Die Nandlstädter Markräte sind in Sachen Windenergie gespalten. Eine Umfrage dazu, die Bürgermeister Jakob Hartl (Bürgerliste Nandlstadt) in Eigenregie kurz vor Weihnachten an alle Haushalte verteilen ließ, schlägt nun zusätzliche Wellen. Allerdings entscheidet gar nicht der Marktrat, sondern das Freisinger Landratsamt über den Antrag der Firma Tetra r.e. GmbH, die in Großgründling an der Gemeindegrenze zu Au zwei Windräder bauen möchte. Das Unternehmen, das auch das Windrad in Kammerberg errichtete, hat kürzlich einen Antrag zum Bau von zwei rund 200 Meter hohen Anlagen im Landratsamt abgegeben.
Dieser wird nun nach Emissionsschutzrecht geprüft, was einige Monate dauern wird. Da es einen genehmigten Vorbescheid gibt, haben die Windräder offensichtlich gute Chancen, realisiert zu werden. Das gefällt aber nicht allen in Nandlstadt. Bürgermeister Hartl ist bekennender Gegner der Anlagen, Ende Januar sollen die Ergebnisse der Umfrage bekannt gegeben werden. Dieses Vorgehen Hartls verärgerte besonders Marktrat Erhard Schönegge (Bündnis 90/Grüne), denn die Umfrage enthalte "manipulative Fragen". In einem offenen Brief an Hartl schreibt er, es sei Aufgabe des Bürgermeisters, für alle Bürger zu sprechen. Vor allem aber gaukle der Rathauschef der Bevölkerung vor, sie könne mitentscheiden.
Die geplanten Anlagen bei Großgründling haben unterdessen gute Chancen, genehmigt zu werden
Durch zwei Instanzen hatte die Gemeinde vergeblich gegen den Vorbescheid für das Windenergieprojekt geklagt. Eine knappe Mehrheit im Marktrat hatte sich damals für den Klageweg ausgesprochen, was schließlich 40 000 Euro gekostet hat, wie Michael Reithmeier, Geschäftsstellenleiter des Marktes, informiert. Wenn das Landratsamt dem Vorhaben zustimmt, habe die Gemeinde kaum eine Möglichkeit, den Bau zu verhindern. Einzig die Nachbargemeinde Au könnte dann noch etwas dagegen unternehmen, da sich dort einige Wohnhäuser dichter am geplanten Standort befänden als auf Nandlstädter Gebiet, so Reithmeiers Einschätzung.
Nandlstadt beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Windkraft und hatte sogar vor, in seinem Flächennutzungsplan Zonen auszuweisen, in denen sich Windräder wirtschaftlich lohnen würden, und dafür eine Studie in Auftrag gegeben. Als jedoch im November 2014 die 10-H-Regelung in Kraft trat - der Abstand von Windrädern zu Wohnhäusern soll demnach mindestens das Zehnfache ihrer Höhe betragen -, wurde die Ausweisung nicht weiter verfolgt. Denn diese Distanz könnte nicht eingehalten werden.
Allerdings hatte 2013 die Landessiedlung, eine Tochterfirma des Bauernverbandes, bereits einen Antrag für den Bau von zunächst drei, dann zwei rund 190 Meter hohen Windkraftanlagen bei Großgründling eingereicht und den besagten positiven Vorbescheid erhalten. Danach passierte nichts mehr, bis die Landessiedlung das Projekt im Frühjahr 2017 für eine "größere Summe" an die Firma Tetra verkaufte, wie Geschäftsführer Stephan Schinko berichtet. Im Landratsamt habe man ihm versichert, dass die 10-H-Regelung für diese Windräder nicht gelte, da der Antrag vor dem Stichtag eingereicht worden war.
In Bayern werden wegen der 10-H-Regel kaum Windräder gebaut. Doch viele Gemeinden wollen nicht aufgeben
Hartl hält seine Umfrage trotz des am Donnerstag im Marktrat geäußerten Vorwurfs, er mache Stimmung gegen die Windräder, für legitim und will die Ergebnisse ans Landratsamt weitergeben. Positiv stehen der Windkraft neben Schönegge auch die "Unabhängigen Wähler" gegenüber, sagt Gerhard Betz. Die CSU sei eher skeptisch, so Rainer Klier. Derweil plant die Firma Tetra, die Nandlstädter Bürger entweder in Form einer Genossenschaft wie in Kammerberg oder in Form einer GmbH an den Windrädern zu beteiligen. Von der Idee, der Gemeinde eine Beteiligung anzubieten, habe man Abstand genommen, sagt Schinko.