindest-Kapazitäten das Fusionsfieber. Für Eching und Allershausen, bestens aneinander gewöhnt, lag die Partnerwahl da nahe.

Seit Anfang 2023 arbeiten die beiden Einrichtungen zusammen. Drei gemeinsame Programme hat man schon aufgelegt. "Die Zusammenarbeit funktioniert wunderbar", bilanzierte die Leiterin der Vhs EchingAllershausen, Daniela Kirschstein, im Herbst.

Da beschloss der Allershausener Trägerverein auch die Selbstauflösung und Fusion, beide Vereine stimmten unisono einer gemeinsamen neuen Satzung zu. Wohl wegen eines formalen Fehlers wurde diese beschlossene Umwandlung nicht vollzogen. Die Beschlüsse mussten nochmals in die Vereine - und da gab es in Allershausen nun die totale Kehrtwende.

"Es wurde einstimmig beschlossen, den Verein vhs Allershausen e.V. nicht aufzulösen und das operative Geschäft ab dem nächsten Semester wieder selbst zu übernehmen", heißt es in einer Mitteilung des Vereins unter Führung von Bürgermeister Martin Vaas, "bei einer Verschmelzung beider Vereine würde uns zu viel Eigenständigkeit verloren gehen."

Die Ziele liegen zu weit auseinander

Andrea Muth, Leiterin der Vhs Allershausen, sagte auf Anfrage, es habe sich "im Zuge der 15 Monate Zusammenarbeit einfach herausgestellt, dass die Ziele zu weit auseinander liegen". Die Vhs Allershausen sei "eher ländlich orientiert", die Vhs Eching "eher städtisch". Dazu habe es "deutliche Rückmeldungen von Teilnehmern" gegeben. Unter anderem hätten die mit dem neuen Look des gemeinsamen Programms nichts anfangen können, das den Fokus auf künstlerische Beiträge, inhaltliche Schwerpunkte und Dozentenportraits legt.

In Eching zeigt man sich über die Trennung irritiert: "Das erstaunt uns sehr", betont Daniela Kirschstein, die Leiterin der gemeinsamen Vhs. Die Bilanz der 15 Monate Zusammenarbeit sehe sie positiv und die gemeinsam erarbeitete Struktur "professionell und zukunftsfähig". Die Nutzerzahlen seien relevant gestiegen, die Kooperation habe Erleichterung in der Verwaltung gebracht und damit mehr Kapazität für inhaltliche Arbeit.

Von Herbst an liegen wieder unterschiedliche Programme auf

Das jetzt wieder aufzulösen, sei "nicht sinnvoll", bedauert Kirschstein, insbesondere für die Teilnehmer und die Dozenten beider Gemeinden. Das neue Branding als gemeinsame Institution habe sich auch schon etabliert: "Jeder kennt uns jetzt so." Die Entwicklung bis zur Trennung wird in den beiden Orten unterschiedlich gesehen. Muth betont, man habe in "zahlreichen Gesprächen" die Wünsche nach mehr Eigenständigkeit platziert, was "nicht grundlegend" aufgegriffen worden sei. Kirschstein hingegen kann die Dimension des Auseinanderlebens nicht nachvollziehen. Ein "sehr konstruktives Gespräch" vor einigen Wochen erinnert sie, bei dem gemeinsame nächste Schritte beschlossen worden seien.

Stattdessen folgte die Kündigung der Zusammenarbeit durch Allershausen, nach Darstellung Kirschsteins ohne vorherige Rücksprache. Sobald die Vhs Allershausen eigene Verwaltungsprogramme etabliert hat, wird deshalb die Trennung der Daten vollzogen. Im Herbst liegen dann wieder separate Programme auf. Die Vhs Allershausen, die nach den Vorgaben des Dachverbandes keinesfalls marktfähig wäre, sei bereits "in Gesprächen mit einem möglichen neuen Partner", verrät Muth. Die vielfach größere Vhs Eching könne hingegen auch unter den neuen Regularien alleine bestehen, erwartet Kirschstein. Jetzt will man sich in Eching "neu sortieren".

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