Das, was die Freisinger und ihre Gäste in diesem Jahr erleben werden, ist nichts weniger als ein Jahrhundertereignis. Der eine oder die andere winkt jetzt vielleicht ab und hält das für eine ziemliche Übertreibung. Doch tatsächlich feiert Freising seit 1724 die Ankunft des Heiligen Korbinians im Jahr 724 alle hundert Jahre mit einem großen Fest. 2024 setzt sich diese Tradition fort. Im Kulturprogramm stehen bisher mehr als 50 Veranstaltungen, es gibt einen Festzug, im Diözesanmuseum findet die Landesausstellung statt und die "Vita Corbiniani" über das Leben des Heiligen ist neu aufgelegt worden, als Buch und CD.
Vor allem das Jubiläum 1724 war Anlass für bahnbrechende Neuerungen. Johann Franz Eckher von Kapfing machte den Freisingern damals ein "großes Geschenk", wie es OB Tobias Eschenbacher am Montag während einer Pressekonferenz formulierte. Er ließ den Dom durch die Brüder Egid Quirin und Cosmas Damian Asam barockisieren und mit den Lebensstationen Korbinians ausschmücken. Das sei damals noch ein rein kirchliches Ereignis gewesen. 1824 folgte ein eher bürgerliches Fest.
1924 wiederum wurde zu "einer großartigen Demonstration des katholischen Glaubens" mit zwölf Bischöfen und dem päpstlichen Nuntius. Etwa 150 000 Gläubige hätten in dieser Krisenzeit eine der zahlreichen Messen besucht, schilderte der Freisinger Historiker Guido Hoyer. 2024 gestalten sowohl Erzdiözese als auch Stadt und Freistaat das Korbiniansjahr, Letzterer mit der Landesausstellung "1300 Jahre Tassilo, Korbinian und der Bär - Bayern im frühen Mittelalter", die am 7. Mai eröffnet wird. Auch der ausgestopfte Bär Bruno wird dort zu sehen sein.


Der Historische Verein Freising hat zum Festjahr die "Vita Corbiniani" des Bischofs Arbeo neu herausgegeben. Der Nachfolger Korbinians als Freisinger Bischof hatte um 768 die Lebensgeschichte des Heiligen verfasst, die "einzige Quelle für die Anfänge Freisings im Frühmittelalter", führte Vereinsvorsitzender Günther Lehrmann aus. Arbeo konnte sich noch auf Erzählungen von Leuten stützen, die Korbinian persönlich gekannt hatten, etwa die Mitglieder des ersten Klosters des Heiligen. Arbeo schilderte Wunderlegenden wie die Zähmung des Bären, aber auch sehr menschliche Züge Korbinians: seine Zornausbrüche, das schroffe Auftreten, seine Freude an edlen Pferden und schönen Kleidern.
Bereits 1983 hatte der Verein aus Anlass des 1200. Todestags von Bischof Arbeo diese Aufzeichnungen herausgegeben, "denn mit Arbeo beginnt die bayerische Literaturgeschichte und überhaupt das schriftgelehrte Leben auf dem Freisinger Domberg", sagte Lehrmann am Montag. Da der Nachdruck von 1983 vergriffen ist, ließ der Historische Verein das 30. Sammelblatt für das Festjahr 2024 neu auflegen. Auf Initiative von Ulrike Götz, der Leiterin des Stadtmuseums, ist die "Vita Corbiniani" außerdem als Hörbuch erschienen. Es kann auf der Homepage des Museums heruntergeladen werden. Es ist aber auch als Booklet mit zwei CDs zu zehn Euro erhältlich, das Buch kostet 30 Euro. Auch für den Schulunterricht eigneten sich die Episoden, sagte Götz.
Auf die Eröffnung des neuen Stadtmuseums muss Ulrike Götz noch warten, weil die Renovierung des Asamgebäudes nicht wie vorgesehen bis April abgeschlossen ist. Die Eröffnung soll laut OB aber möglichst noch vor der Sommerpause erfolgen.
Auch zwei neue Bücher kommen in diesem Jahr auf den Markt: "Freising. Eine Stadtgeschichte" wird im Oktober erscheinen und beschreibt die Historie von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert. Im Mai kommt ein Kunst- und Kulturführer von Stadtarchivar Florian Notter heraus, der kulturhistorische Rundgänge durch die Stadt vorstellt. Die neue Zeitschrift "Frigisinga" geben Stadt und Landkreis gemeinsam heraus. Sie wird historische Aspekte umfassend beleuchten, auch aus der Alltags- und Sozialgeschichte. Das erste Heft gibt es im April zu kaufen. Geplant sind zwei Ausgaben pro Jahr.
Weiterer Höhepunkt ist der große Festzug am Sonntag, 15. September, schon jetzt sind 66 Gruppierungen mit 1300 Mitwirkenden gemeldet, sagte Stefan Klopfer vom Amt für öffentliche Sicherheit und Ordnung der Stadt. Die Liste sei noch nicht geschlossen, fügte Festreferent Anton Frankl hinzu. Szenen würden an das Leben Korbinians erinnern, es sei aber kein reiner historischer Umzug. Auch die Vereine könnten sich darstellen.
Die Sparkasse spendet für das Festjahr 50 000 Euro
Dazu gibt es das ganze Jahr über ein umfangreiches Kulturprogramm. "2024 steppt der Bär in Freising", sagte Kulturreferentin Susanne Günther. Bisher seien mehr als 50 Veranstaltungen geplant, darunter Ausstellungen, Konzerte und Erzählabende. Das Programm sei sehr gelungen, lobte Freisings Tourismus-Chef Ingo Bartha. Auch viele Geschäftsinhaber machten sich Gedanken. Die Staatsbrauerei Weihenstephan hat ein Jubiläumsbier gebraut, die Chocolaterie Muschler Korbinianspralinen und -törtchen kreiert. Die Sparkasse Freising-Moosburg spendet für das Festjahr 50 000 Euro. Das sei für das örtliche Geldinstitut ein großer Betrag, meinte Vorstandsvorsitzender Michael Langauer.
Freisings Partnerstädte - zu allen bestehen historische Beziehungen - werden ebenfalls eingebunden. Sie werden sich über das Jahr verteilt beispielsweise am Wochenmarkt mit besonderen Produkten präsentieren, aber auch mit Ausstellungen. Den Anfang macht Skofja Loka am 20. April. Damit werde der Bogen gespannt zu den ehemaligen Besitzungen des Fürstbistums, erläuterte Hauptamtsleiter Rupert Widmann.
Offiziell eröffnet wird das Jubiläumsjahr am kommenden Samstag, 16. März, um 11 Uhr am Marienplatz. Dabei wird die "große Zahl" 1300 enthüllt, außerdem finden an dem Wochenende die traditionelle Palmdult und der Ostereier-Künstlermarkt statt. Auch ein kostenloses Jubiläumsmagazin ist dann erhältlich.

