Lesungen zur Woche der Meinungsfreiheit:Schreiben statt resignieren

Rang mit der eigenen Rolle während des Nationalsozialismus: Erich Kästner, hier 1955. (Foto: Georg Goebel/dpa/dpaweb)

Erich Kästners politische Reden und Texte sind in einem neuen Buch zusammengefasst. Er schrieb auch über die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse, die Uwe Neumahr in einem neuen Buch aus Perspektive der Berichterstatter beleuchtet - zwei Lesungen in der Buchhandlung Lehmkuhl.

Autobahn München-Nürnberg, im November 1945. Erich Kästner fährt zur Eröffnung der Kriegsverbrecherprozesse in Nürnberg. "In den kahlen, toten Äckern hocken die Krähen", schreibt er. Und wenig später im Gerichtssaal die Männer, die für die Morde an Millionen von Menschen während des Nationalsozialismus verantwortlich sind. Rudolf Heß stößt "ruckweise mit dem Kopf". Joachim von Ribbentrops Gesicht wirkt "faltig und verwüstet". Bei Hans Frank "verzieht ein zynisches stummes Lachen die scharfen Züge".

Die Beobachtungen des Schriftstellers sind jüngst, zusammengefasst mit weiteren politischen Reden und Texten, im Band "Resignation ist kein Gesichtspunkt" (Atrium) erschienen. Vorgestellt werden sie von Herausgeber Sven Hanuschek am 4. Mai in der Buchhandlung Lehmkuhl, wo wenige Tage später auch Uwe Neumahr lesen wird: Sein Bestseller "Das Schloss der Schriftsteller" (C.H. Beck) beleuchtet die Rolle der prominenten Journalisten und Autorinnen, die über die Nürnberger Prozesse berichteten. Darunter eben auch Erich Kästner, der durch dichten Nebel schließlich wieder heimfährt und an der Welt verzweifelt: "Man wird die Verantwortlichen zur Verantwortung ziehen. Ob es gelingt?"

Erich Kästner: Resignation ist kein Gesichtspunkt. Donnerstag, 4. Mai; Uwe Neumahr: Das Schloss der Schriftsteller, Montag, 8. Mai, jeweils 19.30 Uhr, Buchhandlung Lehmkuhl, Leopoldstraße 45, lehmkuhl.net

© SZ/aw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusNatalia Vorozhbyt
:Expertin für Schmerz

Seit mehr als acht Jahren schreibt die ukrainische Dramatikerin und Drehbuchautorin Natalia Vorozhbyt über den Krieg in ihrem Land. Unfreiwillig. Sie ist zu einer wichtigen Stimme geworden - was ihr neues Stück "Green Corridors" gerade wieder gezeigt hat.

Von Yvonne Poppek

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: