Große Mehrheit im Stadtrat:Dorfen fordert besseren Bahnhof

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Der von der Bahn geplante neue "Haltepunkt" am Ortsrand und ohne Servicegebäude sei eine "städtebauliche Fehlplanung".

Von Thomas Daller, Dorfen

Der geplante Ausbau der Bahnstrecke Dorfen hat schon so viele strittige Probleme aufgeworfen, dass ein Thema dabei etwas in den Hintergrund gedrängt wurde: Die alte Bahnhof soll aufgegeben und durch einen Haltepunkt etwa 400 Meter weiter östlich ersetzt werden. Im Stadtrat wurde dies als "städtebauliche Fehlplanung" kritisiert, die die Bahn korrigieren müsse. Der Stadtrat beschloss mit großer Mehrheit, die Bahn aufzufordern, den Haltepunkt deutlich weiter westlich zu planen. Zudem verlangt der Stadtrat auch ein Bahnhofs- oder Servicegebäude mit WC und Witterungsschutz. In diesem Kontext verweist der Stadtrat zudem auf das laufende Modellprojekt "Landstadt" im angrenzenden Areal ehemaliges Meindl-Gelände. Dabei stünden auch Mobilitätsexperten zur Verfügung, die die Planungen unterstützen könnten.

Am bisherigen Bahnhof hat die Stadt Millionen Euro investiert

Am bisherigen Standort des Bahnhofs hat die Stadt Dorfen Millionen Euro in Parkplätze und Fahrradabstellplätze investiert, für die Kunden der Bahn. Der Bahnweg und der Fahrradweg enden ebenfalls dort. Das alles soll aufgegeben werden zugunsten des Haltepunkts auf Höhe der Schreinerei Thalmeier. "Haltepunkt" heißt auch, ohne den geringsten Service- oder Aufenthaltscharakter im Wartebereich. Das Ganze auch noch am äußersten Ortsrand, anstatt in fußläufiger Geh- und Radwegeverbindung.

Der Stadtrat und die Arbeitsgruppe Bahn hatten das in der Vergangenheit bereits moniert, wobei die Bahn den Standpunkt vertreten hatte, der Haltepunkt könne erst an der Stelle gebaut werden, wo die Züge wieder die Tieferlegung der Gleise verlassen hätten. Das sei das "Totschlagargument" gewesen, sagte Stadtrat Josef Jung (ÜWG). Dieses Argument wollten die Fraktionen der GAL, SPD, der ÜWG und der Landlisten nicht länger gelten lassen: Wenn man den Haltepunkt etwa 70 Zentimeter tiefer lege, dann könnte man ihn noch innerhalb des Trogs bauen - und damit wieder ein gutes Stück weiter westlich. Denn bei nur 70 Zentimetern Tiefe benötige man die teure wasserdichte Wanne gegen eindringendes Grundwasser noch nicht, mit der die Bahn immer argumentiert hatte. Stadträtin Michaela Meister (SPD) hatte eigens eine Skizze dazu gefertigt, wie sich das realisieren lasse.

Ein Großteil des Stadtrats sah in dieser Lösung nur Vorteile. Nicht nur aus städtebaulicher Erreichbarkeit, sondern auch für die Bahn: Denn sie wolle ja in Zukunft mit dem 49-Euro-Ticket attraktiv bleiben und Kunden gewinnen. Das konterkariere sie aber, wenn sie sich immer weiter an den Stadtrand zurückziehe.

Barbara Lanzinger sprach von einem "Sonderwunsch, den die Stadt bezahlen müsste"

Bedenken kamen von der CSU: Barbara Lanzinger sprach von einem "Sonderwunsch, den die Stadt bezahlen müsste", Bürgermeister Heinz Grundner befürchtete, man müsse der Bahn dafür einen "Blankoscheck" für die Planung ausstellen und Ludwig Rudolf betonte, diese Änderung dürfe nicht dazu führen, dass die B15-Brücke über den Trog höher gebaut werde.

"Natürlich wird das teurer", entgegnete Martin Heilmeier (Landliste). "Aber wir sind ja nicht bei der Bahn angestellt, sondern müssen das Beste für unsere Bürger herausholen." Auch Jung betonte, Dorfen müsse endlich seine berechtigten Interessen vertreten: "Wir sind die einzige Stadt, die nichts kriegt. Weidenbach kriegt zehn Millionen Euro, Erding eine Untertunnelung und wir schaffen nicht mal eine optische Verbesserung."

Bürgermeister Grundner verwies auf "viele konstruktive Gespräche" mit der Bahn

Dieser Vorwurf traf Grundner, der verärgert reagierte: Man habe beim Bahnausbau "in vielen konstruktiven Gesprächen ausverhandelt, was möglich ist". Der Vergleich mit Erding hinke, dort gehe es um die S-Bahn, ein Landesprojekt, bei dem sich die Stadt auch noch mit einem zweistelligen Millionenbetrag beteilige. Im Grunde habe die Stadt Dorfen "das bekommen, was wir auch brauchen".

Franz Wandinger von der Stadtverwaltung glättete die Wogen mit einem konstruktiven Vorschlag: Dorfen beziehungsweise der künftige neue Stadtteil auf dem ehemaligen Meindl-Gelände sei als Modellprojekt für den Wettbewerb "Landstadt Bayern" auserkoren worden. Man könne die Bahn darauf hinweisen, dass dabei auch Mobilitätsexperten zur Verfügung stünden, die sich "fachlich fundiert über die Ministerien" mit ihren Planungskapazitäten beteiligen könnten.

"Der Bürgermeister muss bei seinen politischen Freunden Druck machen"

Andreas Hartl (GAL) vertrat den Standpunkt, der Haltepunkt sei nicht einfach nur die kostengünstigste Lösung, sondern eine "städtebauliche Fehlplanung, die die Bahn korrigieren muss". Der Stadtrat müsse sich endlich klar positionieren und der Bürgermeister müsse bei seinen "politischen Freunden Druck machen".

Mit 20 gegen drei Stimmen (Lanzinger, Berger, Holbl) beschloss der Stadtrat, die Verlagerung des Haltepunkts zu fordern und dort einen Bahnhofs- oder Servicebereich zu verlangen. Zudem wies man im Beschluss auf das Modellprojekt Stadtland Bayern hin, das für die Verlagerung Planungskapazitäten zur Verfügung stellen könne.

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