Stimmen zur Landtagswahl:"Ich bin froh, dass es jetzt vorbei ist"

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Leatitia Wegmann (Grüne) und Benedikt Klingbeil (SPD) bei einem gemeinsamen Wahlkampftermin im Johanniscafé in Dorfen. (Foto: Renate Schmidt)

Die Freien Wähler sind zufrieden, aber Grüne, SPD und FDP müssen angesichts der Ergebnisse ganz schön schlucken. Die Kandidaten und Kandidatinnen bedauern weniger das Abschneiden ihrer Partei als den aggressiven Wahlkampf.

Von Regina Bluhme, Felix Krauser und Florian Tempel, Erding

"Ich kann nicht behaupten, dass ich nicht enttäuscht bin", sagt Laetitia Wegmann, die 20-Jährige war Direktkandidatin der Grünen. Nachdem ihre Partei Prozente verloren hat, klappt es mit dem Einzug in den Landtag nicht, das steht fest. Sie bedauert sehr, dass der Wahlkampf seit der Heizungsdemo in Erding sehr stark davon geprägt war, "wer am lautesten schreit". Um Inhalte sei es dagegen kaum gegangen - "eine Schlappe für die Demokratie", sagt sie. Es sei nur noch aufeinander eingeprügelt worden. Wie sich so ein aggressives Klima auswirken kann, habe sie persönlich erfahren. Während ihrer Kandidatur habe sie 1600 Hassmails erhalten und sogar zwei Morddrohungen.

Die Koalition der Grünen in Berlin mit der SPD und der FDP ist nach Ansicht von Wegmann nicht schuld am Wahlergebnis, denn die Ampel arbeite sehr erfolgreich, wie sie betont. Schuld sei die mangelnde Kommunikation. Politisch aktiv will Laetitia Wegmann weiterhin bleiben und auch als Vorsitzende der Erdinger Grünen-Jugend weitermachen. Zudem will sie ihrem Heimatort Taufkirchen einen Grünen-Ortsverband aus der Taufe heben.

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Nach Ansicht von Martin Kern, dem Kreisvorsitzenden der Erdinger SPD, ist der Wahlkampf durch zwei Dinge geprägt worden und diese hätten der SPD geschadet: "Erstens ging es nicht um Themen, sondern um Gefühle." Die Freien Wähler und CSU hätten sich darauf versteift, die Ampel in Berlin zu kritisieren, "thematisch ging es um nichts". Darauf folgte Zweitens: "Es ging nur noch um Grüne, CSU und Freie Wähler, die SPD ist da unter die Räder gekommen", sagt Kern. Was ihn tatsächlich schockiert habe, sei der aggressive Wahlkampf, der ihn an amerikanische Verhältnisse erinnert habe. "Ich bin froh, dass es jetzt vorbei ist." Persönliche Konsequenzen würde er, wenn überhaupt, nicht wegen das Wahlergebnisses ziehen, sondern wegen der zunehmenden Aggressivität der Wahlkämpfe.

Benedikt Klingbeil, der 19-jährige Direktkandidat der SPD, sagt, man brauche das Ergebnis nicht schön zu reden, "tiefer geht es eigentlich nicht mehr". Aber im Vergleich zum Gesamttrend sei die SPD im Landkreis "noch glimpflich davon gekommen". Man habe Schadensbegrenzung mit dem Wahlkampf betrieben, sagt er und verweist auf den allgemeinen Abwärtstrend der SPD in Bayern. Noch dazu sei er ein relativ unbekannter Kandidat gewesen, fügt er hinzu.

"Ein Trauerspiel", sagt die FDP-Politikerin, aber eine erneute Kandidatur kann sie sich vorstellen

Was sagt die FDP-Direktkandidatin Anne Connelly zum Wahlkampfausgang? "Sie meinen: zum Trauerspiel", antwortet die Erdinger Stadträtin angesichts des mauen Ergebnisses. Sie bleibt jedoch gelassen. Überragende Quoten habe sie sich aufgrund der Umfrageergebnisse ohnehin nicht erwartet, sagt Connelly. Sie habe einen "tollen Wahlkampf" in Erding erlebt mit Gästen aus der Bundespolitik. "Damit konnten wir durchaus Akzente setzen", ist sie überzeugt. Allerdings hätten im Wahlkampf Themen wie die bayerische Wirtschaft oder das Bildungssystem vor Ort überhaupt keine Rolle gespielt. Das finde sie sehr bedauerlich. Eine erneute Kandidatur kann sie sich durchaus vorstellen. "Es lohnt sich immer, für Demokratie, Freiheit und Frauenrechte einzustehen."

Sven Krage ist zwar derselbe Jahrgang wie Ulrike Scharf, aber bei weitem noch nicht so lange in der Politik wie die bayerische Sozialministerin. Vor knapp vier Jahren ging es für ihn los, gleich mal als Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler in Dorfen. Er wurde dann immerhin zum Dritten Bürgermeister ernannt. Und nun Landtagskandidat, mit Erfolg auf Anhieb. "Ich bin persönlich sehr zufrieden", sagt Krage. Auf der Oberbayern-Liste der Freien Wähler steht er allerdings auf Platz 27 eher ziemlich weit hinten. "Ich glaube schon, dass ich einige Plätze nach vorne rücke", sagt Krage, dass es bis ins Maximilianeum reicht, denkt er aber nicht. Macht aber nichts. Er nimmt die Landtagswahl als Feedback für die Kommunalpolitik: "Unsere Arbeit der letzten drei Jahre kommt bei den Wählerinnen und Wählern an."

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