Autobahn München-Nürnberg, im November 1945. Erich Kästner fährt zur Eröffnung der Kriegsverbrecherprozesse in Nürnberg. "In den kahlen, toten Äckern hocken die Krähen", schreibt er. Und wenig später im Gerichtssaal die Männer, die für die Morde an Millionen von Menschen während des Nationalsozialismus verantwortlich sind. Rudolf Heß stößt "ruckweise mit dem Kopf". Joachim von Ribbentrops Gesicht wirkt "faltig und verwüstet". Bei Hans Frank "verzieht ein zynisches stummes Lachen die scharfen Züge".
Die Beobachtungen des Schriftstellers sind jüngst, zusammengefasst mit weiteren politischen Reden und Texten, im Band "Resignation ist kein Gesichtspunkt" (Atrium) erschienen. Vorgestellt werden sie von Herausgeber Sven Hanuschek am 4. Mai in der Buchhandlung Lehmkuhl, wo wenige Tage später auch Uwe Neumahr lesen wird: Sein Bestseller "Das Schloss der Schriftsteller" (C.H. Beck) beleuchtet die Rolle der prominenten Journalisten und Autorinnen, die über die Nürnberger Prozesse berichteten. Darunter eben auch Erich Kästner, der durch dichten Nebel schließlich wieder heimfährt und an der Welt verzweifelt: "Man wird die Verantwortlichen zur Verantwortung ziehen. Ob es gelingt?"
Erich Kästner: Resignation ist kein Gesichtspunkt. Donnerstag, 4. Mai; Uwe Neumahr: Das Schloss der Schriftsteller, Montag, 8. Mai, jeweils 19.30 Uhr, Buchhandlung Lehmkuhl, Leopoldstraße 45, lehmkuhl.net