Unterstützung ungewiss:Grünes Grummeln in Vaterstetten

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Mit seiner Entscheidung für die CSU zu kandidieren, sorgt Robert Winkler (Mitte) bei den Vaterstettener Grünen nicht gerade für Begeisterung. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Robert Winkler will in Vaterstetten für die CSU als Bürgermeister kandidieren. Nun muss er sich kritischen Fragen seiner einstigen Gefährten bei den Grünen stellen.

Von Andreas Junkmann, Vaterstetten

Wenn Fußballspieler an ihre ehemalige Wirkungsstätte zurückkehren, erwartet sie zuweilen ein gellendes Pfeifkonzert aus den Reihen der Zuschauer. Ein solches blieb Robert Winkler am Montagabend zwar erspart, einige kritische Nachfragen musste er sich allerdings schon gefallen lassen. Der 57-Jährige ist vom Grünen-Ortsverband Vaterstetten - für den er dreieinhalb Jahre ohne Parteizugehörigkeit im Gemeinderat saß - zur Jahreshauptversammlung eingeladen worden. Brisanz gewinnt die Sache dadurch, dass Winkler nun für das Bürgermeisteramt in der Gemeinde kandidieren will - und das zum Ärger einiger ehemaliger Weggefährten ausgerechnet für die CSU.

"Ich weiß, dass das schwierig ist, Günter", sagt Winkler im vollbesetzten Reiterstüberl der Gaststätte Landlust zu seinem Gegenüber. Dort sitzt Grünen-Orstvorsitzender Günter Glier, der bereits nach Bekanntwerden von Winklers Entscheidung seinen Unmut über die Situation geäußert und das Vorgehen der Konkurrenzpartei gar als "undemokratisch" bezeichnet hatte. Denn bei der CSU ist Winkler neben Leonhard Spitzauer nur einer von zwei Bewerbern im innerparteilichen Vorwahlkampf. Die Entscheidung darüber, wer von den beiden letztlich für das Vaterstettener Bürgermeisteramt kandidiert und wer auf der Strecke bleibt, liegt also allein bei den Christsozialen.

Warum es dazu überhaupt gekommen ist, versucht Winkler bei der Versammlung zu erklären. Er sei in jüngster Zeit immer wieder gefragt worden, ob er sich denn nicht das Bürgermeisteramt vorstellen könne. "Viele haben gesagt, es bräuchte so einen wie mich", sagt der Jurist. Bei der Frage nach der Partei, für die er ins Rennen gehen könnte, habe er dann schlichtweg "auf die stärkste Karte" gesetzt. "So ein Wahlkampf ist sehr aufreibend. Wenn ich mich schon dieser Mühe unterziehe, dann will ich auch erfolgreich sein."

Vaterstetten "noch nicht reif" für einen Grünen-Bürgermeister

Bei den Grünen, die Winkler ebenfalls ein Angebot gemacht hatten, schätzt er seine Chancen offenbar deutlich schlechter ein. "Meine persönliche Meinung ist, dass Vaterstetten noch nicht reif ist, einen von den Grünen aufgestellten Bürgermeister zu wählen." Stattdessen wolle er im Wahlkampf auf die Power der CSU setzen, die "einfach in einer anderen Liga spielt". Wie sich an den Mienen der etwa 25 Grünen-Sympathisanten im Reiterstüberl ablesen lässt, gefällt das nicht jedem.

Doch Winkler sieht sich selbst nicht als christsozialer, sondern als parteiübergreifender Kandidat - ein Umstand, durch den er sich nach eigener Aussage auch innerhalb der CSU nicht nur Freunde macht. "Es gibt einige in der Partei, die sich verdammt schwer mit einem Kandidaten tun, der kein CSU-ler ist", gibt er zu. Sein Vorwahl-Konkurrent Leonhard Spitzauer sei ein durchaus potenter Kandidat, der aus tiefschwarzen Gewässern komme.

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Vor elf Jahren scheiterte er bei der damaligen Kommunalwahl. Nun startet der 59-Jährige einen zweiten Anlauf - und ist damit erster Konkurrent der CSU.

Von Andreas Junkmann

"Viele verstehen deshalb nicht, warum sie den Winkler wählen sollen." Umso wichtiger sei für ihn deshalb die frühzeitige Unterstützung der anderen Parteien. "Das würde dem innerparteilichen Willensbildungsprozess in der CSU enorm helfen", sagt Winkler, der deshalb bereits vergangene Woche bei der SPD vorstellig geworden ist und nun um die Gunst seiner ehemaligen Weggefährten wirbt.

Diese aber bleiben trotz Winklers Ausführungen zunächst kritisch. Während Ortsvorsitzender Günter Glier von einer "sehr schwierigen Situation" spricht, will ein Mitglied wissen, warum er sich so sicher sei, dass die CSU hier nicht zu einer Finte greife, um einen aussichtsreichen Kandidaten aus dem Wettbewerb zu nehmen. Das könne er ausschließen, so Winkler, denn die Gefahr, dass er für eine andere Partei kandidiert, habe nie bestanden. Auf die Frage, warum er nicht als gemeinsamer Kandidat aller anderen Parteien antritt, hält Winkler entgegen, er habe nicht geglaubt, "dass da etwas zusammengehen würde".

Was passiert, wenn Winkler im Vorwahlkampf scheitert?

Eines treibt alle aber ganz besonders um: Was passiert, wenn er im Vorwahlkampf scheitert, und dann andere Parteien auf ihn zukommen? Winkler, der zunächst ausgeschlossen hatte, für eine andere Farbe ins Rennen zu gehen, ließ sich dann doch ein kleines Hintertürchen offen: Darüber, was passieren würde, sollte die CSU Leonhard Spitzauer aufstellen, und anschließend alle anderen Parteien geschlossen auf ihn zukommen, wolle er heute keine endgültige Entscheidung treffen. "Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass es so kommt."

Zunächst geht es Robert Winkler nun darum, eine möglichst breite Unterstützerschar hinter sich zu versammeln. Von Seiten der SPD habe es bereits positive Signale gegeben, seine Kandidatur mitzutragen. Ob er auch auf die Grünen zählen kann, bleibt indes weiter offen. Trotz interner Besprechung im Anschluss an die Versammlung steht ein endgültiger Beschluss darüber noch aus. Bei der Fraktionssitzung Mitte März soll das Thema laut Ortsvorsitzendem Glier erneut auf den Tisch kommen. Auch wolle man sich zuvor nochmals mit Winkler zusammensetzen, denn wie Glier sagt: "Die Entscheidung muss gut überlegt sein."

Neben der Diskussion mit Robert Winkler standen bei der Jahreshauptversammlung auch die Neuwahlen der Ortsvorsitzenden auf der Tagesordnung. Dabei wurden Günter Glier, Monika Kalberlah und Johannes von der Forst in ihren Ämtern bestätigt.

© SZ vom 27.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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