Flughafen München:Gegner wollen die Startbahn endlich beerdigen

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Aufgemuckt-Sprecher Christian Magerl ist als Ornithologe viel im Erdinger Moos unterwegs, wie hier auf dem Sperrgrundstück des Bundes Naturschutz. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Aktionsbündnis Aufgemuckt plant im Wahlkampf wieder Protestveranstaltungen, um den Druck auf die Staatsregierung zu erhöhen.

Von Petra Schnirch, Freising

2023 ist Wahljahr in Bayern. Für das Aktionsbündnis Aufgemuckt bedeutet dies, dass wieder zahlreiche Veranstaltungen in Planung sind, "um die CSU unter Druck zu setzen", wie Christian Magerl, einer der Sprecher des Bündnisses, am Donnerstag bei der Mitgliederversammlung in Attaching ankündigte. Das Projekt dritte Startbahn müsse endlich "beerdigt" werden, "der Beschluss muss weg", forderte er. Dies bleibe das Haupt-Credo im Wahlkampf. Denn die dritte Startbahn sei nach wie vor Ziel der Landesplanung, darauf verwies auch Grünen-Landtagsabgeordneter Johannes Becher.

Geplant sind Mahnwachen, wenn Ministerpräsident Söder in die Landkreise Freising und Erding kommen sollte, Infoveranstaltungen, eine Podiumsdiskussion am 22. September in Eitting sowie eine Aktion direkt am Flughafen. Mehr wollte Magerl dazu nicht verraten. Der Freisinger Stadtrat Manfred Drobny (Grüne) schlug gemeinsame Aktionen mit der Jugend von "Fridays for Future" vor. Wenn man es mit dem Klimaschutz wirklich ernst meine, müsste auch die Fläche im Erdinger Moos, die für die Startbahn vorgesehen ist, wieder vernässt werden, so Drobny.

Zuvor hatte Magerl anhand der aktuellen Flugbewegungen und Passagierzahlen bekräftigt, dass aus Sicht der Ausbaugegner keinerlei Bedarf für eine dritte Startbahn bestehe. 2022 erholte sich der Luftverkehr zwar wieder etwas nach den ersten beiden Corona-Jahren, das Vor-Krisen-Niveau von 2019 aber ist noch lange nicht erreicht, das zeigen die Statistiken. Die Zahl der Flugbewegungen lag am Flughafen München im vergangenen Jahr bei 285 000.Im Vergleich zu 2019 mit 417 000 Starts und Landungen ist das immer noch ein sattes Minus von 31,7 Prozent. Im Februar 2022 betrug das Minus - bezogen auf den Vergleichsmonat 2019 - laut den Zahlen der Deutschen Flugsicherung sogar 35,1 Prozent.

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Ähnlich sieht es bei den Passagieren aus. Auf Inlandsflügen betrug der Rückgang 2022, verglichen wiederum mit 2019, sogar 50 Prozent. Hier werde man auch nicht wieder auf das vormalige Niveau zurückkommen, prognostizierte Magerl. Er führt das auf vermehrte Zoom-Konferenzen zurück. "Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung." Auch die Fracht hat sich noch nicht ganz von den Einbrüchen während der Pandemie erholt.

Während die Flughafenbetreiber davon ausgehen, bald wieder das Vor-Krisen-Level zu erreichen, wie Magerl anhand von Zitaten zeigte, äußern sich andere wie Unternehmensberater Roland Berger skeptischer. Er erwartet für dieses Jahr mit Verweis auf eine Umfrage eine verhaltene Nachfrage, die Zahl der Geschäftsreisen wird demnach um 28 Prozent niedriger ausfallen als 2019, bei Privatreisen werden es 19 Prozent sein, heißt es im Nachrichtenportal aero.de. Geschäftsreisende hätten als Grund oft auch ökologische Bedenken genannt.

Synthetisches Kerosin ist vorerst keine Alternative, weil zu wenig zur Verfügung steht

Keine großen Hoffnungen sollte man auf einen raschen Einsatz von synthetischen Kerosin setzen, sagte Magerl. Er sprach von einem "Tropfen auf den heißen Stein", weil nur geringe Mengen zur Verfügung stünden und die Begehrlichkeiten auch in anderen Branchen groß seien.

Thema ist derzeit erneut der Lärmaktionsplan vom Dezember 2021. Nach der Veröffentlichung von Lärmkarten 2022 für den Flughafen München durch das Landesamt für Umwelt will die Regierung von Oberbayern dessen Aktualität überprüfen. Deshalb sind erneut Stellungnahmen bis zum 3. April möglich ( laermaktionsplanung@reg-ob.bayern.de). Schon 2021 sei "praktisch nichts von unseren Anregungen umgesetzt worden", kritisierte Magerl. Deshalb verspricht er sich nicht viel von neuen Anmerkungen. Dennoch forderte er dazu auf, die damaligen Äußerungen noch einmal abzuschicken. Auch Johannes Becher sprach von einer "reinen Alibi-Beteiligung".

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Interview: Petra Schnirch, Marco Einfeldt (Fotos) und Birgit Goormann-Prugger (digitale Umsetzung)

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