Literaturfest:Literatur auf dem Prüfstand

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Tanja Maljartschuk, hier Anfang Oktober im Ludwig-Thoma-Haus in Dachau, liest auch beim Auftakt des Festivals im Literaturhaus. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Mit einem dreitägigen Literatur- und Lesefest feiert der Freie Deutsche Autorenverband sein 50-jähriges Bestehen und ergründet hochaktuelle Debatten.

Von Allegra Knobloch

Ein halbes Jahrhundert existiert nun der Freie Deutsche Autorenverband (FDA) - das wird in München mit einem dreitägigen Literatur- und Lesefest gefeiert. Vieles hat sich seit 1973 in der Literaturlandschaft getan, die Organisation entwickelt ihr Programm entlang der gesellschaftlichen Veränderung. Den Namen des Verbandes ziert trotzdem das generische Maskulinum "Autoren", auf der Webseite wird äußerst unbeständig gegendert. Ob dies während des Fests womöglich infrage gestellt wird?

Schließlich steht das Literatur- und Lesefest "im Fokus der Zeit", wie der FDA selbst ankündigt. Weiblichen Perspektiven in der Literatur wird eine eigene Veranstaltung gewidmet, so auch der Sprache in Zeiten von Diversität, Gender, Tradition und Moderne. In Lesungen und Gesprächen soll ergründet werden, welchen Chancen und Herausforderungen schreibende Frauen begegnen und der Blick für (Un-)Gleichheit geschärft werden.

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Auch den Auftakt des Fests am Freitag bilden zwei Frauen: Tanja Maljartschuk und Nora Gomringer. In ihrer Rede "Hier ist immer Gewalt. Hier ist immer Kampf" zur Eröffnung des Ingeborg-Bachmann-Preises 2023 beschäftigte sich Maljartschuk angesichts aktueller Kriege mit der Wechselwirkung zwischen Sprache und Realität. Für ihren Text "Frösche im Meer" erhielt die ukrainische Schriftstellerin und Journalistin 2018 selbst den Ingeborg-Bachmann-Preis. Auch Nora Gomringer gewann ebendiesen Preis mit ihrem Text "Recherche", in dem sie die Rolle einer Schriftstellerin beleuchtet. Im Literaturhaus lesen beide aus Texten über das freie Wort und seine Macht bzw. Ohnmacht, die Gesellschaft mitzugestalten - eine würdige und prominente Besetzung also.

Nicht weniger politisch und brisant geht es am Samstag in der Seidlvilla weiter. Hier soll ein Blick in die Literatur Aufschlüsse über das gegenwärtige Europa geben. Außerdem besinnt sich der FDA mit einer Rückschau auf seine Anfänge durch das Wirken von Hubertus Prinz zu Löwenstein. Und auch experimentelle Ausdrucksformen von Literatur erhalten ihren Auftritt. So bietet Konzertpianistin Anna Heller "Eine Phantasie in Tönen und Worten" dar und begleitet interdisziplinäre Texte, etwa Lyrik meets Jazz oder poetische Videoinstallationen.

Literatur- und Lesefest, Fr., 27.- So., 29. Okt., Anmeldung unter fda.de

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