VHS:Gut durchgekommen, viel gelernt

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Cyberangriffe passieren laut Michael Graf, Polizeihauptkommissar des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord sehr häufig. Genaue Zahlen gibt es nicht, die Dunkelziffer ist hoch. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Nach der Cyberattacke auf die Volkshochschule Vaterstetten im Januar ist immer noch unklar, wer die Täter sind und wie sie es geschafft haben, auf den Server zugreifen. Immerhin: Einschränkungen beim Programm gibt es nicht.

Von Anna Steinhart, Vaterstetten

Ende Januar ging auf den Servern der VHS Vaterstetten nichts mehr - Grund dafür war ein Cyberangriff mit angehängter Erpresserbotschaft. Der Täter hatte dabei eine Nachricht hinterlassen, dass man ihn kontaktieren solle, um die Forderungen zu erfahren. VHS-Geschäftsführer Helmut Ertel ging im Januar davon aus, dass der Täter Geld möchte. Ob das stimmt, ist nach wie vor nicht bekannt, da man gar nicht erst auf den entsprechenden Link geklickt hat. "Interessiert uns aber auch nicht", sagt Ertel. Hinter den Kulissen bereitet der Angriff immer noch Arbeit und Unannehmlichkeiten - die Kunden hingegen bekommen meist gar nichts mit.

Denn das Kurs- und Veranstaltungsprogramm läuft wie geplant, es musste nichts abgesagt werden, die Einrichtung ist per Mail und Telefon erreichbar. Nur einige Kundinnen und Kunden wurden von der Volkshochschule kontaktiert, weil sie keinen Zugriff mehr auf deren Bankdaten hatte. Denn bei dem Angriff war die gesamte Serverstruktur betroffen, was zur Folge hatte, dass auch die Kursverwaltungs-EDV nicht mehr lief. Zum Schutz der Bankdaten der Teilnehmer wurden diese bei dem Angriff durch ein Sicherheitsupdate verschlüsselt. Das heißt: Der Hacker hatte keinen Zugriff auf die wertvollen Daten - die VHS aber eben auch nicht mehr. Um die Teilnehmergebühren einziehen zu können, mussten die Informationen neu eingegeben werden. An der internen Wiederherstellung arbeite man nach wie vor.

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Der Server funktioniert zu großen Teilen schon wieder, nach und nach nimmt man weitere Funktionen in Betrieb. In dieser Woche schließe man zum Beispiel wieder den Drucker an, sagt der Geschäftsführer. Bis Mai sollen dann alle internen Arbeiten abgeschlossen sein.

Damit ist die VHS Vaterstetten ganz gut durchgekommen, denn einige Volkshochschulen im Norden, die zur gleichen Zeit Opfer eines Angriffs wurden, seien bis heute nicht telefonisch erreichbar, sagt Ertel. Auch das Landratsamt Kelheim war Ziel von Hackern.

Für Geschäftsführer Helmut Ertel war von Anfang an klar: "Für die Kunden soll alles normal ablaufen." (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wer der Täter oder die Täterin ist, ist laut Michael Graf, Polizeihauptkommissar beim Polizeipräsidium Oberbayern Nord, noch unbekannt. Die Ermittlungen dauerten jedoch noch an. Cyberangriffe kämen insgesamt sehr häufig vor, sagt Graf, wie viele es genau gebe, könne man jedoch nur schwer sagen, da die Dunkelziffer hoch sei. Die Gefahren bei solchen Cyberangriffen variieren dabei je nach Branche. Laut Graf kann es zu einem Datenverlust sowie zu einer Veröffentlichung von sensiblen Daten, zu Versorgungsengpässen und Produktionsausfällen oder auch zu einer Unterbrechung der Geschäftsfähigkeit kommen. Das könne eine kostenintensive und langwierige Wiederherstellung der Infrastruktur mit sich führen.

Tipps zum Schutz vor Cyberangriffen

Einen 100-prozentigen Schutz vor Cyberangriffen gibt es laut Graf nicht, jedoch könne man es dem Täter mittels IT-Sicherheitslösungen erschweren. Dafür könne man Sicherheitslücken mittels regelmäßiger Updates schließen, seine Mitarbeiter mittels IT-Sicherheitsschulungen sensibilisieren, Offline-Backups oder Antivirensoftware nutzen. Weitere Vorschläge sind, sich einen Notfallplan für ein Worst-Case-Szenario bereithalten, ein Limit für Anmeldeversuche festlegen, oder auch einfach schon externe E-Mails kritischer zu beurteilen.

Wie Helmut Ertel unterstreicht, hat sich die VHS Vaterstetten durchaus auch in der Vergangenheit schon aktiv gegen Cyberangriffe geschützt. Nur seien es eben Schwerkriminelle, die auf solche Attacken spezialisiert seien.

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