Flüchtlingshelfer:Lotsen für ein neues Leben

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Die Aufgaben des "Helferkreises Asyl Würmtal" verändern sich, die Wohnungssuche für anerkannte Flüchtlinge rückt immer mehr in den Mittelpunkt. Gesucht werden weitere freiwillige Mitarbeiter

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Die Aufgaben der ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer beim "Helferkreis Asyl Würmtal" haben sich stark gewandelt. Ging es anfangs vor allem darum, die Menschen möglichst bald in einem Sprachkurs unterzubringen, die Kinder in den Kindergarten- und Schulalltag zu integrieren und die Lebensweise in Deutschland zu vermitteln, müssen die Helfer sich nun auch um die dauerhafte Integration der anerkannten Flüchtlinge kümmern. Gleichzeitig müssen sie mit Ablehnungsbescheiden umgehen und Betroffene bei der Rückkehr in ihre jeweilige Heimat unterstützen. Das ist das Fazit des Berichts über die Flüchtlingssituation in Gräfelfing, der in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates vorgelegt wurde.

Die Gemeinden Gräfelfing, Planegg und Krailling finanzieren eine gemeinsame Fachkraft, die die Koordination der insgesamt 380 Ehrenamtlichen im Helferkreis Asyl übernimmt: Margret Buchalik ist seit einem Jahr zentrale Anlaufstelle für die Ehrenamtlichen und arbeitet unter dem Dach der sozialen Anlaufstelle Würmtal-Insel in Planegg. Sie betonte, wie viel herausfordernde Arbeit die Ehrenamtlichen stemmen müssen, da sich die Aufgabengebiet ständig ändern.

In Gräfelfing sind derzeit vor allem Menschen aus Syrien, Afghanistan, Pakistan, Eritrea, Nigeria, Russland und dem Irak untergebracht. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Vor allem die Integration der anerkannten Flüchtlinge steht derzeit im Fokus; diese Menschen gehören dann nämlich nicht mehr zur Zielgruppe der Sozialbetreuung im Landratsamt. Umso mehr haben die ehrenamtlichen Helfer zu tun, denn: Neben der Jobsuche steht auch die Wohnungssuche an. Anerkannte Flüchtlinge dürfen zwar derzeit mit Duldung des Landratsamtes weiterhin in der Flüchtlingsunterkunft in der Großhaderner Straße bleiben, auf Dauer brauchen sie jedoch eine eigene Wohnung. Doch damit sind viele überfordert und "müssen an die Hand genommen werden", ergänzt Friederike Hopfmüller, Leiterin der Würmtal-Insel, den Bericht.

Ganz neu hat sich deshalb ein ortsübergreifend arbeitendes Team gebildet, das sich der Wohnungssuche annehmen will, da anerkannte Flüchtlinge verpflichtet sind, im Landkreis zu wohnen. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Umgang mit Abschiebebescheiden. Zum Teil begleiten die Ehrenamtlichen die Betroffenen zum Rechtsanwalt, um die Chancen der Duldung für ein Jahr auszuloten, erklärte Elisabeth Schneider-Eicke, die Leiterin des Gräfelfinger Helferkreis nach der Sitzung. Von 186 Flüchtlingen in Gräfelfing sind 86 bereits als Asylberechtigte anerkannt, 45 sind geduldet und 55 befinden sich noch in laufenden Verfahren.

Gutes Miteinander: Damit alle ihren Sorgen auch entfliehen können, veranstaltet der Helferkreis gemütliche Treffen mit den Flüchtlingen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Neue Helfer sind nach wie vor gefragt, stellte Buchalik klar, die ein zentrales Anmeldeverfahren für die Ehrenamtlichen eingeführt hat, bei dem auch ein polizeiliches Führungszeugnis vorzulegen ist. In Krailling und Planegg seien bereits viele ausgeschieden, da ihnen die Arbeit auf Dauer zu viel geworden sei. In Gräfelfing ist das noch nicht geschehen, aber mehr Helfer sind trotzdem willkommen.

"Wir haben immer noch Familien, die keinen Paten haben", sagte Schneider-Eicke. Neben der praktischen Hilfe engagieren sich die Helfer auch in der psychosozialen Versorgung der Menschen oder helfen bei der Rückkehrberatung. Gut angenommen würden außerdem die Freizeitangebote wie das Frauencafé, Spieleabende oder Schwimmkurse für Kinder. Zu den gern genutzten Angeboten gehören auch regelmäßige Besuche bei einem Radlexperten in der Flüchtlingsunterkunft, der bei Fahrradreparaturen hilft.

Die Gemeinde Gräfelfing hat ihre Unterbringungsquote zu 96 Prozent erfüllt, stellte Fiona Kennedy fest, die im Landratsamt für die Sozialbetreuung der Asylbewerber zuständig ist. In Gräfelfing seien derzeit vor allem Menschen aus Syrien, Afghanistan, Pakistan, Eritrea, Nigeria, Russland und dem Irak untergebracht; ein Großteil der Bewohner ist jünger als 18 Jahre.

Die Koordinationsstelle in der Würmtal-Insel ist befristet und läuft Ende des Jahres aus. Hopfmüller betonte, dass sie eine Verlängerung für nötig erachte. Die umfassende Integrationsarbeit könne die Würmtal-Insel nicht alleine leisten.

© SZ vom 02.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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