Bürgerversammlung in Parsdorf:Kommt da noch was?

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Wer von Parsdorf nach München will, sollte ein Auto haben. Die Bushaltestelle im Hintergrund wird auf absehbare Zeit nur stündlich bedient. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In den nördlichen Ortschaften Vaterstettens ist der Ärger groß über das eingeschränkte Busangebot. Zuständig ist der Landkreis, doch dort sieht man keine Möglichkeiten, Abhilfe zu schaffen.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

"Wir brauchen nicht über Klimawandel reden, und dann muss sich jeder ein Auto kaufen, weil man sonst nicht weiterkommt". Mit diesen Worten fasste Richard Bichler am Mittwochabend auf der Bürgerversammlung in Parsdorf die Stimmung bei vielen Menschen in den Vaterstettener Ortschaften zusammen - wie sich an den zahlreichen zustimmenden Wortmeldungen auch zeigte. Grund für den Ärger ist, dass in Parsdorf und Neufarn der öffentliche Nahverkehr seit gut einem Monat nur sehr eingeschränkt zur Verfügung steht.

Ausgerechnet mit dem Beginn des neuen Schuljahres am 12. September wurde die Buslinie 459, die unter anderem Neufarn und Parsdorf an die U-Bahnstation Messestadt Ost anbindet, vom bisherigen 20- auf 60-Minuten-Takt umgestellt. Grund dafür, so teilte es das Landratsamt, in dessen Verantwortung die Buslinie betrieben wird, damals mit, seien "personelle Engpässe im Regionalbusverkehr".

"Es ist ein Fehler, dass der Landkreis keine Bürgerversammlung machen muss"

In den nördlichen Ortschaften Vaterstettens, das wurde auf der Bürgerversammlung sehr deutlich, gibt es mittlerweile großen Unmut über das ausgedünnte Angebot. Mehrere Anwesende pflichteten Bichler bei, mit dem ursprünglichen Busangebot sei es möglich gewesen, ohne Auto nach München zu pendeln - das gehe nun nicht mehr zuverlässig. Denn auch die Ausfälle und Verspätungen auf der Linie seien häufig, so der Tenor mehrerer Wortmeldungen - und es kam die Frage auf, warum der Landkreis das Busunternehmen nicht verpflichte, den Fahrplan einzuhalten, etwa mit Konventionalstrafen.

"Es ist ein Fehler, dass der Landkreis keine Bürgerversammlung machen muss", so Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU). Die Gemeinde beteilige sich zwar finanziell am Betrieb der Buslinie, genau wie die Nachbarn in Poing, zuständig sei aber der Landkreis. Spitzauer gab aber auch zu bedenken, dass das Problem des Personalmangels derzeit überall zu spüren sei. Dass man als Gemeinde mit dem Busunternehmen - mit dessen Leistungen auf eigenen Buslinien man laut Bauamtsleiterin Brigitte Littke im Übrigen keine schlechten Erfahrungen gemacht habe - strenger verfahren wäre, schloss der Bürgermeister zwar nicht aus, gab aber auch zu bedenken: "Wenn man da zu viel auf Vertragsstrafen setzt, bricht es vielleicht ganz weg." Littke kündigte an, die Gemeinde werde die Kritik an den Landkreis weitergeben und riet den Anwesenden, dasselbe zu tun: "Ich kann nur empfehlen, sich direkt ans Landratsamt zu wenden."

Seitens des Landkreises rechnet man nicht mit einer baldigen Verbesserung des Busangebotes

Von dort heißt es auf Nachfrage der SZ, ob in nächster Zeit mit einer Rückkehr zum 20-Minuten-Takt zu rechnen sei: "Der Personalmangel im Bereich der Busfahrerinnen und Busfahrer ist überdies deutschlandweit vorhanden und nicht kurzfristig zu beheben. Der Stunden-Takt ist in der gegenwärtigen Situation stabil zu leisten." Erst "bei einer verlässlichen Entspannung der Personalsituation, wird das Angebot in seinem ursprünglich geplantem Umfang gefahren werden" - ohne Einschätzung, wann das sein könnte.

Was die Vertragsstrafen angeht, die Möglichkeit gebe es zwar, allerdings nur "bei fahrlässigen Vergehen". Und ein solches sehe die Behörde derzeit nicht, Ursache der Einschränkungen sei eben der Personalmangel. Daher sei "der Landkreis im stetigen Austausch mit den Busunternehmen, wie dem Fachkräftemangel begegnet werden kann".

Der Kompost-Container könnte demnächst einen anderen Standort bekommen

Bessere Nachrichten gab es bei einem anderen Thema, das in den Ortschaften seit einiger Zeit für Ärger sorgt: der Abbau des Kompost-Containers in Neufarn. Diesen hatte der Umweltausschuss des Gemeinderates kürzlich beschlossen, weil im Container immer wieder Restmüll entsorgt wurde. Laut der Betreiber der Komposthöfe sei es kaum mehr möglich, vor allem den Plastikmüll auszusortieren. Als ein Grund für die Vermüllung wurde stets der verkehrsgünstig gelegene Standort genannt. Man sei mit Grundstückseigentümern im Gespräch, um einen neuen Standort zu finden, so der Bürgermeister. Konkret habe man zwar noch keine Zusage "aber es schaut sehr gut aus".

Auch einen Antrag beschloss die Bürgerversammlung, eingebracht hatte diesen Renate Hetzel aus Parsdorf. Sie beschwerte sich über die vielen Falschparker in der Neufarner Straße, teilweise werde dort auf beiden Seiten so dicht geparkt, dass der Schulbus kaum mehr durchkomme. Der Antrag auf einer Seite der Straße ein komplettes Halteverbot einzurichten, wurde ohne Gegenstimmen beschlossen.

Die bei Parsdorfer Bürgerversammlungen schon fast traditionelle Frage nach der Ortsumfahrung kam natürlich ebenfalls auf. Florian Kainz wollte wissen, ob das Projekt mittlerweile offiziell abgesagt sei und welche anderen Optionen es für eine Verkehrsentlastung gibt.

Offiziell bleibe der Beschluss des Gemeinderates für eine Umfahrung bestehen, so der Bürgermeister. Wie schon in der Vergangenheit verwies er aber darauf, dass er persönlich "bei allen anstehenden Aufgaben und den gestiegenen Kosten" eine Umsetzung für nicht realistisch halte, "da fehlt mir die Phantasie". Verkehrsentlastung, zumindest für Weißenfeld könnte die mögliche Verlegung der Feldkirchener Straße bringen, dies wird derzeit von der Autobahn GmbH geprüft.

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