Dok-Fest München:Filme von Helena Treštíková

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Im Film Forman vs. Forman aus dem Jahr 2019 erzählt Helena Treštíková aus dem Leben des zweifachen Oscar-Preisträgers Miloš Forman. Archivaufnahmen und Interviews formen das intime Künstlerporträt. (Foto: Dok-Fest München)

Die tschechische Dokumentarfilmerin Helena Treštíkova ist bekannt für Langzeitbeobachtungen. Das Dok-Fest ehrt sie mit einer Hommage.

Von Josef Grübl

Sie heißen René, Mallory, Miloš, Anny oder Václav - und könnten unterschiedlicher kaum sein. Eine Sache verbindet sie aber: Sie sind Protagonisten in den Filmen von Helena Treštíková, viele von ihnen schon ihr halbes Leben lang. Die tschechische Dokumentarfilmerin ist bekannt für Langzeitbeobachtungen, das Dok-Fest widmet ihr die Hommage.

Neun Filme aus fünf Jahrzehnten stehen auf dem Programm, so etwa der Filmzyklus Marriage Stories, der den gesellschaftlichen Wandel in Tschechien anhand von Ehegeschichten dokumentieren soll: Ivana und Václav lernen sich Anfang der Achtzigerjahre beim Architekturstudium kennen, sie heiraten jung und gründen eine Familie. Sechs Jahre lang werden sie von der Kamera begleitet, ihr Ja-Wort wird ebenso dokumentiert wie der Umzug in eine gemeinsame Wohnung oder die Geburt des ersten Sohns. Und nebenbei läuft der Fernseher, die Tschechen gewinnen gegen Kanada bei der Eishockey-WM im Jahr 1986. Es sind Momentaufnahmen, die sich erst im zeitlichen Zusammenhang zu etwas Größerem formen, zu einer Lebenserzählung und einem Generationenporträt.

20 Jahre später besucht sie das Ehepaar noch einmal, Ivana hat sich eine neue Frisur zugelegt, Václav eine neue Konfektionsgröße. Mittlerweile sind sie Eltern von fünf Kindern, sie wohnen in einem Haus mit Garten, ihre Vorstellungen von einem guten Leben haben sich verändert. Es gibt Stress mit dem Zweitältesten, irgendwann wird ihr alles zu viel. Am Ende sagt er aber: "Ich wollte nie ein anderes Mädchen haben."

Helena Treštíková wurde 1949 in Prag geboren und arbeitete nach dem Studium als Dramaturgin, in den Siebzigerjahren drehte sie ihre ersten Dokumentarfilme. 2008 kam ihr bekanntester Film in die Kinos, wieder eine Langzeitbeobachtung: René ist das Porträt eines Outlaws, der immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt kommt und im Gefängnis landet. Er ist am ganzen Körper tätowiert, zitiert Freud und veröffentlicht irgendwann sogar seinen ersten Roman. Trotzdem raubt er weiterhin Wohnungen aus, unter anderem auch die der Regisseurin. Helena Treštíková war einmal für kurze Zeit tschechische Kulturministerin, viel lieber aber macht sie Filme.

Forman vs. Forman aus dem Jahr 2019 zum Beispiel: In diesem Künstlerporträt erzählt sie aus dem Leben des zweifachen Oscar-Preisträgers Miloš Forman ( Einer flog über das Kuckucksnest), von der Kindheit bis zu seinem Tod.

© SZ vom 06.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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