Kultur:Freising feiert einen großen Europäer

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Der heilige Korbinian mit dem Bären ist in Freising ohnehin sehr präsent - im Jubiläumsjahr 2024 dreht sich fast jede kulturelle Veranstaltung um den Bistumsgründer. (Foto: Marco Einfeldt)

Im Jubiläumsjahr "1300 Jahre Korbinian" folgt ein Event auf das nächste. Das städtische Kulturprogramm zählt schon jetzt 50 Veranstaltungen - und es dürften noch mehr werden.

Von Petra Schnirch, Freising

Korbinian ist zurück. 1300 Jahre nach seiner Ankunft in Freising ist der Bistumsgründer in der Stadt präsenter denn je. Fast jede Veranstaltung im Jubiläumsjahr 2024 schlägt einen Bogen zu dem Heiligen, der 724 aus Arpajon nach Freising kam. Das städtische Kulturprogramm ist so umfassend wie spannend, es reicht von Schülerprojekten über Ausstellungen, Konzerten bis zum Musical, sodass an dieser Stelle nur ein kleiner Auszug möglich ist. Mehr als 50 Veranstaltungen zählt der Kalender schon jetzt und es dürften noch mehr werden.

Mit dabei sind Freisings Partnerstädte - übers Jahr verteilt mit Aktionen am Wochenmarkt und in der Stadt. Am 7. April startet zudem eine Ausstellung im Bürgerturm. Auf Schautafeln werden die Beweggründe für die Partnerschaften nachgezeichnet, denn die Verbindungen sind alle historisch bedingt. Arpajon zum Beispiel ist die Geburtsstadt des heiligen Korbinians. OB Tobias Eschenbacher sieht in dessen Entsendung nach Freising "die Begründung des europäischen Gedankens". Freising empfinde sich auch heute "als weltoffene Stadt".

Dies will auch eine Veranstaltung des Josef-Hofmiller-Gymnasiums am Mittwoch, 10. April, vermitteln. Mit Bildern, plastischen Werken, einem Film und Musik wollen die Schülerinnen und Schüler zeigen, wie gewinnbringend es sein kann, "über Grenzen hinweg", so der Titel der Aktion, unterwegs zu sein. Am Dom-Gymnasium folgt am Donnerstag, 18. April, 19 Uhr, ein Themenkonzert zur "Vita Corbiniani", die Bischof Arbeo wenige Jahre nach Korbinians Tod verfasst hatte. Domrektor Marc-Aeilko Aris, von dem die aktuellste Übersetzung stammt, führt im Gespräch in das Werk ein, danach werden Auszüge präsentiert und von Ensembles der Schule musikalisch umrahmt.

Die Landschaftsbilder von Valentin Gappnipp im Fürstengang sind sehr detailgenau. Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf hat die Örtlichkeiten damals und heute verglichen. (Foto: Marco Einfeldt)

Selbst mitwirken können Interessierte am Samstag, 20. April. Ein großes Korbinians-Mosaik aus 1300 Fliesenbruchstücken mit Motiven aus Freising soll Stück für Stück im Pop-up-Store am Marienplatz entstehen. Eine Woche später, am 27. April, startet eine Pilgerfahrt nach Frankreich, natürlich auf den Spuren des Heiligen in Arpajon.

Einen ungewöhnlichen Beitrag zum Jubiläum liefert die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Sie verbindet Historie und Wissenschaft, das Ergebnis ist in der Ausstellung "Landschaft. Bild. Wandel - Valentin Gappnigg neu entdeckt" im Pop-up-Store zu sehen, die am 16. Mai eröffnet wird. Die Landschaftsgemälde des Künstlers zeigen detailreich und nahezu kartografisch genau die Besitzungen des Fürstbistums Freising um das Jahr 1700. Studierende der HSWT haben versucht, Veränderungen zu erkennen und herauszuarbeiten.

Eine Uraufführung gibt es am Samstag, 7. Juli, im Schafhof: "Da Kurbi", ein bayerisches Musical, wird an diesem Tag gleich zweimal gezeigt (17 und 20 Uhr). Fünf Freisinger Freunde, die ihre Wurzeln in verschiedenen Ländern haben, erzählen eine musikalisch unterlegte Reisegeschichte und treffen Figuren wie Graf Dracula und den heiligen Korbinian. Der Text stammt von Gottfried Herrmann, die Musik von Vladislav Cojocaru, es spielt das Freisinger Kammerorchester Trisono.

Eine zentrale Rolle wird der heilige Korbinian auch bei der "Langen Nacht der Freisinger Stadtgeschichte" am Freitag, 26. Juli, spielen. Es gibt mehrere Kurzführungen, das Programm wird Anfang Juli ausgelegt.

Ein weiterer Höhepunkt folgt nach der Sommerpause am Sonntag, 15. September, mit dem großen Jubiläumsfestzug durch die Innenstadt. Am Vormittag zelebriert Erzbischof Reinhard Marx einen Festgottesdienst am Domplatz.

Auch jüngeren Leute möchte man das Leben des Bistumspatrons näherbringen. Wie ginge das besser als mit Rock- und Popsongs? Im Lindenkeller werden am Sonntag, 29. September, die wichtigsten Stationen seines Lebens auf ganz neue Weise inszeniert. Die Chöre Jederzeit und Coro Latino laden gleich zweimal zu einem besonderen Konzert (11 und 19 Uhr) ein.

Das Korbiniansbrünnlein am Weihenstephaner Berg kann das ganze Jahr über besucht werden. (Foto: Johannes Simon)

Auch einer der bekanntesten Kunstschaffenden im Landkreis, Regisseur und Bühnenbildner Thomas Goerge, beteiligt sich am Festjahr. In seinem Buch "Das Geheimnis der Krypta" stellt der 2005 verstorbene Schriftsteller Carl Amery Fragen zur Zukunft der Menschheit und des Planeten. Leitmotiv sind die Stadt Freising und die Krypta des Freisinger Doms mit der berühmten Bestiensäule. Freisinger Amateurschauspieler und -schauspielerinnen des Vereins Udei interpretieren in einer szenischen Lesung gemeinsam mit Profis am Donnerstag und Freitag, 3. und 4. Oktober, die hochaktuelle Geschichte im kleinen Asamsaal (19.30 Uhr).

Auch Organisationen, die man eher weniger mit Freising und seiner Historie verbindet, bringen sich im Jubiläumsjahr ein. Die "Freisinger Schnipsis" widmen ihre aktuellen Arbeiten der Mission Korbinians, den europäischen Gedanken zu verbreiten. Gemeinsam mit Mitgliedern der Patchwork Gilde Deutschland zeigen sie in einer Quiltausstellung ihre Interpretationen des Themas. Im Sporrer-Keller unter dem Weihenstephaner Berg können sich die Besucherinnen und Besucher von 10. bis 20. Oktober davon überzeugen, wie vielseitig diese Kunstform ist.

Wie Kinder und Jugendliche der Kunstschule Kukiju Stationen aus Korbinians Leben gestaltet haben, ist in einer Ausstellung von 11. bis 13. Oktober im Pop-up-Store zu sehen. Den kreativen Prozess begleitete die Musikschule 3klang.

Geöffnet ist das ganze Jahr das Quellheiligtum Korbiniansbrünnlein am Weihenstephaner Berg. Der Heilige soll dort mit seinem Stab eine heilkräftige Quelle erweckt haben. Die Ruinen der von den Gebrüdern Asam gebauten Kapelle sind noch immer ein schöner Andachtsort.

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