Corona im Landkreis Freising:"Das Virus ist nicht besiegt"

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Nach wie vor rechnet man im Klinikum Freising mit einer zweiten Infektionswelle. Im Landratsamt warnt Staatskanzleichef Florian Herrmann darum vor einem allzu schnellen Ausstieg aus dem Shutdown.

Von Peter Becker, Freising

Das Freisinger Klinikum erhält vom Freistaat Bayern einen Computertomografen (CT). Das verkündeten Gesundheitsministerin Melanie Huml und Staatskanzleichef Florian Hermann am Mittwochnachmittag bei einer Pressekonferenz im Freisinger Landratsamt. Zuvor hatten beide an der Lagebesprechung der Führungsgruppe Katastrophenschutz in Freising teilgenommen. Dem schloss sich die wöchentliche Pressekonferenz des Landratsamts zum Stand der Corona-Pandemie im Landkreis Freising an. Deren positive Botschaft lautet: Die Lage entspannt sich zusehends.

Der Landkreis Freising ist, was die Erkrankungen mit Covid-19 anbelangt, ein lokaler Hotspot im Freistaat. Zur besseren Versorgung der Patienten hat das Freisinger Krankenhaus bereits acht Beatmungsgeräte und zwei Monitore vom Freistaat erhalten. Der legt noch einmal nach. Das Gesundheitsministerium hat 34 CT-Geräte beschafft, eines davon wird im Freisinger Klinikum stationiert. Huml erläuterte dazu, das bildgebende Verfahren mache Aufnahmen von der Lunge und helfe bei Diagnose und Behandlung von Lungenkrankheiten wie Corona. Es zeige den Zustand des Atmungsorgans und helfe, die angemessene Behandlung zu bestimmen. Im speziellen Fall von Corona bedeutet das etwa, welche Intensität der Beatmung notwendig ist.

Staatskanzleichef Hermann betonte, es sei ihm ein besonderes Anliegen gewesen, den Landkreis Freising und dessen Führungsgruppe zu besuchen, solange Josef Hauner (CSU) noch Landrat sei. Dessen Amtszeit endet an diesem Donnerstag. Herrmann war gekommen, um allen, die im Landkreis Freising an der Eindämmung der Pandemie geholfen haben, ein großes Lob auszusprechen. "Im Landkreis Freising wurde herausragende Arbeit geleistet", sagte er.

Der Staatskanzleichef betonte, es tue gut, in diesen Zeiten auch mal positive Nachrichten zu hören. So wie die von Christine Setzepfand vom Freisinger Gesundheitsamt. Die Lage habe sich deutlich stabilisiert, sagte sie. Seit dem Pressegespräch am vergangenen Donnerstag habe es nur 20 neue Erkrankungen an Covid-19 gegeben. Insgesamt sind im Landkreis bislang 904 Personen vom Virus befallen, davon sind 687 wieder genesen. Allerdings sind 39 Menschen der Krankheit erlegen. Von einer ruhigen stabilen Lage im Klinikum selbst sprachen Geschäftsführer Andreas Holzner und Markus Neumaier, der Ärtzliche Leiter des Krankenhauses. Ersterer sprach von der herausfordernden Aufgabe, den regulären Betrieb wieder hochzufahren. Es gelte eine Warteliste verschobener Eingriffe abzuarbeiten, gleichzeitig aber Kapazitäten für eine mögliche zweite Erkrankungswelle bereit zu halten. Neumaier berichtete von aktuell 27 Patienten auf der Intensivstation von denen vier beatmet würden. "Wir kommen gut zurecht", stellte er fest.

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Von einer stabilen Lage berichtete auch Georg Miedl, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes. Die Ärzte seien gut mit Schutzmaterial versorgt, es kämen wieder Patienten in die Praxen. Der Umgang der Ärzte untereinander sei sehr solidarisch und freundlich. Ähnliches berichtete der Freisinger Versorgungsarzt Mark Bardenheuer. Allen positiven Entwicklungen zum Trotz schwingt die Sorge um die zweite Welle in den Statements der Ärzte mit. "Wir harren der nächsten Zukunft", sagte Miedl. Bardenheuer sieht den Landkreis in jedem Fall gut gerüstet. Wann die zweite Welle ankommt, ist Spekulation. "Da gibt es viele Unwägbarkeiten in Rechenmodellen", meinte Bardenheuer.

Hermann sieht das Vorgehen der bayerischen Regierung bestätigt. "Die Strategie, die gewählt wurde, geht auf", stellte er fest. Was bedeutet, dass jederzeit genügend Plätze in den Kliniken bereit standen, trotz Versorgungsschwierigkeiten genügend Material vorhanden war und die Infektionsketten eingedämmt waren.

Herrmann warnte aber: "Das Virus ist nicht besiegt." Schwieriger als den Shutdown zu verhängen, sei nun der Ausstieg aus demselben. Wichtig sei es, jetzt das richtige Maß an Lockerung zu finden, damit nicht wieder alles aus dem Ruder laufe. Erleichterungen müssten sorgfältig austariert werden. Vorsicht und Umsicht seien geboten. Der Umstand, dass etwa der Landkreis glimpflich davon gekommen sei, verleite manche Menschen zu dem Schluss, dass doch nicht alles so schlimm sei, wie immer dargestellt.

© SZ vom 30.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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