Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU) hat am Donnerstagabend in der Sitzung des Gemeinderates Sylvia Boher "im Namen aller Zornedinger" zum Rücktritt aufgefordert. Mayr sagte vor rund 50 Zuschauern, die ins Rathaus gekommen waren, auch, dass er Boher bereits im vergangenen Herbst zwei Mal dazu aufgefordert habe, ihr Mandat niederzulegen. Boher hatte in der Oktober-Ausgabe des örtlichen Parteiblattes noch als CSU-Ortsvorsitzende gegen Flüchtlinge gehetzt. Diesen Posten musste sie dann allerdings auf Druck von oben aufgeben.
Mit seiner Stellungnahme kam der Bürgermeister einem Antrag der SPD zuvor, der Gemeinderat möge Boher dazu auffordern, ihr Mandat niederzulegen. Die SPD zog den Antrag nach Mayrs deutlichen Worten zurück - und ersparte damit den Parteifreunden Bohers ein öffentliches Bekenntnis für oder gegen ihre Gemeinderatskollegin.
Boher ignoriert alle Aufforderungen zum Rücktritt
Bereits vorigen Donnerstag hatten die CSU-Bezirkschefin Ilse Aigner und Kreisvorsitzender Thomas Huber Boher dazu aufgefordert, ihre Posten in den entsprechenden Gremien ruhen zu lassen. Die 51-Jährige ist dort Beisitzerin beziehungsweise Schriftführerin. Eigentlich hatten Aigner und Huber eine Antwort Bohers am Sonntag erwartet. Stattdessen ließ sie ausrichten, dass sie sich derzeit nicht in der Verfassung sehe, eine Erklärung abzugeben. Auch für die Gemeinderatssitzung ließ sie sich entschuldigen.
Nach Morddrohungen:Kundgebung in Zorneding: "Olivier, wir stehen hinter dir"
Etwa 3000 Menschen solidarisieren sich mit ihrem zurückgetretenen Pfarrer. Doch einer stellt die Frage, wie es so weit kommen konnte.
Boher hatte mit ihrem Artikel im "Zorneding Report" eine poltische Affäre ausgelöst, infolge dessen der katholische Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende zurückgetreten war, weil er rassistisch motivierte Morddrohungen erhalten hatte. 3000 Zornedinger erklärten sich daraufhin mit einer beeindruckenden Kundgebung und Lichterkette solidarisch mit dem Pfarrer und setzten ein eindrucksvolles Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit.
Sogar die New York Times berichtete über die Ereignisse in Zorneding
Die Affäre hatte weit über die Grenzen Zornedings ein großes mediales Interesse hervorgerrufen. Selbst die New York Times berichtete über die Vorgänge in der Gemeinde, dessen Bürger sich als eine Art brauner Bodensatz Bayerns verunglimpft sehen. Auch deshalb hatten viele eine deutliche Stellungnahme des Bürgermeisters erwartet.