Landkreis Erding:Der Bedarf an frühzeitiger Förderung wächst

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Das Josefsheim Wartenberg wurde 1885 von Pfarrer Josef Haslauer gegründet. 1918 übernahm das Seraphische Liebeswerk die Trägerschaft der Einrichtung. (Foto: Renate Schmidt)

Das Josefsheim Wartenberg will zwei heilpädagogische Gruppen für Kinder im Vorschulalter eröffnen. Die Gründe, warum immer mehr Kinder mit schwierigen Lebensbedingungen zu kämpfen haben, sind vielfältig.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Der Bedarf, Kinder in schwierigen Lebensbedingungen schon vor dem Schulalter zu "verstehen, zu fördern und zu bilden", nimmt auch im Landkreis Erding stark zu. Dies zeigt eine Umfrage des Erdinger Landratsamtes in Kindergarteneinrichtungen. "Der Bedarf ist sehr, sehr hoch, erschreckend hoch", sagt auch Martin Hagner, Gesamtleiter des Josefsheims Wartenberg, in dem Mädchen und Jungen professionell mit Schwerpunkt im emotional-sozialen Bereich betreut und gefördert werden.

Bisher gibt es dort zwei Wohngruppen für Kinder ab sechs Jahren. Von Anfang 2024 an soll, wenn alles klappt, im dazugehörenden Kloster Moosen eine heilpädagogische Kindergartengruppe eröffnet werden. Im übernächsten Kindergartenjahr soll eine weitere Kinderbetreuungsgruppe am Standort Wartenberg folgen.

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Gründe für einen steigenden Bedarf an intensiverer Betreuung schon im Kindesalter sieht Martin Hagner unter anderem in der zunehmenden Sensibilisierung, was Verhaltensauffälligkeiten bei Kleinkindern anbelangt. Wobei es nicht nur negative Auffälligkeiten sein müssten, sagt der Leiter des Josefsheims, das Teil der Kinder- und Jugendhilfestiftung Seraphisches Liebeswerk SLW Altötting ist. "Wir sind sensibler bei der Wahrnehmung und bieten heute mehr Hilfsformen an."

Darüber hinaus seien Gründe schwer zu fassen. Zum einen sei es wohl das Umfeld der Kinder. Gestresste Eltern in der Arbeitswelt würden den Stress auf die Kinder übertragen. Dazu komme der Wegfall von stabilisierenden Großfamilien. Speziell im Landkreis Erding komme noch die Zuwanderung dazu, auch die innerdeutsche. "Wenn eine Mutter mit zwei Kindern in den Landkreis zieht, hat sie nicht vom ersten Tag an gute Nachbarn, Oma und so weiter, die helfen. Das ist in anderen Landkreisen mit weniger Zuzug nicht so ausgeprägt", sagt Martin Hagner.

Geplant ist die Eröffnung so schnell wie möglich, sagt Martin Hagner

Im Gegensatz zu den Wohngruppen "Noah" und "Christopherus" am Josefsheim sei die geplante heilpädagogische Kindergartengruppe ein reines Tagesangebot für Kinder im Vorschulalter, von drei Jahren bis zu individuellen Einschulung. "Wir wollen eine Gruppe in Kloster Moosen einrichten mit neun Plätzen. Die Einschulung kann bei den Kindern auch mal erst mit acht Jahren sein." Betreut werden sollen sie von einer Sozialpädagogin, einer Erzieherin, einer Heilpädagogin und einer Psychologin. Im Kloster baue man für diese Gruppe derzeit sehr aufwendig um, um die Grundvoraussetzung zu schaffen. Geplant ist die Eröffnung so schnell wie möglich, sagt Hagner. Laut einem Schreiben des Landratsamtes zu Beginn 2024.

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In der vollbetreuten Wohngruppe "Noah" im Josefsheim werden derzeit Kinder ab dem sechsten Lebensjahr ganzjährig von einem professionellen Fachkräfteteam intensiv gefördert. Die Kinder, die aus ganz unterschiedlichen Gründen nicht mehr bei ihren Eltern leben können, benötigen intensive Hilfen und Begleitung, um Traumata und akute Krisen aufarbeiten zu können, heißt es auf der Homepage des Josefsheims. In der Wohngruppe "Christopherus" leben Kinder und Jugendliche ganzjährig ab dem zehnten Lebensjahr, die entweder aus der Kinderwohngruppe des Hauses in die Jugendwohngruppe wechseln oder aufgrund eines heilpädagogischen Hilfebedarfs aufgenommen werden.

Die große Hoffnung, die die Einrichtung mit der Kindergartengruppe verbindet, ist, "dass wir Kinder rechtzeitig erreichen, damit sie mit sechs, sieben oder acht Jahren so fit und gesund sind, dass sie ohne weitere Probleme in die Schule gehen können. Das ist unser Hauptziel", sagt Martin Hagner. Leider sei es so, dass der Bedarf an heilpädagogischen Plätzen auch weiterhin deutlich höher sei werde, als die Planung vorsieht.

Auch der Einrichtungsverbund Steinhöring hat eine heilpädagogische Kleingruppe eingerichtet

Ein Ziel, das auch der Einrichtungsverbund Steinhöring (EVS) mit seinem inklusiven Kinderhaus Vilstalkinder in Taufkirchen hat. Dort gibt es eine heilpädagogische Kleingruppe mit acht Kindern, eine Krippengruppe mit zwölf Plätzen und zwei Kindergartengruppen mit jeweils vierundzwanzig Kindern. Träger ist die Katholische Jugendfürsorge der Erzdiözese München und Freising. Zur Erdinger St. Nikolaus-Schule in der Trägerschaft des Einrichtungsverbunds Steinhöring gehört die Schulvorbereitende Einrichtung (SVE) für Drei- bis Sechsjährige sowie eine Grund- und Mittelschulstufe und eine Berufsschulstufe bis zur zwölften Klasse. Dazu kommt die Heilpädagogische Tagesstätte (HPT), in der die Kinder am Nachmittag betreut werden.

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