Kritik:Gstanzl und Obstler

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Königin der Silvesternacht: Luise Kinseher als Gefängniswärterin Frosch (Foto: Wilfried Hösl)

Luise Kinseher und die "Well-Brüder aus'm Biermoos" beleben die "Fledermaus" im Nationaltheater.

Von Klaus Kalchschmid

Prickelnde Silvesterlaune versprühte das Publikum bei der "Fledermaus" im Nationaltheater zur Jahreswende bis zur Mitte des zweiten Akts eher weniger. Dabei gelang schon die Ouvertüre unter Tomáš Hanus durchaus elegant und spritzig perlend. Auch die Baritone Christoph Pohl als Dr. Falke und Johannes Martin Kränzle (Eisenstein) sowie Christina Nilsson (Rosalinde) und Galeano Salas als ihr Ex-Geliebter Alfred, der mit feinem Tenor-Schmelz sich selber spielen durfte, machten das Beste aus der nicht gerade überbordend witzigen Produktion.

Doch dann begrüßte Prinz Orlofsky (Okka von der Damerau!) auf seinem Ball die "Well-Brüder aus'm Biermoos". Sie hielten, verkleidet als Heilige Drei Könige, feierlich Einzug mit selbst gespieltem barockem Blechbläser-Glanz und gaben zu Harfe, Bass und Akkordeon herrlich freche Gstanzln zum Besten. Unter anderem die bayerische Politik und die Corona-Maßnahmen ("nach der sechsten oder siebten haben wir jetzt die Dauerwelle") bekamen ihr Fett ab. Da wachte das Publikum im ausverkauften Nationaltheater endlich auf und spendete donnernden Applaus.

Das war eine schöne Steilvorlage für Luise Kinseher, die im dritten Akt wohl der erste weibliche Frosch in der Geschichte der Bayerischen Staatsoper war - und wohl einer der besoffensten! Wenn sich ihre Sprechwerkzeuge dank zu viel Stamperln Obstler mal nicht verhedderten, erfuhren wir etwa, dass jetzt Schuhbeck "bei uns im Gefängnis kocht" und "als einziger hier drinnen eine weiße Weste hat". Der Knüller aber war, als sich die einstige "Mama Bavaria" einen Herzenswunsch erfüllte und "Königin der Nacht" sang. Zwar begann sie in Mezzo-Lage, aber die nun nicht mehr ganz so hohen Töne saßen derart sicher, dass es noch in ihren Vortrag hinein begeisterten Applaus gab.

Jetzt konnte an diesem Abend nichts mehr schiefgehen und nach dem rauschenden, die Absolution erteilenden Finale mit "Champagner hat's verschuldet", durfte das Neue Jahr kommen.

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