Weltklasse aus Erding:"Violinissimo"-Festwochen

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Beim Jubiläumskonzert in der Kreismusikschule spielten auch viele Ehemalige mit. (Foto: Renate Schmidt)

Ulli Büsels Jugendkammerorchester spielt seit 20 Jahren auf musikalisch höchstem Niveau. An Pfingsten widmet sich der Bayerische Rundfunk eine Stunde lang dem Phänomen, hinter dem keine Zauberei, sondern ein kluges Konzept steckt.

Von Florian Tempel, Erding

Für das Jugendkammerorchester Violinissimo sind es gerade Festwochen, ein Höhepunkt folgt dem anderen. Erst die Reise nach Berlin mit drei Uraufführungen in zwei bejubelten Konzerten in der Philharmonie und in der Universität der Künste. Am vergangenen Samstag war dann volles Haus beim 20-Jahre-Jubiläumskonzert in der Kreismusikschule. Ein ebenso grandioses wie emotionales Heimspiel mit Ehemaligen, Familie und Freunden.

Nach in verschiedenen Besetzungen, aber stets sehr, serh gut vorgetragenen Stücken von Gluck, Vivaldi, Tschesnokow, Puccini und Lalo war die Premiere eines Videos zu einer Komposition von Clara Büsel ein besonderes Highlight. "Empathy" ist ein wunderbares Stück, das den verbindenden Grundgedanken von Musik und Gemeinschaft in subtiler Vielfältigkeit zum Ausdruck bringt.

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Und die Festwochen gehen weiter, da kommt noch mehr: Am Pfingstmontag, 20. Mai, widmet der Bayerische Rundfunk im Radio auf BR Klassik von 21 Uhr an eine ganze Stunde dem Jugendkammerorchester. Moderator Stephan Ametsbichler unterhält sich mit Musikerinnen und Musikern aus dem Ensemble und spielt Aufnahmen von Violinissimo.

Ulli Büsels Musikprojekt erfährt gerade viel Aufmerksamkeit, völlig zurecht und eher noch zu wenig. Im Rückblick auf die vergangenen 20 Jahre, in der Vergegenwärtigung der aktuellen Leistungen und in der erwartungsvollen Vorschau auf Kommendes sollte klar werden, wie außergewöhnlich Violinissimo ist.

2011 fuhr das Ensemble ohne Erwartungshaltung zum bayerischen Orchesterwettbewerb ins BR-Funkhaus - und gewann auf Anhieb. Einige Monate später siegte Violinissimo beim Deutschlandfinale in Hildesheim, war damit einhellig zum besten Laienorchester der Republik erklärt worden und durfte zum "Singapore Youth Festival" reisen. Ein Jahr darauf gewann man den ersten Preis beim internationalen Orchesterwettbewerb "Summa Cum Laude" in Wien "mit herausragendem Erfolg", wie extra vermerkt wurde. Diese Erfolgsserie wurde in den folgenden Jahren wiederholt. Bei Konzertreisen nach New York, England, Frankreich und Italien riss es das Publikum regelmäßig von den Sitzen. Und wie nebenbei spielte Violinissimo in 41 Benefizkonzerten auch noch 67 000 Euro für soziale Zwecke ein.

Ulli Büsel, die Gründerin. (Foto: Renate Schmidt)

Natürlich sind hier begabte und hochbegabte junge Musikerinnen und Musiker versammelt, deren Talent oft schon früh erkannt wurde und die von fähigen Musikpädagogen bestens ausgebildet werden, zum Beispiel in der Kreismusikschule Erding. Das allein erklärt aber nicht wirklich das Phänomen. Gute Schulen und talentierten Nachwuchs gibt es auch anderswo. Doch Violinissimo ist absolut herausragend. Hat Ulli Büsel magische Fähigkeiten?

Da kommt man dem Geheimnis schon näher. Doch die 56-Jährige ist keine Zauberin, sondern ein kluge, mutige und empathische Frau. Sie hat den Taktstock zerbrochen und weggeschmissen, bei ihr wird nicht dirigiert. Die Grundlage für den Erfolg ihres Jugendkammerorchesters ist eine antiautoritäre Herangehensweise, die jungen Leuten Vertrauen und Respekt entgegenbringt, ihre individuellen Persönlichkeiten und eigenen musikalischen Vorstellungen ernst nimmt. Dass das so gut funktioniert, ist kein Wunder, sondern eine Offenbarung - die nicht nur Bewunderung und Applaus hervorrufen, sondern zu tiefgründigem Nachdenken anregen sollte.

20 Jahre Violinissimo , Montag, 20. Mai, 21.05 bis 22 Uhr, BR Klassik.

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