Politischer Aschermittwoch:Zwischen Kabeljau und Wahlkampf

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Die CSU stimmt sich ein.

Von Clara Lipkowski, Eching

Es waren die großen politischen Themen, welche die etwa 90 CSU-Mitglieder beim traditionellen Fischessen am Aschermittwoch im Huberwirt serviert bekamen. Zwischen dem Raunen der Kellnerinnen: "Wer kriegt den Kabeljau? Jemand Kabeljau?" und dem mit Silberbesteck klappernden, überwiegend älteren Publikum beherrschten die innere Sicherheit und die Flüchtlingspolitik die Reden der CSU-Politiker. Florian Herrmann und Erich Irlstorfer waren auf Wahlkampf eingestimmt, denn, ja, die Bundestagswahl steht an und, ja, da war doch etwas, die Landtagswahl in Bayern 2018 ist auch nicht mehr so weit hin.

Mit Blick auf September waren sich beide Politiker einig: Dieser Martin Schulz von der SPD, den haben sie längst durchschaut. Der sei sowieso "personifizierte Fake News", schimpfte der Landtagsabgeordnete Florian Herrmann, der zuerst ans Rednerpult trat. Wie "dieser Bürgermeister aus Würselen" die Wahrheit "von den Beinen auf den Kopf" stelle, das komme schon einem Donald Trump gleich - etwa wenn Schulz sage, dass "angeblich die soziale Schere immer weiter aufgeht". Ein junger Zuhörer quittierte das mit: "Da begibt er sich aber auf sehr dünnes Eis", und schüttelte den Kopf. Herrmann widmete sich sodann auch lieber seinem Herzensthema: der inneren Sicherheit. "Wir haben in Bayern den höchsten Stand von Polizisten aller Zeiten und stellen noch ein!", sagte er, und das nicht erst seit der steigenden Terrorgefahr. Dies sei von Erfolg gekrönt: die Zahl der Straftaten sei bundesweit im Freistaat am niedrigsten und die Aufklärungsrate am höchsten.

Der Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer kam natürlich auch auf Martin Schulz zu sprechen: "Auch wenn die SPD um ein paar Prozentpunkte zugelegt hat", habe man noch Zeit bis zur Wahl. Außerdem sehe man, dass Schulz in vielen Themen, die er anbringe, "nicht daheim" sei. "Aber die CSU hat sowieso vor niemandem Angst und braucht auch vor niemandem Angst zu haben", meinte er. In der Asylpolitik kritisierte er: "Wenn ich am Flughafen sehe, dass da Flüge nach Tunesien gehen", finde er es lächerlich, wenn die Opposition Abschiebungen dorthin kritisiere. "Guten Morgen, liebe Opposition!", rief er aufgebracht, "da haben die wohl etwas nicht verstanden!"

Zudem kritisierte er, dass in Gammelsdorf der Gottesdienst an Weihnachten abgeschafft worden sei, weil es hieße, man habe 30 Prozent Nichtchristen. "Wo samma denn eigentlich? Das ist falsch verstandene Toleranz!", rief er und erntete dafür den lautesten Applaus des Abends.

© SZ vom 03.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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