Engpässe in Krankenhäusern:Geburtskliniken sind nachts häufig überlastet

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In München kommen immer mehr Kinder auf die Welt. (Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa)

Die stark steigende Geburtenzahl führt seit Jahren zu Engpässen in der Geburtshilfe. Zwischen 3 und 7 Uhr nachts ist das Risiko, abgewiesen zu werden, am größten.

Von Inga Rahmsdorf

Die Geburtskliniken in München sind nachts häufig überlastet. Besonders zwischen drei und sieben Uhr morgens melden sie sich ab, weil sie nicht mehr ausreichend freie Kapazitäten haben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Datenuntersuchung des Bayerischen Rundfunks (BR). Von Dezember 2015 bis Mai 2018 hat der BR alle zehn Minuten auf der Ivena-Internetseite der Leitstelle registriert, ob eine der zwölf Geburtskliniken sich abgemeldet hat. Die Analyse zeigt auch, dass es offenbar am entspanntesten zwischen neun und elf Uhr morgens zugeht, in diesem Zeitraum wurden die wenigsten Abmeldungen verzeichnet. Nachts ist das Risiko, in eine andere Klinik ausweichen zu müssen, höher. Zwischen drei und sieben Uhr waren laut BR die Kliniken zu 34 Prozent abgemeldet.

Die stark steigende Geburtenzahl führt seit Jahren zu Engpässen in der Geburtshilfe. 2017 wurden in München 23 650 Babys geboren, das waren 6000 Babys mehr als noch 14 Jahre zuvor. Erschwert wird die Situation durch den zunehmenden Mangel an Hebammen und Pflegepersonal und durch die Schließung von Geburtsabteilungen im Umland. 2014 befragte das Gesundheitsreferat (RGU) alle Geburtskliniken in München und kam zu dem Ergebnis, dass in dem Jahr 600 bis 800 Frauen vor der Geburt und auch noch nach Einsetzen der Wehen abgewiesen wurden. Seitdem arbeiten die Kliniken enger zusammen, um Frauen direkt an eine andere Geburtsabteilung weitervermitteln zu können.

Neue Zahlen zu abgewiesenen Schwangeren gibt es seit 2014 nicht mehr. Das RGU hat vor zwei Wochen Zahlen für die drei Geburtsabteilungen des städtischen Klinikums veröffentlicht. 2017 kamen dort mehr als 6200 Babys zur Welt, knapp 300 Schwangere mussten an eine andere Klinik, auch im eigenen Verbund, weiterverwiesen werden. Dazu zählen allerdings auch die Frauen, die an einen anderen Standort vermittelt wurden, weil es dort eine notwendige medizinische Spezialstation gibt. Eine Verlegung kann medizinisch geboten sein, da ein Frühchen besser vor der Geburt im Mutterleib transportiert wird, als nach der Geburt in einem Inkubator. Im Uni-Klinikum Großhadern, wo es 1700 Geburten gab, mussten 2017 etwa 100 Frauen während der Wehen abgewiesen werden. Dem RGU zufolge haben sich zwischen Januar 2016 und Juni 2017 niemals alle Kliniken gleichzeitig für eine reguläre Geburt ab der 36. Schwangerschaftswoche abgemeldet.

© SZ vom 06.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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