Attraktion in Dorfen:Deutschlands erster E-Trial-Park

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Deutschlands erster E-Trial Park für verschiedene Schwierigkeitsstufen liegt auf dem ehemaligen Meindl-Areal in Dorfen. Bis 2020 soll dort in „Action & Fun Park“ entstehen. (Foto: privat)

In Dorfen können schon Kinder auf kleinen Motorräder üben. Der Parcours ist Teil eines Geländes, das sich zu einem riesigen Event-Areal entwickelt

Von Sara Maria Behbehani, Dorfen

Wenn Felix mit seinem kleinen Elektro-Motorrad im neu eröffneten Trial-Park Dorfen über die angelegten Wege, Hügel und durch Kurven fährt, dann ist er voll bei der Sache. Konzentriert fährt er sein Bike durch den Parcours, Runde um Runde. Felix ist sieben und begeisterter Mountainbikefahrer. Als die Familie auf den Trial-Park aufmerksam wurde, musste Felix aber auch das Motorradfahren ausprobieren. Diese Möglichkeit bietet der Trial-Park mit seinen Elektro-Motorrädern Kindern ab drei Jahren - sofern sie Fahrradfahren können. Denn die Geschwindigkeit ist manuell einstellbar.

Deutschlands erster E-Trial Park, auf dem Kinder und Erwachsene mit Elektromotorrädern einen Parcours in verschiedenen Schwierigkeitsstufen durchfahren können, liegt auf dem ehemaligen Meindl-Areal. Dort entsteht derzeit ein "Action & Fun Park", der bis 2020 erweitert und fertiggestellt werden soll. Der Dorfener Immobilienunternehmer Robert Decker, der das 21 Hektar große Gelände mit all seinen alten Hallen und Gebäuden gekauft hat, stellt das Areal nun für eine Zwischennutzung als Vergnügungsgebiet zur Verfügung, bevor dort ein neues Viertel entsteht.

"Eine sinnvolle Freizeitaktivität"

Der Trial-Park wurde am 9. August dieses Jahres eröffnet, und bisher zeigt sich Geschäftsführer Benjamin Weißbach zufrieden mit dem Start seines Freizeitangebots. "Seit seiner Eröffnung ist der Park - abhängig von Wetter und Wochentag - immer gut besucht", freut er sich und sagt: "Es war mir wichtig, hier eine sinnvolle Freizeitaktivität zu schaffen." Weißbach möchte Pädagogik und körperliche Fitness mit Spiel und Spaß kombinieren. Und das für alle Altersgruppen. Denn ein Trial-Motorrad ist keineswegs auf Schnelligkeit ausgelegt. Es geht vielmehr darum, einen Geschicklichkeits-Parcours zu durchfahren, der im Gelände erst einmal bewältigt werden muss.

Hohe Geschwindigkeiten und weite Entfernungen spielen keine Rolle, sondern das sichere Überfahren von Hindernissen. "Es geht um die spielerische Förderung von Gleichgewicht, Geschicklichkeit und Konzentration", sagt Weißbach. Am Anfang hätten manche gefragt: "Spinnt's ihr?", weil auch Fahranfänger ein Motorrad besteigen dürfen. Doch Weißbach begreift den Trial-Park auch als Fahrsicherheitstraining, der wegen der geringen Geschwindigkeiten keine großen Gefahren darstellt. So haben auch Felix und seine Familie keine Angst, dass etwas passieren könnte. "Am Anfang hatte ich schon etwas Bedenken", gibt Felix Mutter Doris Schätzel zwar zu. "Aber es wurde alles so gut erklärt und die Geschwindigkeit eingestellt. Das erschien mir alles plausibel. Es wird alles ans Kind angepasst."

Ein Mitarbeiter, der auf die Sicherheit achtet, ist Thomas Klimek. Am Anfang rüstet er Besucher mit Helm, Handschuhen und Knieschonern aus und erklärt ihnen die Funktionsweise der Motorräder. Um das Handgelenk trägt man ein Sicherheitsband, das sich bei einem Sturz vom Motorrad löst und damit den Motor automatisch ausschaltet.

Drei Schwierigkeitsstufen

Und dann geht es los. Der Trial-Park bietet in seinem Parcours Wege in drei Schwierigkeitsstufen. Bei den ganz Kleinen geht es mit einer Übungsfahrt auf der Wiese los, nicht schneller als drei bis fünf Kilometer pro Stunde, dann kommt die erste Runde im Parcours. Manchmal läuft Klimek da auch noch mit. "Die meisten haben es nach einer Runde drauf", sagt er. "Besonders Kinder wissen sehr schnell, wie es geht." Für die Anfänger gibt es kleine und größere Hügel und enge Kurven durch tiefen Kies. Dabei ist es gar nicht so leicht, das Gleichgewicht zu halten. Doch um genau das geht es dabei. "Das ist eine motorische Übung", sagt Klimek. "Man bekommt ein Gefühl fürs Fahren." Und das Gleichgewicht könne man auch trainieren. Dafür fährt Klimek mit seinem Motorrad engste Kreise und Achten so langsam, dass er beinahe steht, ohne umzufallen. "Trial-Sport ist ein langsames Fahren über Hindernisse", sagt er.

Auf dem mittelschweren und dem schweren Parcours sind dann richtige Hindernisse aufgebaut. Es gibt Reifen, Steine, Balken - sogar eine Rampe, über die ganz erfahrene Trial-Fahrer springen können. "Es waren schon Leute da, die haben es echt drauf", sagt Klimek. Es kämen vor allem extrem gute Fahrer zum Trainieren, und Kinder zwischen sechs und 14 Jahren.

Ebenso kommen aber auch solche, die sich dafür interessieren, dass die Motorräder ohne Benzin auskommen. Für Weißbach war es ein wichtiger Aspekt, dass die Motorräder seines Parks elektrisch betrieben werden. "Man kann das Fahren leichter lernen, im Schadensfall läuft kein Öl oder Benzin aus, sie machen keinen Lärm und sind umweltfreundlich", sagt er.

Zusammenarbeit mit Polizei ist geplant

Um das Thema des Trial-Fahrens professionell anzugehen, soll in Zukunft auch eine Zusammenarbeit mit Polizei, Rotem Kreuz und ADAC stattfinden. Zudem soll Platz für einen Verein und Trainingsgruppen geschaffen werden, dazu sind Fitnesskurse in Planung. Dafür bietet sich auch eine Vergrößerung der Fläche an. Der angrenzende Wald soll für Trial-Fahrer zugänglich gemacht werden. Ebenso soll eine Halle entstehen, in der wetterunabhängig durch Parcours gefahren werden kann. "Wir wollen uns flächenmäßig um das Doppelte erweitern", sagt Weißbach. "Und dann auch mehr Schwierigkeitsstufen einbauen." Zudem stellt sich Weißbach noch eine Terrasse in Biergartenatmosphäre vor, auf der Eltern sitzen können, während ihr Nachwuchs durch den Parcours fährt. Auch Kindergeburtstage und Firmenevents sieht Weißbach gern.

Doch nicht nur der Trial-Park soll wachsen. Für den gesamten "Action & Fun Park" soll das riesige Gelände erschlossen werden. Dazu gibt es Ideen wie Paintball, Hochseilgarten, Freiluftkino und Flohmarkt. Weißbach selbst ist Inhaber der Firma Jumping Star, die Trampoline herstellt und auch jetzt schon normale und Bungee-Trampoline auf der Anlage aufgestellt hat. Er träumt davon, die Welt des Trampolins mit der des Digitalen zu verknüpfen, sodass man auf dem Trampolin springend Charaktere in digitalen Spielen verkörpern kann. Insgesamt also soll das ehemalige Meindl-Areal zu einem riesigen Gelände für Events jeglicher Art umfunktioniert werden. Eines, von dem Weißbach sich erhofft, dass es Menschen in einem Umkreis bis zu hundert Kilometern anzieht.

"Nächste Woche kommen wir wieder"

Felix unterdessen ist mit jeder Runde besser geworden. "Ich will schneller fahren und ich kann nicht schneller", ruft er über den Platz und sorgt für Lacher bei den Zuschauern. Entsprechend seines Könnens wird das Motorrad also ein wenig schneller eingestellt. "Das Schönste ist einfach, wenn die Kinder mit einem riesigen Grinsen im Gesicht wiederkommen. Das macht einfach Spaß", sagt Klimek. Eines dieser Kinder ist Felix. "Am besten waren die Huckel", sagt er am Ende. "Bergauf und bergab, das hat Spaß gemacht. Und dass ich am Ende ein bisserl schneller fahren durfte." Auch seine Mutter hat ihre anfänglichen Bedenken verloren. "Das hat auf jeden Fall Suchtpotenzial", sagt sie. "Nächste Woche müssen wir wieder herkommen."

© SZ vom 19.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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