Erding:Die neue Lust auf Individualität abseits von Covid-19

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Mit einem Wohnmobil ist man unabhängig von vielleicht in der Corona-Krise ausgebuchten Ferienwohnungen und Hotels. Nach Monaten ohne Geschäft nimmt die Zahl der Anfragen bei den Verleihern deutlich zu. Die entstandenen Verluste sind aber hoch

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Wohin im Urlaub? Das fragen sich derzeit viele. Reisen außerhalb Europas sind derzeit und auch auf absehbare Zeit kaum möglich, und weil in der Corona-Krise plötzlich viel mehr Urlaub in Deutschland und seinen Nachbarländern machen wollen, sind Ferienwohnungen und Hotelzimmer an manchen Orten zur Mangelware geworden, auch, weil wegen der Hygienevorschriften nicht die vollen Zimmerkapazitäten zur Verfügung stehen. Statt Pauschalurlaub setzen viele Erdinger heuer auf eine sehr individuelle Alternative: Die Vermieter von Wohnmobilen verzeichnen eine große Nachfrage. Die Verluste aus den ersten Monaten seit Ausbruch der Pandemie werden aber dennoch nicht aufgefangen.

"Unsere Vermietung ist ziemlich ausgelastet, auch der Verkauf ist nach oben gegangen", sagt Andreas Hartmann vom Caravan Center Erding. Derzeit könne man die Nachfrage noch bedienen, "aber bei den Vermietungen wird es langsam eng". Aber das habe nicht unbedingt etwas mit Corona zu tun, sondern weil der Boom nach Wohnmobilen anhalte. Und die gebe es mittlerweile in allen Kategorien, von kleinen Fahrzeugen für zwei bis vier Personen bis zum 26 Tonnen schweren Luxus-Gefährt mit Garage für einen Kleinwagen.

Wohnmobile werden immer beliebter für den Urlaub. Von außen mit den Dimensionen eines Kleintransporters. (Foto: Renate Schmidt)

"Die Anfragen sind sehr stark da", bestätigt Andrea Sage von ELK Reisemobile. Vor allem seitdem die Grenzen geöffnet wurden, kommen immer mehr Kunden. Aber dieser Boom würde nicht die Einbußen von 30 bis 40 Prozent aus den Vormonaten wett machen. "Den Ausfall von drei Monaten kann man nicht mehr einholen." Ein Wohnmobil sei für viele eine Alternative zum bisherigen Urlaub. Geschätzt würden von den Kunden die Unabhängigkeit, die Flexibilität bei den Reisezielen. Aber auch die hygienischen Bedingungen. "Sie haben ja mit einem Wohnmobil ihre eigene Küche, Bad, Toilette immer bei sich." Die Fahrziele seien sehr unterschiedlich, man habe Kunden, die würden bis nach Dänemark oder Norwegen fahren. Italien oder Kroatien seien auch beliebt.

"Das Geschäft zieht wieder an", sagt Paul Pizzinini, Geschäftsführer von Camperboys am Flughafen. Aber auch im Sommer 2019 sei man um die Zeit voll gewesen. "Wir merken aber, dass was im März und April nicht gebucht wurde, jetzt Mai und Juni nachgeholt wurde. Diese zwei Monate fehlen aber beim Umsatz." Bis Mitte Juni hätten die Kunden vor allem Ziele in Bayern angegeben, mittlerweile aber auch Italien oder Frankreich. Komplett weggefallen sei bisher die Nachfrage aus dem Ausland, weshalb man sich eigentlich den Standort Flughafen München ausgesucht habe. "Aber das wird jetzt kompensiert durch die regionale Nachfrage", sagt Pizzinini.

Innen ausgestattet mit allem was man benötigt, um unabhängig - auch von Corona-Vorschriften - unterwegs zu sein. (Foto: Renate Schmidt)

Auch bei Martin Pfanzelt vom gleichnamigen Wohnmobilvermieter merkt man die gesteigerte Nachfrage. "Dafür war das gesamte Ostergeschäft nichts", sagt der Inhaber. "Der große Run ist es nicht, aber an Ost- und Nordsee bekommt man keinen Campingstellplatz mehr. Wenn, dann Urlaub in Bayern."

© SZ vom 01.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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