Kommunalwahl im Landkreis Erding:SPD drückt aufs Gas

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Beim Speed-Dating des Erdinger Ortsverbands stehen die Stadtratskandidaten Rede und Antwort. Besucher kommen erst spärlich, aber dann entspinnt sich an jedem Tisch für je sieben Minuten eine muntere Frage- und Antwortrunde

Von Regina Bluhme, Erding

Bei der Erdinger SPD muss es jetzt schnell gehen. Der Ortsverband hat am Sonntag zum politischen Speed-Dating mit den Spitzenkandidaten und -kandidatinnen für die Stadtratswahl eingeladen. Der Andrang im Restaurant Papa Remo hielt sich in Grenzen, aber zumindest gab es so viele Neugierige, dass an jedem Tisch die Gesprächspartner alle sieben Minuten durchgewechselt werden konnten. Das Team der ersten zehn Listenplätze, bis auf eine Ausnahme alles politische Neulinge, stand Rede und Antwort. Die Hauptthemen waren Wohnen und Verkehr.

Kurz nach 15 Uhr nahmen die Spitzenkandidaten (Platz 1 bis zehn) der SPD-Stadtratsliste Platz. Fünf Frauen und fünf Männer stehen auf den ersten Listenplätzen, Evelin Gröckel musste allerdings den Termin krankheitsbedingt absagen. Die verbliebenen neun verteilten sich an den Tischen und warteten dann erst mal auf die etwas zäh eintrudelnden Gesprächspartner. Nachdem sich doch für jeden Tisch ein Besucher gefunden hatte, läutete der langjährige SPD-Stadtrat und Ortsvorsitzende Horst Schmidt mit einer goldenen Glocke das Speed-Dating ein.

"Was hat Sie dazu bewegt, sich als Bürgermeister aufstellen zu lassen?", so stieg einer der Besucher ins Gespräch mit Alexander Gutwill, dem SPD-Bürgermeisterkandidaten, ein. Der 42-jährige Abteilungsleiter von Kliniken des Bezirks Oberbayern gab durchaus zu, dass er sich nach der Anfrage von Horst Schmidt zunächst eine Bedenkzeit auserbeten habe. Schließlich sei Erding für die SPD eher ein schwieriges Pflaster. Aber dann habe er sich gedacht: "Jetzt erst recht." Viele Leute beschwerten sich über die hohen Mieten oder die schlechten Busverbindungen. "So geht es nicht mehr weiter", habe er beschlossen, er wolle jetzt aktiv werden und etwas verändern, vor allem wolle er sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen.

Karin Bischke, in Erding durch ihren Einsatz für Fairen Handel bekannt, sollte ihrem Gegenüber ihre "drei Topthemen für Erding" aufzählen. Als erstes müsste für die Kommunen der Grundsatz der "nachhaltigen Beschaffung" gelten. Egal ob Feuerwehruniform oder Straßenbelag: Es müsse sichergestellt sein, dass das Produkt nicht mit ausbeuterischen Methoden, zum Beispiel mit Kinderarbeit, hergestellt worden sei. Der nächste Punkt sei bezahlbarer Wohnraum, wobei die Stadt selbst als Bauherrin gefragt sei. Zu ihrem dritten Topthema kam Bischke nicht mehr, denn die sieben Minuten waren um.

Am Tisch von Leon Kozika, dem jüngsten Kandidaten, ging es dann ums Thema Jugendparlament. Das habe es schon gegeben, wie stehe er dazu, wollte seine Gesprächspartnerin wissen. Kozika sprach sich für die Wiedereinführung aus, das Gremium sollte einen eigenen Etat erhalten und Anträge in den Stadtrat einbringen können. Ein weiteres Thema war - wie an allen anderen Tischen auch - bezahlbares Wohnen. Ein Auszubildendenwohnheim fände er "sehr sinnvoll". Auch Baugemeinschaften sollten gefördert werden, ebenso "Erbpachtsysteme".

Andrea Jarmuskewitz wiederum diskutierte mit ihrem Gegenüber über die Notwendigkeit einer autofreien Innenstadt, mit Parkhäusern und kostenlosen Shuttlebussen. Er habe bisher immer die drei Topthemen abgefragt, sei aber nie bis zum dritten gekommen, monierte der Besucher am Tisch von Stefan Grabrucker. Dieser kam immerhin auf sein Hauptthema Klimaschutz zu sprechen, als Beispiel nannte er festgesetzte Fotovoltaikanlagen in Bebauungsplänen. Dann läutete Horst Schmidt wieder unerbittlich die Glocke.

Schmidt selbst hat keine Ambitionen mehr auf einen Stadtratssitz. "18 Jahre reichen", sagt der 68-Jährige und verweist auf die "starke und qualifizierte Kandidatengruppe". Fünf Männer und fünf Frauen haben sich für die ersten zehn Plätze gefunden. Die SPD geht am 15. März mit der jüngsten Liste, die sie je hatte, ins Rennen. Vier der bislang fünf Erdinger SPD-Stadträte überlassen das Feld den Neuen. Sieben Sitze würde sich Horst Schmidt für die SPD im Stadtrat wünschen. Bei der derzeitigen Großwetterlage für die SPD, so Schmidt, wäre er allerdings auch mit fünf Plätzen sehr zufrieden.

© SZ vom 03.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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