Rückzug im Mai 2022:Grünen-Fraktionschef gibt sein Amt auf

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Zehn Jahre sind genug: Florian Roth will nur bis Mai 2022 Fraktionschef der Grünen in München bleiben. (Foto: Catherina Hess)

Florian Roth zieht sich nach zehn Jahren aus der Führungsspitze zurück. Damit überrascht er den Bündnispartner von der SPD, aber auch seine eigene Partei, die jetzt Zeit hat, einen Nachfolger zu finden.

Von Heiner Effern

Grünen-Fraktionschef Florian Roth wird sich im Mai 2022 nach dann zehn Jahren von seinem Amt zurückziehen. Er werde nicht mehr zur turnusmäßigen Wiederwahl antreten, teilte er am Montag zuerst dem Fraktionsvorstand und dann auch den Stadtratskollegen der Grünen mit. "Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist", sagte er später am Telefon. Es fühle sich gerade sehr richtig an, er wolle wieder mehr Zeit für die Familie, den Beruf und auch für die inhaltliche politische Arbeit haben.

Seine Fraktion und auch den Koalitionspartner SPD erwischte Roth offensichtlich kalt. Man sei schon etwas verdattert gewesen, ist von den Grünen zu hören. Dass Roth nicht dauerhaft an seiner Funktion kleben werde, wussten seine Kollegen. Schließlich macht er kein Geheimnis daraus, dass er gerne Kulturreferent in München werden würde. Und dafür benötigt er als Qualifikation wohl noch Erfahrung in einer Leitungsfunktion, kürzlich übernahm er die städtische Bildungsberatung als Chef. Der Job des Kulturreferenten wird aber erst 2025 wieder vergeben, weshalb der frühe Zeitpunkt des Rückzugs überraschte.

Der Vorsitzende hat am Erfolg von Fraktion und Partei einen großen Anteil

Damit hat Roth bewusst sehr früh die Nachfolge-Suche gestartet. Er wolle der Fraktion genug Zeit geben, um Personalia "in Ruhe auszuloten". Zu den Stadträten, die für den Posten in Frage kommen, gehört sein Stellvertreter Dominik Krause. Er gilt mit gut 30 Jahren als eines der größten politischen Talente der Grünen in München und war bereits Stadtvorsitzender seiner Partei. Doch für eine Aussage über eine mögliche Kandidatur ging es auch Krause am Montag zu schnell. Er betonte, dass Roths Rückzug einen Einschnitt bedeuten werde. "Er hat die Grünen über einen langen Zeitraum erfolgreich geprägt", sagte Krause. Dass die Partei in München so gut dastehe, daran habe er "einen großen Anteil". Und auch nach innen habe Roth durch seine "angenehme und unaufgeregte Art" sehr erfolgreich gewirkt, sagte Krause.

Diese Fähigkeit wird auch der Koalitionspartner vermissen, wenn Roth im Mai 2022 aufhört. Sie schätze am Fraktionschef der Grünen sehr, "dass es mit ihm auch in schwierigen Situationen möglich ist, gute Kompromisse zu finden", sagte seine SPD-Kollegin Anne Hübner. Gerade in einem Bündnis, in dem es von Anfang an ordentlich gerumpelt hat, bildete Roth einen ruhenden Pol. Die Reibereien seien aber kein Grund für ihn gewesen, sich zurückzuziehen, erklärte Roth. Er gehe diesen Schritt mit dem Gefühl, in den dann zwei Jahren als Chef der stärksten Fraktion viel vorangebracht zu haben.

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