Elektronische Musik:Seltsam und sichtbar sein

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Unangepasst aus Überzeugung: Julia Bencker produziert als Juc elektronische Musik. (Foto: Sonja Bencker)

Die neue Konzertreihe "We are subject" im Import-Export wendet sich an Produzentinnen von elektronischer Musik.

Von Dirk Wagner

Ihr Leben lang habe man ihr geraten, sich anzupassen. Doch Julia Bencker alias Juc will viel lieber seltsam und kompliziert sein. Dafür soll man sie lieben, singt die Münchner Elektro-Musikerin in ihrem Song "Weird". Juc hatte ihn im Dezember 2019 auf ihrer Debüt-EP "Hello, My Name Is" veröffentlicht, als die Pandemie die bereits geplanten Live-Präsentationen strich. Mit ihrer darauffolgenden Single "Ritual" liefert Juc sodann den "perfekten Track für tanzflächenfreie Zeiten", wie sie selbst sagt.

Einst vom Heavy Metal kommend hatte Julia Bencker schon als Basstrommlerin und Sängerin der Balkanauten eine "internationale Tanzmusik" gefeiert. Als Elektro-Musikerin Juc ist sie nun eine Produzentin, die zugleich komponiert, arrangiert und das Sounddesign selbst übernimmt. Dass die gesamte Musikproduktion in einer Hand ist, ist in der elektronischen Musik nichts ungewöhnliches. Deswegen werden die Musizierenden hier auch Producer genannt. Mitunter kann das allerdings verwirren. Immerhin hatte man bisher große Produzenten wie George Martin ( The Beatles), Rick Rubin (Johnny Cash) oder Manfred Eicher ( ECM) als Dienstleister geschätzt, die zumeist eben nicht Teil der von ihnen produzierten Bands waren. Unklar bleibt darum, ob eine Studie der südkalifornischen Universität nun auch jenen neuen Produzentenbegriff aus den Techno-und Hip-Hop-Szenen berücksichtigt, wenn sie behauptet, das seit 2012 nur 2,6 Prozent aller Produzenten weiblich seien.

Für Bencker sind das deutlich zu wenig aktive Frauen im Musikgeschäft. "Ich bin überzeugt davon, dass es mehr Produzentinnen gibt, befürchte aber, dass es vielen an Möglichkeiten mangelt, sichtbar zu werden", sagt Bencker. Mit einer neuen Veranstaltungsreihe will sie darum explizit Produzentinnen sichtbar machen. "We Are Subjects" heißt diese am Mittwoch im Import-Export startende Reihe. Eine Ausweitung der Konzertreihe auf andere Veranstaltungsorte in Augburg, Nürnberg und Regensburg hätte sie auch schon überlegt, sagt Bencker. Vorerst will sie ihren "Showcase-Event für elektronische Solo-Künstlerinnen* aus Süddeutschland" in München testen. Gleichwohl hier selbstverständlich auch Männer als Zuschauer gewünscht sind, hofft Bencker darauf, dass hier auch eine Plattform entsteht, über die interessierte weibliche Musikerinnen und Musikfans sich vernetzen. "Als Heavy-Metal-Fan stand ich oft genug auf den entsprechenden Veranstaltungen, wo eigentlich nur die Männer über Musik reden. Wenn ich dann als Frau mitreden wollte, wurden mir immer Wissensfragen wie in einer Prüfung gestellt. Als müsste ich meine Kompetenz erst beweisen, bevor ich hier mitreden darf. Solche Fragen wurden nie einem Mann gestellt", sagt Bencker. In der elektronischen Musik befürchtet sie eine weitere Hürde: "Noch immer scheinen sich mehr Jungs als Mädchen intensiv mit Technik und Computer zu beschäftigen. Später trauen sich viele Frauen dann nicht."

We Are Subjects, mit Juc und Polygonia, Mi., 13. April, Import-Export , Schwere Reiter Str. 2h, 20 Uhr

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