Spannende Personalie:Uli Proske will Bürgermeister werden

Lesezeit: 2 min

Die SPD schickt den Ebersberger Feuerwehrkommandanten ins Rennen um den Chefsessel im Rathaus der Kreisstadt. Der 48-Jährige könnte eine CSU-Ära durchbrechen, die genau so alt ist wie er

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Als Kommandant der örtlichen Feuerwehr kennt ihn in der Kreisstadt fast jeder, im Kreistag macht er bereits Politik, im Sitzungssaal im Ebersberger Rathaus ist er hingegen bisher nur Zaungast. Das soll sich im Frühjahr 2020 ändern, jedenfalls, wenn es nach der Ebersberger SPD geht: Sie schickt Uli Proske ins Rennen um das Bürgermeisteramt. Das hat der Vorstand des Ortsvereins nun bekanntgegeben. Der 48-Jährige ist der zweite Kandidat, der in Ebersberg seinen Hut in den Ring wirft. Die CSU hatte bereits vor drei Wochen ihren Ortsvorsitzenden Alexander Gressierer zum Kandidaten gekürt.

Anruf beim frisch gekürten Kandidaten am Feiertag. Proske sitzt gerade am Rücksitz eines Autos und spricht - wie könnte es auch anders sein - gleich das große Thema an: Verkehr. "Wir müssen eine Lösung finden", sagt Proske. "Eine Umgehungsstraße würde mir aber nicht gefallen." Eine zweite große Aufgabe des künftigen Bürgermeisters sehe er darin, gute Rahmenbedingungen für Gewerbekunden zu schaffen. "Das Abwandern von Gewerben ist bei uns in Ebersberg ein Riesenthema, das auch ins Auge gehen kann", sagt er. Ein, wie er sagt, kleinerer Punkt, der allerdings viele seiner Kollegen bei der Feuerwehr interessieren dürfte: "Wir bekommen vermutlich ein neues Feuerwehrhaus", sagt er, möglicherweise auf dem Gelände des Hölzerbräu.

In ihrer Pressemitteilung zu dieser spannenden Personalie beschreiben Dirk Schött und Elisabeth Platzer von der SPD zunächst die Eigenschaften, die ihrer Überzeugung nach der künftige Ebersberger Bürgermeister mitbringen muss: "Wenn es brennt, in welcher Hinsicht auch immer, hat er zur Stelle zu sein: schnell, effektiv, unaufgeregt, kompetent. Er muss zugänglich sein, ohne Aufdringlichkeit, die Sprache der Bürger sprechen und verstehen. Lebenserfahrung ist Grundausstattung für kommunalpolitischen Erfolg."

Da kamen sie offensichtlich auf den 48-jährigen Feuerwehrler Proske - und zwar nicht erst vorgestern. "Es war ein langwieriger Prozess über mehrere Jahre", sagt Proske. Er erzählt, wie er immer häufiger von Leuten auf die Nachfolge des scheidenden Bürgermeisters Walter Brilmayer (CSU) angesprochen worden sei. "Von Freunden, Bekannten, aber auch von Leuten, die ich kaum kenne", so Proske. Im Januar fragte ihn schließlich Doris Rauscher, für die SPD im Landtag und in Ebersberg stellvertretende Kreisvorsitzende. Es folgte eine Bedenkzeit samt Absprache mit Frau und Kindern. "Man muss sie ja vorbereiten, wenn plötzlich ein Plakat mit dem Foto vom Papa in Ebersberg rumhängt". Das Ergebnis der Absprachen und Überlegungen war dann: Er machts.

22 Jahre lang war Hans Vollhardt Ebersberger Bürgermeister, bei seinem Nachfolger Walter Brilmayer werden es am Ende gar 26 Jahre sein. Fast ein halbes Jahrhundert CSU in Ebersberg also - so alt wie Proske selbst. Genau er soll diese Ära nun durchbrechen. Zu seinem deutlich jüngeren Gegenkandidat Alexander Gressierer sagt er: "Ich schätze den Alex sehr, wir ratschen miteinander, wenn wir uns treffen". Auf ein Spannungsverhältnis mit dem CSU-Kandidaten sei er nicht aus, so Proske, nicht nur, weil er seinen Konkurrenten im Falle einer Nichtwahl dann als Chef hätte - Proske arbeitet ja bei der Stadt.

Proske, laut SPD ein "echter Ebersberger mit Geburtsort Steinhöring", ist verheiratet, hat drei Kinder und arbeitet seit 2002 als Wassermeister der Stadt. Hier trage er die Verantwortung für die Versorgung der Kreisstadt mit ihren beiden Brunnen und mehr als 100 Kilometern Wasserleitung, so die SPD. Der Stadtverwaltung gehört der gelernte Maschinenschlosser seit 1992 an. Bei der Freiwilligen Feuerwehr ist er seit 33 Jahren aktiv, die vergangenen 23 Jahre als Kommandant.

Seit 2016 ist er Mitglied der SPD-Kreistagsfraktion, nachdem ihn bei der Kommunalwahl 2014 sein persönliches Stimmenergebnis von Platz 34 auf Platz 12 befördert hatte. Seine Nominierung zum SPD-Bürgermeisterkandidaten durch den Vorstand des Ortsvereins soll in einer öffentlichen Aufstellungskonferenz am 17. Mai bestätigt werden.

© SZ vom 02.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: