SZ-Forum zum Windpark im Forst:Woher der Wind weht

Lesezeit: 2 min

Die Pläne für mehrere Großrotoren spalten den Landkreis in zwei Lager - die Süddeutsche Zeitung lädt jetzt zur Diskussion ein.

Lars Brunckhorst und Karin Kampwerth

Ebersberg - Windenergie finden im Prinzip alle gut. Sie ist sauber, unerschöpflich und weitestgehend ungefährlich. Doch was ist, wenn Windräder in Sichtweite des eigenen Gartens gebaut werden? Wenn sie also praktisch vor der Haustür stehen. Dann ist es auf einmal vorbei mit der Liebe zum Ökostrom.

Das zeigt die Auseinandersetzung um den geplanten Windpark im Ebersberger Forst. Sechs Großrotoren möchte die Münchner Firma Green City Energy in einem Abstand von tausend Metern zu Purfing, Wolfesing und Anzing am westlichen Waldrand errichten. 140 Meter Nabenhöhe sollen die Windmühlen haben, einschließlich der Rotorblätter würden sie eine Größe von 190 Metern erreichen - das entspricht in etwa der Höhe der Aussichtsplattform des Olympiaturms in München.

Diese Dimensionen bergen viel Diskussion- und Zündstoff. Seit Wochen beherrscht das Projekt wie kein zweites Thema die politische Debatte im Landkreis. Dabei sind der Atomausstieg und die Energiewende im Landkreis Ebersberg nicht erst seit Fukushima aktuell. Schon vor fünf Jahren hat sich der Kreis zum Ziel gesetzt, bis 2030 unabhängig von fossiler Energie wie Öl, Gas und Kohle sowie Uran zu werden. Die sechs Windräder im Forst wären der erste große Schritt auf diesem Weg: Sie könnten Strom für bis zu 15 000 Haushalte produzieren - CO2-frei und ohne radioaktive Abfälle.

Doch in den angrenzenden Gemeinden Vaterstetten, Zorneding und Anzing stößt das Vorhaben auf Widerstand. In Purfing und Anzing haben sich Bürgerinitiativen gebildet, der Verein Landschaftsschutz Ebersberger Land und die Schutzgemeinschaft Ebersberger Forst lehnen das Projekt ab. Sie warnen vor einem Eingriff in Natur und Landschaftsbild und negativen gesundheitlichen Auswirkungen auf Menschen. Anwohner fürchten zudem um den Wert ihrer Immobilien.

Unter diesem Eindruck rudert die Politik zurück: Hatte der Kreistag noch im Mai mit den Stimmen aller Fraktionen grundsätzlich ja zu einem Windpark im Forst gesagt und war ursprünglich geplant, dass die Gemeinderäte der Anliegergemeinden im Sommer dem Projekt zustimmen, soll eine Entscheidung jetzt erst in den kommenden Wochen und Monaten fallen. In der Zwischenzeit haben sich Gemeinden, Landratsamt und Ebersbergs Klimaschutzmanager Hans Gröbmayr viel Mühe gegeben, verunsicherte Bürger zu überzeugen: So wurde eine Besichtigungsfahrt zu Windrädern in der Oberpfalz organisiert und eine Informationsveranstaltung mit Experten abgehalten. Indes: Es hat die Zweifel vieler Menschen nicht ausgeräumt und die Positionen von Befürwortern und Gegnern nicht angenähert.

Seit neuestem unternehmen die Bürgermeister der drei Anliegergemeinden einen weiteren Versuch, einen Kompromiss zu finden: In einer gemeinsamen Erklärung sprechen sich Robert Niedergesäß, Piet Mayr und Franz Finauer dafür aus, die Zahl der Windräder von sechs auf fünf zu reduzieren und den Mindestabstand zu den nächsten Wohnhäusern von 1000 auf 1500 Meter zu vergrößern. Ob dieses Einlenken die Gegner des Projekts überzeugen kann? Oder entfacht der Vorschlag neue Diskussionen? Schon warnen Befürworter, eine Vergrößerung des Abstands könnte die Suche nach weiteren Windradstandorten im Landkreis massiv behindern.

Was ist uns der Ausstieg aus der Kernenergie und die Rettung des Klimas wert? Welchen Beitrag kann ein Windpark im Ebersberger Forst zur Energiewende leisten? Wie ernst sind die Sorgen von Anwohnern vor Lärmbelästigungen, Schattenwurf und einem Wertverlust ihrer Immobilien zu nehmen? Welche Entscheidungsgewalt hat die Kommunalpolitik? Um diese Fragen geht es beim SZ-Forum am Dienstag, 15. November, im Festsaal des GSD-Seniorenwohnparks, Fasanenstraße 24. Beginn ist um 19.30 Uhr. Unter dem Motto "Windkraft ja - aber nicht im Ebersberger Forst?" diskutieren mit den Lesern Catrin Dietl vom Verein Landschaftsschutz Ebersberger Land, Jürgen Hoffmann von Green City Energy, Max Maier vom Arbeitskreis Bürgerakzeptanz Windenergieanlagen, Kerstin Mertens von der Schutzgemeinschaft Ebersberger Forst, der Landschaftsarchitekt Professor Sören Schöbel und Vaterstettens zweiter Bürgermeister Martin Wagner. Durch den Abend führt SZ-Ressortleiter Ulrich Schäfer.

© SZ vom 12.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: