Hochschulen in Freising:Mehr Nachhaltigkeit, weniger Konflikt

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Mit Urkunde im Salettl im Hofgarten (von links): Bürgermeisterin Eva Bönig, HSWT-Absolvent Josef Algasinger und Eric Veulliet, Präsident an der HSWT. (Foto: Johannes Simon)

Die Stadt will ihre landwirtschaftlichen Flächen nachhaltiger gestalten. Hilfe bekommt sie dabei von HSWT-Student Josef Algasinger. Die Masterarbeit des Erdingers wurde nun mit dem Preis der Stadt Freising ausgezeichnet.

Von Victoria Hehle, Freising

Einmal jährlich haben Studentinnen und Studenten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) die Chance, den "Preis der Stadt Freising" zu gewinnen. Dieser zeichnet besondere Abschlussleistungen aus und wird mit 500 Euro dotiert. Heuer ist es Josef Algasinger aus dem Landkreis Erding, der für seine Masterarbeit im Studiengang Agrarmanagement prämiert wird. In seiner Thesis erforscht er, wie Landwirte ihre Felder pestizidfrei bewirten können, ohne dabei unter starken ökonomischen Einbußen zu leiden. Genauer betrachtet er dabei die landwirtschaftlichen Flächen der Stadt Freising, welche derzeit verpachtet werden. Dort herrscht nämlich Umbruchsstimmung.

Im Mai 2018 hatte der Finanz- und Verwaltungsausschuss des Stadtrats beschlossen, dass auf allen städtischen Grundstücken zukünftig keine Pflanzenschutzmittel mehr verwendet werden dürfen. Das betrifft vor allem Pächter, die neue Verträge mit der Stadt abschließen, aber auch bei Pachtverlängerungen kommt die neue Regel zum Einsatz. "Da gibt es jetzt eine Konfliktsituation, weil die Landwirte die Flächen bisher normal bewirtschaften durften, aber das jetzt umändern müssen", meint Bürgermeisterin Eva Böning. Deshalb hat die Stadt Freising die HSWT damit beauftragt, eine Lösung zu finden, ohne dabei die Pachtverhältnisse zu gefährden. Josef Algasinger nahm sich in seiner Masterarbeit des Themas an. Dass er nun dafür ausgezeichnet wird, habe aber nichts mit dem Auftrag der Stadt zu tun, heißt es von der städtischen Pressestelle. Die Arbeit sei aufgrund ihrer hohen Qualität von der HSWT vorgeschlagen worden.

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"Im ersten Schritt meiner Arbeit habe ich mir angeschaut, wer eigentlich das Land pachtet", erklärt Josef Algasinger. Um die Verhältnisse am besten wiedergeben zu können, wählte er drei Beispielbetriebe aus. Zwei davon betreiben klassischen Ackerbau mit Weizen und Gerste, befinden sich aber in unterschiedlichen Regionen von Freising und haben dementsprechend andere Bodenverhältnisse. Als drittes wurde ein Hopfenbauer begutachtet, der mit der Umstellung auf nachhaltigen Anbau am meisten zu kämpfen hat. "Bei Hopfen gibt es bisher nur wenig Bio-Anbau, weil die Pflanze schnell anfällig für Krankheiten und Schädlinge ist", erzählt Algasinger. Ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln könne es daher schnell zu hohen Ernteeinbußen kommen.

Im zweiten Schritt der Arbeit widmete sich der Student ebendiesen Konsequenzen, die bei der Umstellung auf nachhaltige Landwirtschaft entstehen können. Besonders die finanziellen Auswirkungen interessieren Algasinger: "Wenn ich auf Pflanzenschutzmittel verzichte, spare ich mir zwar die Kosten dafür. Allerdings muss ich dafür dann in eine händische Bekämpfung investieren." Die geringeren Ernteerträge schlagen ebenfalls zu Buche.

Die Umstellung soll möglichst konfliktfrei verlaufen

In nächster Zeit werden immer mehr Pachtverträge mit der Stadt auslaufen. Die Umstellung soll möglichst konfliktfrei funktioniert. Damit die Pächterinnen und Pächter nicht allzu sehr vom Stadtratsbeschluss belastet werden, suchte Josef Algasinger im dritten Schritt nach Lösungsmöglichkeiten, um die wirtschaftlichen Auswirkungen abzumildern. Die Zusammenarbeit mit den Landwirten beschreibt er dabei als sehr konstruktiv: "Wir haben gemeinsam über die Konsequenzen gesprochen und wie man sich in der Mitte treffen kann." Algasingers Ansätze sollen im kommenden Halbjahr dann auch in der Politik berücksichtigt werden. Man wolle die Masterarbeit in einem politischen Gremium vorstellen und diskutieren, heißt es von der Stadt Freising.

Über diesen Erfolg freut sich auch der HSWT- Präsident Eric Veulliet, welcher gemeinsam mit Bürgermeisterin Eva Böning den Preis übergibt. "Top-Absolventinnen und Absolventen wie Herr Algasinger sind Aushängeschilder für unsere grüne Hochschule", meint er begeistert. Josef Algasinger ist ebenfalls stolz auf seinen erfolgreichen Studienabschluss. Er absolviert nun ein Referendariat in der Landwirtschaftsverwaltung Bayern.

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