CSU und die Quote:Versteh' einer die Frauen"

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Im Freisinger CSU-Kreisvorstand stimmen die Männer für die Einführung einer Frauenquote. Bei den Frauen stößt das auf Unverständnis.

Sabina Dannoura

In München hat CSU-Vorsitzender Horst Seehofer für eine Frauenquote gekämpft - geeinigt hat sich der Vorstand auf 40 Prozent für Ämter auf Landes- und Bezirksebene. Auch der Freisinger Kreisvorsitzende Florian Herrmann spricht sich für eine Geschlechterquote aus. Widerstand kommt in der Kreis-CSU ausgerechnet von: Frauen. So lehnt Gabriele Pfefferkorn, Chefin der Frauen-Union (FU) in der Stadt Freising, eine Quote ebenso ab wie Ex-Stadträtin Irmengard Ortmaier.

Debatte um Frauenquote: In der Freisinger CSU sind die Männer dafür - nicht jedoch die Frauen. (Foto: dpa)

"Frauen, die etwas erreichen wollen, sollen sich auf die Hinterfüße stellen." Diesen Rat erteilt Pfefferkorn ihren Geschlechtsgenossinnen. Sie meint: In der CSU aufzusteigen, sei "nicht so schwierig", doch in der "familienorientierten Partei CSU müssen junge Frauen ihr politisches Engagement erst koordinieren". Dabei betont die Freisinger FU-Chefin, dass Frauen den Parteigremien "gut tun". Deshalb könne sie mit dem nun vereinbarten Kompromiss auch leben.

"Ich halte von einer Quotenregelung nichts", sagt Irmengard Ortmaier, von 1996 bis 2008 Mitglied im Stadtrat Freising. Dass ihre Partei es versäumt habe, Frauen einen angemessenen Stellenwert einzuräumen, stellt sie zwar kritisch fest. "Zwangsweise" einen Frauenanteil zu verordnen, lehne sie jedoch ab. "Ich wurde geschubst, von einem Mann", blickt Ortmaier auf ihre politischen Anfänge. Und so lautet ihre Empfehlung, in persönlichen Kontakten Frauen stärker zu motivieren, sich einzubringen.

Zu den Kommunalpolitikerinnen, die eine Quote für "einen Versuch wert" halten, gehört Monika Hermann, CSU-Ortsvorsitzende und Gemeinderätin in Fahrenzhausen. "Die Zahlen beweisen ja, dass bei uns der Frauenanteil zu gering ist", sagt sie und erinnert an die bislang erfolglosen "Goodwill"-Aktionen, Frauen für die Parteiarbeit zu animieren. Die nun gefundene Regelung sei ein Kompromiss, wobei Monika Hermann es als "wünschenswert" bezeichnet, auch auf Kreis- und Ortsebene eine Quote einzuführen. Allerdings: Ihr zentrales Anliegen ist es, dass Frauen ernst genommen werden - in der Politik und im öffentlichen Leben. "Vermeintlich wichtige Entscheidungen machen Männer unter sich aus oder versuchen es", so ihr Erfahrung.

Der CSU-Kreisvorstand hat sich vor einer Woche mit großer Mehrheit für eine Frauenquote bis hin zur Kreisebene ausgesprochen - dem Vernehmen nach gegen das Votum der anwesenden drei Vorstandsfrauen. Florian Herrmann sagt zum Widerstand aus FU-Kreisen: "Versteh' einer die Frauen." Ernst fügt er an, er verlasse sich auf die Einschätzung von Politikerinnen wie Angelika Niebler und Barbara Stamm, die zu der Erkenntnis gelangt seien: Leistung reiche nicht, um Frauen in der Partei zu fördern. Und Herrmann pflichtet ihnen bei: "Dass Appelle nichts helfen, haben die vergangenen Jahre gezeigt." Die Quote übe "sanften Druck" aus, sei jedoch kein Allheilmittel, warnt der Freisinger Kreis-Chef. Auch in den Veranstaltungsformen und inhaltlich müsse sich die CSU wandeln, um zum Beispiel für junge Akademikerinnen attraktiv zu sein.

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© SZ vom 06.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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