Öko-Landwirtschaft in der VG Glonn:Bio, regional und frisch? Sie wollen's möglich machen

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Mehr ökologisch bewirtschaftete Fläche: Das ist das Ziel hinter der Auszeichnung als "Ökomodellregion". (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seit Januar sind sie im Amt, die Ökomodellregionsmanager der VG Glonn, und sie haben einiges vor. Angelika Gsellmann und Franz Hobmeier berichten von ihren Projekten und der großen Idee dahinter.

Von Pia Hitzer, Glonn

In diesem Büro wirkt alles noch etwas provisorisch. Die zwei großen Schreibtische sind noch ziemlich leer und scheinen ein wenig verloren in dem Raum. Nur ein paar Plakate zieren die Wände, auf dem Boden sind bunte Karten ausgelegt. Erst zwei Wochen ist es her, dass Angelika Gsellmann und Franz Hobmeier hier ihren Posten bezogen haben. Sie sind die neuen Ökomodellregionsmanager der Verwaltungsgemeinschaft Glonn (VG Glonn) - und damit der ersten Ökomodellregion im Landkreis Ebersberg. Doch was heißt das genau?

Das große Ziel ist die Förderung der ökologischen Landwirtschaft

Ökomodellregionen gibt es in Bayern bereits seit 2014. Mittlerweile sind es 35 Stück, sie reichen von Röhn-Grabfeld bis ins Oberallgäu. Zusammen sollen sie als Teil des Programms "Bio-Regio2030" für 30 Prozent ökologisch bewirtschaftete Fläche innerhalb der bayerischen Landesgrenzen bis 2030 sorgen. Das ist das große politische Ziel. Seit März 2023 zählt nun auch die VG Glonn zu diesen Regionen.

Initiiert hatten das Ganze vier Bio-Landwirtschaftsbetriebe. Von ihnen stammen auch die vier Projektideen für die Bewerbung. Es handelt sich dabei um gemeinsam mit den Kommunen ausgearbeitete Projekte, die die Bio-Landwirtschaft fördern sollen. Konkret sind das: eine hofnahe Schlachtung, Hofradeltouren, eine bessere Ausnutzung der Wertschöpfungsketten und die Bruderkalb-Aufzucht, also der in Milchviehbetrieben geborenen männlichen Kälber. Diese sollen nicht mehr wie bisher an weit entfernt gelegene Mastviehbetriebe verkauft werden, sondern in der Region bleiben.

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Diese vier Projektideen der Initiatoren sind aber erst der Anfang. Auch andere Menschen aus der Region möchten offenbar mitmachen und das Projekt unterstützen, ob aus der Landwirtschaft, der Gastronomie oder dem Einzelhandel. "Und da kommt unsere Rolle ins Spiel", erklärt Gsellmann. Als Ökomodellregionsmanager seien sie dafür da, all diese Menschen zusammenzubringen und Hürden abzubauen, erklären die beiden. "Obwohl sie vielleicht nicht weit auseinander leben, kennen sich die Leute oft nicht", sagt Hobmeier. Allein sei es aber meist schwierig, etwas Neues umzusetzen.

Die Ökomodellregionsmanager der Verwaltungsgemeinschaft Glonn: Angelika Gsellmann und Franz Hobmeier haben in Piusheim ihren Posten bezogen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Das muss ein Gemeinschaftsprojekt werden", ergänzt Gsellmann. Denn zur Bio-Landwirtschaft gehöre nicht nur die Umstellung der konventionellen Betriebe, sondern auch eine erhöhte Nachfrage nach ökologisch produzierten Produkten seitens der Konsumenten. Dafür sei Aufklärungsarbeit nötig, denn vielen Menschen seien die Zusammenhänge und Kreisläufe des Ökolandbaus gar nicht bewusst.

Oft sei der Verbraucher einfach überfordert von zu vielen verschiedenen Labels oder habe gar nicht die Möglichkeit, regional und bio einzukaufen, weil diese Produkte nur in unterschiedlichen Hofläden mit abweichenden Öffnungszeiten verkauft würden. Es ginge also darum, entlastende Alternativen zu schaffen. Einen wöchentlichen Bauernmarkt beispielsweise oder einen extra Ständer im Supermarkt nur für ökologisch produzierte Waren aus der Region.

In der Bio-Welt sind die beiden Manager schon lange zu Hause

Öko und Landwirtschaft, diese Kombination liegt Angelika Gsellmann und Franz Hobmeier sehr am Herzen. "Bio ist mir sozusagen in die Wiege gelegt worden", erzählt Gsellmann. Die 43-Jährige ist zwar nicht auf einem Hof aufgewachsen, doch ihre Familie habe sich selbst versorgt, erzählt sie. Nach einem Betriebswirtschaftsstudium arbeitete Gsellmann international an Projekten in der Bio-Landwirtschaft mit. Auch die Solidarische Landwirtschaft in Glonn gründete sie mit, dort ist sie auch heute noch als Gemüsegärtnerin tätig. Neue innovative Projekte aufzubauen und Menschen zusammenzubringen, das sei ihr Herzensanliegen.

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Auch mit der Region Glonn setzte sich Gsellmann schon früher auseinander, so hat sie bereits vor zehn Jahren die Vision "Glonn 2025" geschrieben. Ihre darin aufgeführten Ideen entsprechen in vielem dem, was die Ökomodellregion jetzt versucht umzusetzen. Die Bewerbung zu deren Managerin sei für sie daher der logische nächste Schritt gewesen, erklärt Gsellmann.

Franz Hobmeier betreibt selbst seit fast fünf Jahren einen Ökobetrieb in Parsdorf und hat ökologische Landwirtschaft studiert. Danach war er mehr als drei Jahre in der Projektabteilung des weltweit agierenden Öko-Anbauverbands "Naturland" tätig. Zugesagt habe ihm an der Stelle des Ökomodelregionsmanagers die Nähe zur "Urproduktion", also den Landwirten selbst, aber auch das Arbeiten mit den Wertschöpfungsketten und der direkte Kontakt zu den Menschen.

Die Erwartungshaltung ist bereits hoch

"Als wir unsere Verträge unterzeichnet haben, waren plötzlich alle Bürgermeister der VG da", berichtet Hobmeier. Überhaupt hätten schon viele Menschen von der Auszeichnung zur Ökomodelregion mitbekommen. Daher herrsche bereits jetzt eine gewisse Erwartungshaltung. Das merken die beiden Manager auch daran, dass sie privat schon oft angesprochen wurden. "Immer wieder werden wird gefragt, was wir denn da jetzt genau machen, oder ob wir nun dafür zuständig sind, diese oder jene Idee umzusetzen", erzählt Hobmeier.

Als nächsten Schritt planen die beiden, sich in den Gemeinderäten vorzustellen und die Lokalpolitiker einzuladen, Kontakt aufzunehmen. Einen Newsletter und Sprechzeiten wollen sie ebenfalls einführen. Anfangs soll das Büro in Piusheim dienstags von 9 bis 12 Uhr geöffnet sein. Für den Frühsommer ist außerdem eine Spatenstichveranstaltung geplant, um ein breiteres Publikum zu erreichen und das Projekt sichtbarer zu machen. Für einzelne Interessengruppen wie die Erzeuger soll es aber schon vorher, im März, Veranstaltungen geben. "Aber im Mai wollen wir dann hinausgehen in die Welt, in die kleine große Welt unsere Verwaltungsgemeinschaft", sagt Gsellmann.

Wer Angelika Gsellmann und Franz Hobmeier erreichen will, kann dies mit einer E-Mail an oekomodellregion@glonn.de tun.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes war die Rede davon, dass Angelika Gsellmann die Solidarische Landwirtschaft in Neufarn mitgegründet hat. Tatsächlich handelt es sich aber um die Solidarische Landwirtschaft "Solawi fair & teilen", einen Glonner Verein.

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