Vaterstetten: Angst vor Gewerbegebiet:Ein Dementi, das keines ist

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"Ich rieche Gefahr": Nach dem Kahlschlag am Werner-von-Siemens-Ring geht in Vaterstetten die Angst vor einem dritten Technopark um. Ein Brief von der Nachbargemeinde scheint die Befürchtungen zu bestätigen.

Lars Brunckhorst

Entsteht in Neukeferloh doch ein Technopark 3? Ein Brief von Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder an seinen Vaterstettener Amtskollegen Robert Niedergesäß hat Befürchtungen, die seit dem Kahlschlag im Finckwald in der Gemeinde wachsen, nicht beseitigen können - im Gegenteil. "Die Antwort beunruhigt mich mehr", sagt Niedergesäß über das Schreiben aus der Nachbargemeinde, zu der Neukeferloh und der Technopark gehören.

Kahlschlag am Werner-von-Siemens-Ring: Nächste Woche berät der Grasbrunner Gemeinderat über eine mögliche Gewerbegebietsausweisung. (Foto: ANGELIKA BARDEHLE)

Nachdem vor wenigen Wochen 40.000 Quadratmeter Wald an der Grenze von Neukeferloh zu Vaterstetten abgeholzt wurden, geht in der Großgemeinde die Angst um, das Gewerbegebiet Technopark könnte erneut erweitert werden. Vaterstettens CSU-Bürgermeister hatte daher auf Drängen seiner eigenen Partei von Grasbrunns SPD-Rathauschef eine Klarstellung verlangt, dass die Rodung kein "Vorbote" für eine weitere Bebauung sei, sondern die Fläche wieder aufgeforstet werde. Doch die erhofften klaren Worte blieben aus.

"Eine Bebauung der aktuell gefällten Flächen war bisher weder im Gemeinderat noch in der Gemeindeverwaltung Grasbrunn Gegenstand einer Diskussion beziehungsweise Planung", lässt Korneder nun seinen Vaterstettener Kollegen schriftlich wissen. Und weiter: Die Fläche sei im Flächennutzungsplan als Wald ausgewiesen. Im übrigen weist Korneder daraufhin, dass die Fällaktion nach Auskunft des Amts für Landwirtschaft und Forsten in Ebersberg "korrekt und nicht zu beanstanden" sei.

Was im Vaterstettener Rathaus aufhorchen lässt, sind jedoch zwei weitere Sätze: Laut Korneder hat die Gemeinderatsfraktion der Freien Wähler in Grasbrunn am 1. September einen Antrag eingereicht, die gerodete Fläche am Werner-von-Siemens-Ring - "ebenso wie zwei weitere Flächen im Gemeindegebiet" - vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München "hinsichtlich einer möglichen Gewerbegebietsausweisung prüfen zu lassen". Der Antrag werde in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen behandelt.

In Vaterstetten machen diese Äußerungen hellhörig. "Ich habe bei der Geschichte ein ganz schlechtes Gefühl", sagt etwa Michael Niebler, der Vorsitzende der CSU-Gemeinderatsfraktion. Niebler, der die Klarstellung von der Nachbargemeinde verlangt hatte, ist mit der jetzigen Antwort nach eigenen Worten "überhaupt nicht zufrieden". Korneder, so Niebler, halte sich "sehr bedeckt - um es freundlich zu formulieren".

Der CSU-Fraktionschef erinnert zudem daran, dass Grasbrunn sich bereits einmal als "wortbrüchig" erwiesen habe, als für den Bau des Technoparks 1 ein anderer Teil des Finckwaldes abgeholzt wurde. Damals sei eine Aufforstung der gegenüberliegenden Fläche zugesichert worden, doch am Ende sei dort der Technopark 2 entstanden. "Es gibt gewisse Parallelitäten zwischen damals und heute", so der Vaterstettener CSU-Fraktionschef. "Ich rieche Gefahr."

Zumal offenbar nicht nur die Freien Wähler in Grasbrunn, sondern neuerdings auch die dortige CSU mit einer Bebauung des abgeholzten Areals zu liebäugeln scheinen. Wie Vaterstettens Bürgermeister diese Woche in einem Gespräch mit seinem Grasbrunner Kollegen erfahren haben will, soll sich die CSU der Idee der Freien Wähler angeschlossen haben. "Wir werden das sehr kritisch beobachten und in aller Deutlichkeit klarmachen, dass wir eine Bebauung nicht befürworten", sagt Niedergesäß.

Grasbrunns Bürgermeister vermeidet derweil eine Festlegung. Er wolle der Diskussion im Gemeinderat nicht vorgreifen, sagte Korneder am Donnerstag zur SZ. So viel aber lässt er durchblicken: Die Lage am Werner-von-Siemens-Ring könnte für die Firma Kugler interessant sein. Die Gemeinde sucht derzeit nach einem neuen Standort für den in Grasbrunn ansässigen Feinstkosthändler. Das Unternehmen möchte sich vergrößern, um den bisher avisierten Standort zwischen Grasbrunn und Putzbrunn sind jedoch in jüngster Zeit neue Diskussionen entbrannt. "Es ist Sache des Gemeinderats, sich mit der Frage zu befassen, ob ein weiterer Standort geprüft werden soll", so Korneder zur SZ.

Klarheit wird man - auch in Vaterstetten - spätestens nächste Woche haben: Bereits am kommenden Dienstag, 28. September, stehen das Thema und der Antrag der Freien Wähler auf der Tagesordnung des Grasbrunner Gemeinderats. Welche Position seine Partei, die SPD, dort einnehmen wird, die im Rathaus zusammen mit Grünen und BFG eine Mehrheit hat, verrät Korneder nicht.

In Vaterstetten ist man schon mal auf das Äußerste gefasst. "Ich traue dem Frieden nicht", sagt CSU-Fraktionschef Niebler und warnt: "Wir werden uns mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen jegliche Bebauung wehren - nötigenfalls einschließlich Gerichtsverfahren."

© SZ vom 24.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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