Fahndung:Falsche Polizisten rauben Uhrenhändler aus

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  • Ein Uhrenhändler aus Mailand soll in Oberschleißheim von zwei Unbekannten überfallen worden sein, die sich als Polizisten ausgegeben hatten.
  • Nach Aussage des Opfers überholten ihn zwei Männer mit Blaulicht, dann zwangen sie ihn mit einer Pistole, auszusteigen.
  • Sie sollen eine Armbanduhr und einen Koffer mit drei Uhren gestohlen haben.

Von Martin Bernstein

Straftaten durch falsche Polizisten - das kennt die Münchner Polizei. Dass freilich falsche Beamte am helllichten Tag mit Blaulicht und gezückter Waffe ein Auto stoppen, um den Insassen auszurauben, ist hierzulande ein eher ungewöhnlicher Vorgang. Einem Uhrenhändler aus Italien soll aber genau das am Sonntagmittag passiert sein, als er mit vier wertvollen Chronometern auf der Rückreise von einem Markt für teure Uhren war, der alle paar Wochen im Unterschleißheimer Hotel Infinity stattfindet.

Von 10 bis 17 Uhr dauerte am Sonntag die "Euro Watch Fair", eine Uhrenbörse, auf der Händler und Privatleute an Tischen "pro laufendem Meter" seltene und teure Uhren anbieten. Bereits um 12.15 Uhr war der 54-Jährige aus dem Raum Mailand wieder auf dem Heimweg. Eine Uhr trug er am Handgelenk, drei Uhren waren in einem Koffer verpackt. Die Täter müssen das gewusst haben und ihm gefolgt sein. Der Uhrenhändler fuhr laut Polizei nicht direkt in Unterschleißheim auf die Autobahn, sondern wollte erst in Oberschleißheim auf die A 92. Für das, was dann passierte, sucht die Polizei jetzt Zeugen.

Mit Handschellen an einen Haltegriff gefesselt, fanden Passanten den Italiener wenig später auf dem Beifahrersitz seines Autos. Er sei überfallen worden, berichtete der Mann - von zwei falschen Polizisten. Auf der Dachauer Straße in Oberschleißheim habe sich ein schwarzes Auto, möglicherweise ein BMW, mit Blaulicht vor ihn gesetzt und ihn zum Anhalten gezwungen. Zwei Männer seien ausgestiegen und hätten ihn mit einer schwarzen Pistole zum Aussteigen gedrängt. Dann hätten sie ihm den Koffer und die Armbanduhr abgenommen und seien getürmt. Das Opfer beschreibt die falschen Polizisten als "südosteuropäisch". Einer der beiden soll Latexhandschuhe getragen haben und die Handschellen dabei gehabt haben.

Der Ablauf erinnert stark an eine ähnliche Tat vor drei Monaten nahe der deutsch-österreichischen Grenze bei Nassereith, die Schlagzeilen gemacht hatte. Dort sollen zwei als Zivilstreife getarnte Männer auf der Fernpassstraße das Auto zweier deutscher Schmuckhändler gestoppt haben, die auf dem Weg nach Italien waren. Die Beute sollen Geld und Goldbarren im Gesamtwert von 900 000 Euro gewesen sein. Anders als im aktuellen Fall benutzten die eventuell osteuropäischen Täter damals Pfefferspray, Elektroschocker und Klebeband.

© SZ vom 18.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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