Inhabergeführte Geschäfte:Immer auf dem neuesten Stand

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Der "Bioladen Lebenskunst" bietet von Obst und Gemüse, über Milch- und Fleischwaren, Gewürze, Tees bis zu Reinigungs- Wasch- und Seifenmitteln alles in Bioqualität an. (Foto: Marco Einfeldt)

Katharina Zanker achtet in ihrem Bioladen "Lebenskunst" auf individuelle Beratung, eine familiäre Atmosphäre und ständig wechselnde Angebote. Wer nichts zum Tragen dabei hat, kann sich an der Taschengarderobe bedienen.

Von Nora Schumann, Freising

Katharina Zanker wedelt begeistert mit einer Zeitschrift. Bereits zweimal wurde ihr Bioladen Lebenskunst vom Bio-Magazin Schrot&Korn ausgezeichnet, in den Kategorien "freundliche Bedienung" und "fachkundige Beratung". Auch in diesem Jahr habe sie sich beworben und habe gute Chancen, erzählt die Inhaberin sichtlich stolz. Die Kunden schätzten laut Bewertung die individuelle, informative Beratung, die familiäre Atmosphäre und das wechselnde Angebot.

Seit 2006 führt Katharina Zanker den Bioladen, zuvor war sie als Geschäftspartnerin eingestiegen. Die damalige Inhaberin sei schwanger geworden und habe sie schließlich gefragt, ob sie den Laden übernehmen wolle. "Ich trau mich nicht!", habe Zanker zuerst gedacht, es dann aber doch versuchen wollen. Auf lange Sicht könne sie sich nichts anderes vorstellen, sie arbeite gerne, sagt die gelernte Hotelfachfrau. "Wenn sich Kunden, die das erste Mal da sind, beim Rausgehen umdrehen und bedanken, das macht Spaß", sagt sie.

Das Sortiment wird regelmäßig angepasst

Der Bioladen Lebenskunst bietet von Obst und Gemüse, über Milch- und Fleischwaren, Gewürze, Tees bis zu Reinigungs- Wasch- und Seifenmitteln alles in Bioqualität an. Der Laden hat sich seit der Übernahme vor 13 Jahren verändert. "Am Anfang war hinten noch ein Wollverkauf", erzählt Zanker. Auch Tragetücher und Kinderspielzeug seien früher noch Teil des Sortiments gewesen. "Damals gab es die Tragetücher noch nicht an jeder Ecke und der Onlinehandel war natürlich auch noch nicht so ausgeweitet", sagt Zanker. Mittlerweile passt Zanker das Sortiment regelmäßig neu an, der Grundstock sei aber immer gleich. Das Angebot ändert sich mit der Nachfrage oder mit einer neuen Entdeckung. "Es gibt auch immer wieder so Hypes: Glutenfrei, dann vegan, da ändern sich Kleinigkeiten", erläutert Zanker. Bei jeder Bestellung schaue sie nach, wann das Produkt zum letzten Mal bestellt worden sei und wie viel demnach verkauft wurde. "Falls es nicht läuft, fliegt es - Zack - raus", Zanker wischt energisch mit der Hand zur Seite. "Es kommen eh immer Neuigkeiten, da brauche ich den Platz." Neu im Sortiment seien beispielsweise Bienenwachstücher als Ersatz für Frischhaltefolie. "Da könnte ich auch alles zu den Herstellerinnen und den Produktionsabläufen erzählen", sagt Zanker.

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Unverpackt und mit Taschengarderobe

Seit drei Jahren lässt sich bei Lebenskunst auch unverpackt einkaufen. Nudeln, Haferflocken, Nüsse und diverse Reinigungs- und Waschmittel können in mitgebrachte Behältnisse abgefüllt werden. Kunden, die zu viele Behältnisse zuhause haben, könne diese im Laden lassen, um andere Kunden zu erfreuen, die keine Behälter mitgebracht haben. Auch eine Taschengarderobe hat der Bioladen. Tragetaschen, die von ihren Vorbesitzern nicht mehr gebraucht werden, warten dort auf vergessliche Einkäufer ohne Tasche. "Seit wir die Garderobe vor rund drei Jahren eingeführt haben, haben wir nur sechs Papiertaschen verkauft", freut sich Zanker.

Ernährung hat für Katharina Zanker wesentlich an Bedeutung gewonnen, als ihre Kinder noch klein waren. "Ich wollte selbst entscheiden, wann ich meinen Kindern Antibiotika gebe und nicht, in welchem Fleisch sie es schon drin haben", erklärt sie.

Das Klischee des "Ökofreaks" verliert an Bedeutung

Dass immer mehr Supermärkte und Discounter Produkte in Bioqualität anbieten, macht Zanker keine Sorgen. Die Bioqualität, die man in den Discountern finde, sei oftmals mit anderen, nicht ganz so hochwertigen Siegeln gekennzeichnet, erklärt Zanker. Sie findet es hilfreich, dass die Discounter Bioprodukte ins Sortiment aufgenommen haben. "Da sinkt die Hemmschwelle für die Leute nach Bioprodukten zu greifen", sagt Zanker. Sie freue sich, dass Bio durch günstige Anbieter auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde, da würde das Klischee des "Ökofreaks" an Bedeutung verlieren. Freising sei generell ein gutes Pflaster für Ökoprodukte, "die Leute studieren von Haus aus das Richtige". Eine Konkurrenz sieht Zanker durch die Supermärkte nicht notwendigerweise gegeben. Was den Laden Lebenskunst vom Bioprodukt im Supermarkt-Regal unterscheide, sei zum einen, dass auf möglichst regionale Lebensmittel geachtet werde, zum anderen die individuelle Beratung und das Interesse an den Kunden.

Wie zur Bestätigung ihrer Worte bahnt sich in diesem Moment eine ältere Dame ihren Weg zu Katharina Zanker und überreicht ihr zwei kleine leere Glasflaschen und einige handbeschriebene Zettel. "Mit dieser Kundin habe ich mich über Rezepte ausgetauscht und möchte sie von meinem privat gebrauten Bitterorangenlikör probieren lassen", erklärt Katharina Zanker und stellt die Fläschchen neben die Kasse. "Auch wenn jemand etwas wünscht, was wir nicht im Sortiment haben, kümmern wir uns darum und telefonieren herum", sagt sie.

Zanker wünscht sich mehr Müllvermeidung

Privat wünscht sich Kathrina Zanker, dass das Müllvermeidungsthema noch mehr bei den Leuten ankommt. "Wir sind hier direkt vor dem Standesamt, das hat viele Vorteile, aber ich verstehe nicht, warum man jemand mit Müll bewirft, um ihm zu gratulieren", seufzt sie nicht ohne ein Spur von Ironie in der Stimme. Die Beete seien immer voll von Plastikherzchen gewesen, bevor die Stadt dies verboten habe. Der Bioladen Lebenskunst produziert fast keinen Bioabfall. Die kleine Biotonne würden sie sich mit den weiteren drei Parteien des Hauses teilen, erläutert Katharina Zanker. Was schimmlig sei, müsse zwar weggeworfen werden, Produkte mit Mängeln hingegen kämen in eine Kiste zum Verschenken. "Ich würde mich freuen, wenn die Menschen zumindest versuchen, die Welt in keinem schlechteren Zustand weiterzugeben, als sie jetzt ist", resümiert Katharina Zanker.

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