Neue Indoor-Rutsche in der Erdinger Therme:"Das war eine echte Herausforderung"

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Marketing-Mitarbeiterin Anne Becker durfte die neue Rutsche "Big Bang" in der Therme Erding offiziell eröffnen. (Foto: Renate Schmidt)

Mit der "Big Bang" ist offiziell die 19. Indoor-Rutsche in der Erdinger Therme in Betrieb gegangen. Der Einbau war für alle Beteiligten eine Herausforderung. Sie ist die einzige Rutsche dieses Typs weltweit, die nicht im Freien steht.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Mit ein paar Monaten Verspätung ist die 19. Indoor-Rutsche der Therme Erding am Mittwoch offiziell in Betrieb gegangen. Sie heißt "Big Bang" oder auch auf Deutsch "Urknall" und hat insgesamt rund zwei Millionen Euro gekostet. Sie ist mit 130 Metern nicht die längste, mit einer Höhendifferenz von 11,40 Metern auch nicht die schnellste und steilste Rutsche in der Therme. Sie ist aber in der Welt einmalig, wie Stephan Spiller, Leiter des Internationalen Projektmanagements beim Rutschenkonstrukteur und -hersteller Wiegand.Waterrides, sagt. Sie ist zudem die einzige, bei der der Gast das Gebäude kurz verlässt und nach einer 180 Grad-Wendung wieder zurück kommt. Die "Big Bang" im Gewirr der Röhren von den bestehenden 18 Rutschen zu bauen, ist laut Spiller eine "echte, große Herausforderung" gewesen.

Als im Juli 2022 der erste Testlauf stattfand, machte der Dummy im "Urknall", dem zentralen Teil mit einem Durchmesser von 9,40 und eine Länge von 13,70 Metern, eine Bruchlandung. Statt wie ein Skater in einer Halfpipe auf einem Schwimmreifen drei bis fünf Mal, hin und her zu pendeln, nachdem man aus einer Röhre vom höchsten Punkt im Rutschenbereich schießt, plumpste der Dummy nur auf den Boden. Es galt also "nachzujustieren". Das Prinzip der 19. Rutsche ist nicht neu, im Außenbereich der Erdinger Therme steht schon seit 2018 eine derartige Rutsche, die sei sogar rund zehn Prozent größer, sagt Spiller. Insgesamt stehen jetzt in der Therme innen und außen 28 Rutschen.

Alle Teile mussten durch eine einzige Flügeltür im Erdgeschoss ins Innere gebracht werden

Die größte Herausforderung bestand laut dem Projektleiter nicht nur in der Integration des neuesten Projekts von Thermen-Inhaber Jörg Wund in der bestehenden Rutschenlandschaft, sondern in dessen Einbau. Alle Teile mussten durch eine einzige Flügeltür im Erdgeschoss ins Innere gebracht werden. Gearbeitet wurde komplett nachts, um den laufenden Betrieb nicht zu stören.

Nach dem ersten Testlauf habe man mit einer langsameren Anfahrtsgeschwindigkeit so manches Problem aber beheben können, sagt Spiller. Schritt für Schritt sei man dann zur besten und sichersten Lösung gekommen. Drei bis vier Anpassungen seien insgesamt nötig gewesen, um die Rutsche für Gäste zwischen 40 und 120 Kilogramm freigeben zu können, damit der TÜV diese auch abnimmt. "Wenn man die Big Bang auf der grünen Wiese baut, ist sie dreimal einfacher zu konstruieren. Innen müssen wir mit ganz anderen, engeren Kurvenradien planen, mit anderen Breiten, einem anderen Startbereich. Und wir mussten sie zwischen all den anderen unterbringen."

Auch wenn es für den Gast so aussehen mag, dass die Halle jetzt wirklich voll ist: Zwei Rutschen sollen noch Platz haben. Jörg Wund hat auch schon erste Ideen.

Therme Erding
:Im "Urknall" ist Endstation

Beim ersten Testlauf der neuen Rutsche in der Therme Erding prallt ein Dummy ungeplant auf. Vor der Abnahme durch den TÜV müssen die Konstrukteure noch "nachjustieren".

Von Gerhard Wilhelm

Auslöser des "Urknalls" sind laut dem Projektmanager Beliebtheitsumfragen bei den Gästen gewesen. Diese seien mit der Outdoor-Version der Rutsche immer sehr "happy" gewesen, neben der Magic Eye. Und deshalb habe man den Typ auch im Inneren das ganze Jahr über anbieten wollen, sagt Geschäftsführer Marcus Maier. "Es war echt ein verrücktes Projekt", ergänzt Spiller, auch für die Firma Wiegand.Waterrides. Und auch Maier war skeptisch: "Ich bin jetzt 16 Jahre im Unternehmen. Jedes Mal, wenn Herr Wund den Rutschenturm hochgegangen ist, hat er gesagt, da hinten haben wir doch so einen riesengroßen Hohlraum, da kann man doch noch eine Rutsche reinbauen. Während ich meinte, nein, wir haben doch eh schon genügend Rutschen." Dass die Rutsche doch noch reingepasst habe, sei "ein richtiges Wunder" gewesen. Es sei aber sehr viel Optimierung nötig geworden, bis der TÜV seine Freigabe erteilt habe und die Rutsche jetzt sicher sei.

"Höher, schneller, weiter ist auch gar nicht mehr unbedingt das, was bei den Leuten aktuell ist. Beliebt sind die schwerelosen Momente, die man bei der Big Bang hat", sagt Projektmanager Spiller. Im Ausgangsbereich, wenn es in einer Röhre kurz aus der Fassade heraus geht, hat man zudem kurzfristig Lichteffekte mit 60 LED-Punkten eingebaut. Den Typ kann man beim Start auswählen: Regenbogen, Stroboskop-Effekte oder Sternenhimmel. Oder einfach nur weiß.

240 bis 400 Kubikmeter Wasser rauschen im Betrieb pro Stunde durch die Rutsche

Viel Lob hat der Projektmanager dabei für den Thermeninhaber Wund: "Der sagt nicht nur, ich habe ein Idee, jetzt macht mal, sondern er ist voll involviert, von A bis Z im ganzen Prozess. Anders bekommt man so eine erfolgreiche Therme nicht." Das Lob gab Jörg Wund zurück an seine Mitarbeiter und an Wiegand.Waterrides: "Ihr habt gezaubert und wunderbare Dinge vollbracht".

Vor allem auch, weil die Technik das Projekt ursprünglich sogar schon gestoppt habe: Die vorhandene Schwimmbadtechnik schaffte die nötigen Wassermengen nicht. 240 bis 400 Kubikmeter Wasser rauschen im Betrieb pro Stunde durch die Rutsche. Deshalb habe man die Technik aufgerüstet, "und wer mich kennt, die neue Kapazität nicht nur für die Big Bang ausgelegt, sondern dass noch zwei weitere Rutschen angeschlossen werden können. Die Tür für die Zukunft haben wir damit offen gelassen", so Wund. Und er habe schon Ideen, unter anderem eine Kinderrutsche.

Phase I: Nach dem Start kommt man aus einer Röhre in das Zentralstück der Big Bang. (Foto: Renate Schmidt)
Phase II: Man rutscht auf dem Reifen auf die gegenüberliegende Seite der 13,70 Meter langen Halbröhre - wie ein Skater in einer Halfpipe. (Foto: Renate Schmidt)
Part III: Am Schluss geht es durch ein Röhre mit Lichteffekten weiter. Und erstmal durch die Fassade der Therme nach draußen. Und nach einer 180-Grad-Drehung wieder zurück in die Therme. (Foto: Renate Schmidt)
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