Schienenersatzverkehr beendet:S-Bahn zwischen Grafing-Bahnhof und Ebersberg fährt ab 18.30 Uhr wieder

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Die Bahn macht mobil, wer sie nutzt, lernt, flexibel zu sein. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Sieben Wochen lang war die Strecke wegen Sanierarbeiten gesperrt. Ab Freitagabend läuft nun wieder der reguläre Zugverkehr.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Sieben Wochen Schienenersatzverkehr, Umwege und chaotischen Zuständen auf den Straßen und an Bahnübergängen sind vorbei. Am Freitagabend sind zwischen Grafing-Bahnhof und der Kreisstadt von 18.30 Uhr an wieder Züge unterwegs. "Die Arbeiten sind abgeschlossen, alle Bahnübergänge wieder offen, die S-Bahnen fahren nach ihrem normalen Fahrplan", bestätigte eine Bahnsprecherin. Auf 5,3 Kilometern Länge hatte die Bahn mehr als zehneinhalb Kilometer Schienen und 8800 Schwellen erneuert. Außerdem tauschte sie 13 000 Tonnen Schotter aus und legte neue Entwässerungssysteme an.

Doch zunächst legte man sich erst einmal mit den Grafingern und Ebersbergern an, gleich nach dem Beginn der Bauarbeiten am Montag nach den Osterferien lief nämlich einiges schief: Bei den Bussen, die ersatzweise zwischen den Bahnhöfen unterwegs waren, kam es zu Irritationen und Verspätungen - etwa, weil der Platz in den Fahrzeugen zeitweise nicht ausreichte, um alle Passagiere mitzunehmen.

Ein Bus blieb sogar auf halber Strecke liegen, die 50 Insassen machten sich zu Fuß auf den Weg nach Grafing-Bahnhof. Starke Nerven waren auch bei denen gefordert, die gar nicht mit dem Schienenersatzverkehr unterwegs waren. Etwa wenn sich die großen Busse an der Engstelle am Grafinger Marktplatz, wo sich Rotter Straße und Münchner Straße kreuzen, mal wieder gegenseitig blockieren - und den Rest des Verkehrs gleich mit.

Da drei von vier Grafinger Bahnüberhängen komplett gesperrt waren, quetschten sich die Autos durch die wenigen verbleibenden Nadelöhre. Außerdem galt die Sperrung - was zunächst nicht bekannt war - auch für Fußgänger. Schulkinder, die nördlich der Bahnlinie wohnen, kamen zwar morgens noch zur Schule, mittags aber nicht mehr zurück.

Thomas Huber kritisierte indirekt einen CSU-Kollegen

Erst als Landrat Robert Niedergesäß Vertreter von Polizei, der Bahnen und den Verwaltungen zum Krisengespräch einlud, kam Bewegung in die Angelegenheit: Komplett gesperrt blieben die Fußgängerübergänge nur noch dann, wenn dort auch wirklich gearbeitet wurde. Obendrein wurden die Bautrupps angewiesen, Fußgängern behilflich zu sein. Prompt berichteten tags drauf zwei Grafinger Radler, ihnen seien die Fahrräder von den Arbeitern sogar über die Gleise getragen worden. Allseits gelobte man, sich bei derartigen Vorhaben untereinander besser abzustimmen. Im Nachhinein hätte sich wohl so zumindest die Panne mit den Fußgängerwegen verhindern lassen.

Die sieben Wochen Pause zeigten auch so manchem, wie wertvoll der S-Bahn-Anschluss im Alltag eigentlich ist. "Verspätungen hin oder her, immerhin ist sie gefahren", freute sich am Freitag eine Ebersbergerin, die zur Arbeit nach München pendelt. Seit dem Ende der Osterferien sei sie mit dem Bus und manchmal dem Fahrrad nach Grafing-Bahnhof gefahren. "In die S-Bahn kann ich mich reinsetzen, bekomme in Ebersberg noch leicht einen Platz und los geht's."

Im politischen Grafing hatte die Sperrung der Fußgängerüberwege ein Nachspiel. Der Grafinger Stadtrat und CSU-Kreisvorsitzende Thomas Huber hatte Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) und der Stadtverwaltung Versäumnisse vorgeworfen. Tatsächlich stellte sich wenig später heraus, dass die Stadt explizit auf die Fußgängersperrung hingewiesen worden war. In der sogenannten Verkehrsrechtlichen Anordnung des Ebersberger Landratsamts sind diese Angaben enthalten: "Gesamtsperrung des Verkehrs, Gesamtsperrung Gehweg, Sperrung Fahrradweg."

Für die CSU ist daran pikant, dass die E-Mail am 12. April versandt wurde - Bürgermeisterin Obermayr befand sich in dieser Woche im Osterurlaub. Hubers Parteikollege und zweiter Bürgermeister Josef Rothmoser regierte deshalb im Rathaus. Hätte sich also womöglich bis zum Montag, 24. April, noch etwas bewegen lassen? Rothmoser sieht das nicht so. Es sei in dieser Woche lediglich noch um die Baudurchführung gegangen, erklärte er auf Nachfrage. Bei der Kritik an Obermayr sei es darum gegangen, dass die Problematik mit den Überwegen nicht schon Wochen zuvor regelt worden sei.

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