Erding:Krähenpopulation soll beschränkt werden

Lesezeit: 2 min

Mitarbeiter des Bauhofs sollen die Eier aus den Nestern entnehmen. Einige Bewohner der Seniorenzentren am Stadtpark haben sich mit den Tieren aber schon arrangiert.

Von Philipp Schmitt, Erding

Die Erdinger Saatkrähen haben es in den vergangenen Monaten schon einige Male bis in die Schlagzeilen geschafft Sie fühlen sich offensichtlich vor allem im Stadtpark wohl: Jedenfalls haben sich dort auch 2021 offenbar wieder viele Saatkrähen eingenistet. Das kommt nicht bei jedem Besucher und Nachbarn des Parks gut an. Die Population solle nicht zu groß werden, denn der von den Krähen zeitweise verursachte Lärm könne von Parkbesuchern und Nachbarn als störend empfunden werden, ist von Kritikern zu hören.

Die Geschichte ist bekannt. Thomas Schreder hat sich dem Thema bekanntlich als Umweltreferent der Stadt angenommen. Er ist dafür als Biologe prädestiniert. Schreder möchte verhindern, dass sich nach der Brutzeit in einigen Monaten wieder zu viele Krähen vor allem im Stadtpark tummeln und für Beschwerden genervter Besucher und Anwohner sorgen.

SZ PlusTiere in München
:Taubenichts

Als oberster Taubenbeauftragter von München hat Reinhard Bodisch viele Gegner. Über tonnenweiße Vogelscheiße, militante Fütterer und das Konzept der Stadt. Ein Rundgang.

Von Philipp Crone und Catherina Hess (Fotos)

Der Kreisvorsitzende des Bayerischen Jagdverbands hat sich ein Bild von der aktuellen Lage gemacht. Er habe viele Nester im Stadtpark entdeckt. Deshalb appellierte er in der vergangenen Sitzung des Planungs- und Bauausschusses des Stadtrats an Oberbürgermeister Max Gotz (CSU), bis zum Mittwoch die Bauhofmitarbeiter noch einmal intensiv zur Reduzierung des künftigen Saatkrähenbestandes in die Nester eingreifen zu lassen. Die Population dürfe nicht wieder aus dem Ruder laufen. Vorsorge sei nötig. Bis zum 15. März seien die Maßnahmen noch erlaubt. Wenn danach die jungen Krähen geschlüpft sind werden sie geschützt. Während der Schutzzeit könne der Bestand nicht mehr reguliert werden.

Gotz würdigte die Initiative von Schreder zur Reduzierung der Krähenpopulation. Der Oberbürgermeister teilte mit, dass Mitarbeiter des Bauhofes im Stadtpark die erlaubten Maßnahmen auch schon ergriffen hätten, um zur Reduzierung des künftigen Krähenbestands Eier aus den Nestern zu nehmen.

Gotz zeigte aber trotz der drohenden Plage auch ein wenig Milde und Verständnis für die oft ungeliebten Tiere. Es sei richtig, dass es Beschwerden geben könne, wenn zu viele Krähen im Stadtpark leben. Es seien ihm in diesem Kontext auch von Bewohnern der Seniorenzentren am Stadtpark Hinweise auf den von den Krähen verursachten Lärm bekannt. Allerdings habe er auch von einigen Senioren gehört, die sich als Fürsprecher der Krähen zu Wort gemeldet hätten. Einige Bewohner der Seniorenhäuser könnten von ihren Zimmern und Fenstern aus direkt in die Nester der Krähen sehen und die Brut mit Interesse beobachten und würden die tierischen Nachbarn inzwischen mehr als dulden. Diese Stadtpark-Anwohner haben sich offensichtlich mit den Krähen trotz deren ramponierten Image offenbar gut arrangiert. Bei Spaziergängern und Joggern im Stadtpark sind die Tiere hingegen, wenn die Population steigt, oft nicht so beliebt. Den Krähen scheint das egal zu sein, sie haben sich gut eingenistet und brüten nun - vom 15. März an auch von Bauhof-Mitarbeitern ungestört - den Nachwuchs aus.

Der Ärger mit den Krähen im Erdinger Stadtpark währt schon lange. Mittlerweile ist die Kolonie eine der größten in einem oberbayerischen Stadtgebiet. Knapp 800 Krähenpaare befinden sich im Erdinger Stadtpark. Die Anzahl der Nester ist zuletzt jedoch zurückgegangen. Nicht nur im Stadtpark, sondern über die gesamte Stadt gesehen: 2019 zählten die Beobachter 1040 Nester, 2020 nur noch 911. Wer in der Nähe des Parks lebt, dem dürfte das herzlich egal sein. 781 Nester wurden im Frühjahr 2020 im Park gezählt, ein Jahr zuvor waren es 880 - die Lärmbelastung bleibt aber die gleiche.

© SZ vom 16.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusNaturschutz
:Rettung für die inzestuösen Steinböcke

An der Benediktenwand sind die Tiere in ihrer Existenz bedroht - die Population ist zu klein, die Auswahl bei der Fortpflanzung gering. Jetzt sollen Importe aus der Schweiz helfen.

Von Tim Pohl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: