Flughafenausbau:"Niemand hat die Absicht, eine dritte Startbahn zu bauen"

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Die Antoniuskapelle steht heute vor dem Franziskussaal in Neufahrn. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Aktionsbündnis "Aufgemuckt" hat sich die Wahlprogramme angeschaut: Das Großprojekt ist darin nirgends zu finden. "Beerdigt" worden ist es aber nach wie vor nicht. Deshalb melden sich die Gegner im Wahlkampf verstärkt zu Wort.

Von Petra Schnirch, Freising

In Bayern beginnt die heiße Phase des Landtagswahlkampfs. Das Aktionsbündnis "Aufmuckt" plant in den kommenden fünf Wochen zahlreiche Veranstaltungen und fordert erneut, das Projekt dritte Startbahn endlich "zu beerdigen". Aufgemuckt-Sprecher Christian Magerl verwies darauf, dass die Zahl der Flugbewegungen auch 2023 sehr deutlich unter dem Maximum im Jahr 2008 mit 432 296 Starts und Landungen liege. In diesem Jahr werde man auf etwa 320 000 kommen. Somit seien es nun bereits "15 Jahre ohne Wachstum". Er erwarte, dass die Staatsregierung "diese Fakten zur Kenntnis nimmt", sagte Magerl am Mittwoch bei einem Gespräch im Freisinger Hofbrauhauskeller.

Von der letzten Prognose 2010, die für 2023 etwa 567 000 Flugbewegungen vorausgesagt hatte, sei der Münchner Flughafen also weit entfernt. Vielleicht liegt es an diesen Zahlen, dass keine der Parteien, deren Wahlprogramme Magerl durchforstet hat, den Startbahn-Bau konkret fordert. Vier sprechen sich klar gegen das Vorhaben aus - Grüne, Freie Wähler, SPD und ÖDP. Vier weitere seien "etwas schwurbelig unterwegs" und treffen keine Aussage dazu.

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Die CSU habe als Ziel lediglich einen "ICE-Anschluss für den Flughafen München" formuliert. Bei der FDP heißt es allgemein: "Wir gehen davon aus, dass sich der Luftverkehr in den nächsten Jahren zügig von den Corona-Auswirkungen erholen wird." Bei der AfD: "Die Zukunft der Flughäfen und Landeplätze muss gesichert und vor grüner Verbotspolitik geschützt werden." Die Linke wiederum wünscht sich eine "demokratische Beteiligung bei der Regional- und Strukturplanung", auch bei Großprojekten wie dem Flughafenausbau. Magerl folgert daraus: "Niemand hat die Absicht, eine dritte Startbahn zu bauen." Aufgemuckt fragt deshalb, weshalb der Planfeststellungsbeschluss noch immer nicht aufgehoben worden sei und das Projekt nach wie vor als Ziel im Landesentwicklungsprogramm (LEP) steht.

Auch fünf Direktkandidatinnen und -kandidaten für den Landtag hatten die Startbahngegner angeschrieben. Bis auf Helmut Markwort (FDP) hätten alle geantwortet, sagte Michael Buchberger, ebenfalls Sprecher von Aufgemuckt. Auf die Frage, warum sie nicht für die Herausnahme der dritten Startbahn aus dem LEP gestimmt hätten, antwortete Benno Zierer (FW) demnach, der Koalitionspartner CSU habe das nicht gewollt. Staatskanzlei-Chef Florian Herrmann (CSU) wiederum habe geschrieben, das sei innerhalb der Regierungsparteien nicht erreichbar. Damit versuche er, "die klare Position der CSU zu verschleiern", kritisierte Buchberger. Es sei schade, dass Herrmann "keine Durchschlagskraft in seiner Fraktion hat, um das Ziel für seine Region durchzusetzen".

Manfred Drobny vom Bund Naturschutz kritisierte die Klimaschutz-Aktivitäten der Flughafengesellschaft als "Nebelkerze". Wenn man Klimaschutz ernst nehme, gehe kein Weg daran vorbei "den Flugverkehr zu reduzieren".

Die Startbahngegner empfangen den Ministerpräsidenten am Herbstfest in Erding

Auf ihr Anliegen wollen die Startbahngegner teils lautstark aufmerksam machen. Am Montag, 4. September, wollen sie Ministerpräsident Markus Söder von 18 bis 19.30 Uhr bei dessen Auftritt im Bierzelt am Erdinger Volksfestplatz empfangen. Am Dienstag, 12. September, folgt ein Vortrag zum Thema "Der Luftverkehr muss den Wachstumskurs verlassen" mit der Forderung nach einer Reduzierung der Slots (19.30 Uhr, Grüner Hof in Freising).

Zwei Flughafengegner der ersten Stunde kommen am Donnerstag, 14. September, nach Neufahrn. Vor der Antoniuskapelle neben der Pfarrkirche findet eine ökumenische Andacht mit den Pfarrern Otto Steinberger und Ralf Guggenmos statt. Danach gibt es Zeitzeugengespräche mit den beiden und Christian Magerl im Gasthaus Maisberger (Beginn 19.30 Uhr). Eine Podiumsdiskussion der Schutzgemeinschaft mit Ulrike Scharf (CSU), Johannes Becher (Grüne), Benno Zierer (FW), Benedikt Klingbeil (SPD) und Timo Ecker (FDP) ist am Freitag, 22. September, im Fischerbräu in Eitting (19.30 Uhr) geplant.

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