Alternative Energieversorgung:Eine ganz neue Denkweise

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Der eine Teil des in Allershausen geplanten Wärmenetzes baut auf einem mit Hackschnitzeln betriebenem Blockheizkraftwerk auf. (Foto: Günther Reger)

Im Allershausener Neubaugebiet Eggenberger Feld-Süd soll ein innovatives Wärmenetz entstehen.

Von Petra Schnirch, Allershausen

Im Neubaugebiet Eggenberger Feld-Süd will die Gemeinde Allershausen bei der Versorgung ganz neue Wege gehen. Dort soll ein innovatives Wärmenetz installiert werden, das ausschließlich auf regenerative Energien setzt. Andreas Kupfer, Geschäftsführer des Ingenieurbüros "Build.ing Consultants + Innovators" (BCI) aus Nürnberg kündigte bei der Präsentation der Machbarkeitsstudie im Gemeinderat an, dass damit der "Grundstein für eine neue Denkweise" gelegt werde.

Zuvor aber müssen einige Fragen geklärt werden. Der Bund stellt für solche Projekte eine Förderung von 40 Prozent in Aussicht, in diesem Fall wäre das knapp eine Million Euro. Ohne diesen Zuschuss wäre eine Umsetzung in Allershausen zu teuer. Die Gemeinderäte sprachen sich einstimmig dafür aus, einen entsprechenden Antrag zu stellen. Weiterer Knackpunkt ist, dass auch der regionale Energieversorger Bayernwerke als Monopolist den Plänen zustimmen muss. Josef Lerchl (SPD) schlug vor, das Unternehmen damit zu ködern, dass die Straßenbeleuchtung demnächst neu vergeben werde.

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Kollektor unter dem Acker

Ein Baustein des Konzepts von BCI ist die Nutzung einer oberflächennahen Großkollektoranlage unter einer Ackerfläche mit einem Kalten Nahwärmenetz, ohne die Landwirtschaft zu beeinträchtigen, wie Ingenieur Volker Stockinger versicherte. Kombiniert wird es mit einem Warmen Nahwärmenetz auf Basis eines Hackschnitzel-Blockheizkraftwerks. Gekoppelt werden beide Netze in einer Energiezentrale. Das Vorhaben könne als "Blaupause für zukünftige Entwicklungen nicht nur von Neubau-, sondern auch von nachverdichteten Quartieren dienen", heißt es in der Studie. Über ein sogenanntes Arealnetz werden die Gebäude versorgt. Auch eine Kühlung im Sommer sei möglich.

Das Konzept eines Kalten Nahwärmenetzes werde aktuell in mehreren Projekten seines Büros entwickelt und umgesetzt, erklärte Oliver Jainta, ebenfalls BCI-Geschäftsführer. Die einzelnen Komponenten hätten sich seit langer Zeit bewährt. Die Besonderheit in Allershausen liege in der Kombination der Technologien. Die Umweltbelastung sei "so gering wie in keinem anderen vergleichbaren Konzept".

140 Wohneinheiten entstehen

Im Eggenberger Feld-Süd sind etwa 140 Wohneinheiten in Doppel-, Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern vorgesehen. Die ersten Gebäude sollen 2020 entstehen. Die Kosten haben sich laut Stockinger nach 14 Jahren amortisiert. Auf einen Zeitraum von 40 Jahren gesehen, spucke das System "jedes Jahr fünf Prozent Rendite aus". Somit sei es wirtschaftlich und gut für die Umwelt. Stockinger legte zugrunde, dass 75 Prozent der Gebäude angeschlossen werden.

Die Umsetzung eines solchen Konzepts ist laut Jainta im ländlichen Raum und auch in Städten möglich. Auf dem Land und am Stadtrand gestalte sich die Suche nach Flächen für den Kollektor jedoch einfacher. Innerstädtisch rücke daher "eine Kombination eines Kalten Nahwärmenetzes mit anderen Energiequellen wie Abwasserwärme weiter in den Fokus.

Bisher hatte sich der Gemeinderat in Allershausen nichtöffentlich über das Wärmenetz 4.0 informiert und die Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, am Dienstag stellte das Ingenieurbüro das Konzept erstmals im öffentlichen Teil der Sitzung vor. Die Gemeinderäte waren einhellig dafür, es weiter zu verfolgen. Max Raith (PFW) wollte wissen, ob man einen Anschlusszwang festschreiben könne. Johann Vachal, Geschäftsleiter der Gemeinde, will dies klären.

© SZ vom 17.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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