Einschreibung:Der Kampf ums Wunschgymnasium beginnt

Schüler der Grundschule Garching-West

So stellen sich Grundschüler das Gymnasium vor.

(Foto: Sonja Marzoner)
  • In dieser Woche können Eltern ihre Kinder an den Gymnasien einschreiben.
  • Trotz ausreichend guter Noten ist nicht gesagt, dass es mit dem Platz an der Traumschule auch wirklich klappt.
  • Die Gründe für eine Ablehnung sind vielfältig - meist fehlt es jedoch schlicht am Platz.

Von Melanie Staudinger

Manchmal entscheidet der Wohnort über die Zukunft eines Kindes. Ein paar Meter, das meint Brigitte Traut genau zu wissen, könnten den Ausschlag geben, welche Schule ein Kind besuchen darf, und damit auch, wie viel es lernen, wie gut das Abitur sein wird. Im vergangenen Jahrzehnt haben sich Brigitte Traut und ihr Mann viel mit der Bildungslandschaft in München beschäftigt, sie wollen die Karriere, ja das Leben ihres Kindes nicht dem Zufall überlassen.

Bewusst sind die beiden vor zehn Jahren in eine gute Gegend gezogen, damit der (damals noch ungeborene) Sohn später eine der Grundschulen besuchen kann, die einen guten Ruf genießen. Kaum eingeschult gab es nur noch ein Ziel: das Gymnasium, was der Kleine nun auch geschafft hat. Aber es soll nicht irgendein Gymnasium sein. Brigitte Traut und ihr Mann haben sich lange informiert, mit anderen Väter und Müttern gesprochen, im Internet recherchiert. Wie viele Elternabende, Schulhausrallyes und Tage der offenen Tür sie besucht haben, wissen beide nicht mehr. Doch sie haben ihre Traumschule gefunden.

Deren Name soll hier allerdings genauso wenig veröffentlicht werden wie der richtige Name der Trauts. Denn kaum war das Wunsch-Gymnasium ausgesucht, begannen die Probleme. Die Schule, so erfuhr die Familie, musste in den vergangenen Jahren stets Kandidaten abweisen, weil sie nicht ausreichend Kapazitäten für alle hatte. Sie nahm nur die Kinder auf, die am nächsten an der Schule wohnten. Passiert das heuer wieder, werden die Trauts wohl leer ausgehen, sie haben die falsche Adresse. Gut und gerne fünf Kilometer trennen ihr Zuhause vom Schulhof.

Wie den Trauts ergeht es vielen Familien in München. Theoretisch haben sie die Wahl zwischen 39 öffentlichen Gymnasien. Rein rechtlich steht ihnen ein Schulplatz zu, wenn das Kind die gymnasiale Eignung hat, also einen Notendurchschnitt von 2,33 oder besser in den Fächern Deutsch, Mathe und Heimat- und Sachunterricht aufweisen kann. Die Praxis aber sieht manchmal ganz anders aus: An vielen Gymnasien reicht ein Übertrittszeugnis mit guten Zensuren längst nicht mehr aus. In Bayern gibt es nämlich keinen Rechtsanspruch auf eine bestimmte Schule.

Bewerben sich mehr Kinder, als es Plätze in den neuen fünften Klassen gibt, müssen die Direktoren gezwungenermaßen auswählen. Bevorzugt wird, wessen Geschwister die Schule bereits besuchen und wer in der Nähe wohnt. Die abgelehnten Kinder werden an ein anderes Gymnasium vermittelt. "Staatliche und nichtstaatliche Schulen bemühen sich um einen örtlichen Ausgleich, wenn sie nicht die Möglichkeit haben, alle Bewerber an ihrer Schule aufzunehmen", sagt eine Sprecherin des Kultusministeriums.

Eine komplizierte Rechnung

Eine Prozedur, mit der Luitpold Klotz bestens vertraut ist - wenn auch erst seit kurzem. Bevor er als Direktor an das städtische Käthe-Kollwitz-Gymnasium (KKG) nach Neuhausen kam, zählte die Schule wahrlich nicht zu den beliebtesten Bildungseinrichtungen, denen die Türen eingerannt werden. Nur 75 Anmeldungen wurden 2013 gezählt. "Mit solch geringen Schülerzahlen kann man später keine vernünftige Oberstufe machen", sagt Klotz heute. Der Schulleiter steuerte um, etablierte neben dem sprachlichen Zweig auch eine naturwissenschaftlich-technologische Ausbildungsrichtung und lockerte die zuvor strenge Sprachenfolge.

Ein Jahr später kündigten sich 214 neue Fünftklässler an. "Mit so vielen Anmeldungen habe ich nicht gerechnet", sagt Klotz heute. Aufgenommen hat er damals jeden Bewerber. Der Platz war da, weil zuvor so wenige Kinder ans KKG wollten. Im vergangenen Schuljahr standen aber erneut mehr angehende Fünftklässler vor der Tür, dieses Mal 244.

Hätte Klotz nun, wie ursprünglich geplant, fünf Eingangsklassen gebildet, hätte sich ein Radius von 1,4 Kilometern um die Schule ergeben. Alle, die weiter weg wohnten, hätten Pech gehabt. "Das wäre nicht einmal bis zum Rotkreuzplatz gegangen", sagt Klotz, der dann doch sechs Klassen angeboten hat - Glück hatten alle, die bis zu zwei Kilometer von der Schule entfernt leben, 60 Kinder mussten sich eine andere Schule suchen.

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