Artenvielfalt im Landkreis:Samenspende to go

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Heidi Atzler und Petra Schaller hatten die Idee, die Bibliothek der anderen Art in Ebersberg zu etablieren. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seit Neuestem können Hobbygärtner in der Ebersberger Bücherei auch Pflanzensamen ausleihen und abgeben. Die Idee dazu stammt von der Agendagruppe Natur. Nur Kürbisgewächse sind nicht gern gesehen - aus triftigem Grund.

Von Franziska Langhammer, Ebersberg

Da ist zum Beispiel der Färberwaid. Viele kennen ihn auch als Deutschen Indigo, obwohl er gar nicht blau ist. Erst nach der Ernte oxidieren seine Blätter zum Bläulichen. Oder der Klatschmohn. Ihn kann man im Frühling und im Herbst aussäen. Teils mit viel Liebe zum Detail haben in den vergangenen Monaten Ebersberger Hobbygärtner Samen aus Wildblumen oder Gemüsepflanzen zusammengetragen und in kleinen Tütchen bei der Bücherei abgegeben.

Dort steht nun, in einer umfunktionierten Weinkiste und umgeben von Büchern über das Gärtnern, die erste Saatgutbibliothek des Landkreises. Mehr als 300 Spenden von Pflanzensamen sind es schon, schätzt Petra Schaller von der Agendagruppe Natur, Tendenz steigend. Neben heimischen Pflanzen und Gemüsesorten finden sich auch vereinzelt exotischere Samen, wie zum Beispiel die einer mexikanischen Mini-Gurke.

Auf den Samentütchen steht auch genau, welchen Boden und welche Pflege die Pflanzen brauchen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Saatgutbibliotheken gibt es deutschlandweit schon einige und auch schon einige Zeit. Die Idee, auch in Ebersberg eine permanent zu installieren, hatte Heidi Atzler, Leiterin der Agendagruppe Natur. "Wir haben uns gedacht, das ist eine schöne Sache", erzählt sie. Im Mai 2023 habe man anlässlich der alljährlichen Wildblumen-Tauschbörse eine kleine Kiste mit Saatgut zusammen gestellt und sich damit dann an Margit Napieralla von der Stadtbibliothek Ebersberg gewandt.

Auch von dieser Seite sei man "sofort Feuer und Flamme" gewesen, sagt Heidi Atzler: "Die Idee ist, vorrangig heimisches Saatgut zu sammeln und bereitzustellen für andere." Jeder könne etwas aus dem eigenen Garten beitragen, und durch den Austausch mit anderen Hobbygärtnern könne man mehr Vielfalt im Grün vor der Haustür herstellen. "Wenn jeder ein bisschen was Neues pflanzt, ist auch der Natur und den Insekten geholfen", so Atzler.

Die ersten Blumen- und Pflanzensamen habe man innerhalb der Agenda-Gruppe gesammelt. Im Herbst wurde das Projekt dann öffentlich vorgestellt, und um weitere Spenden geworben. In der Ebersberger Bücherei wurden schließlich die Tütchen mit den Etiketten vorproduziert, und seit dem Frühjahr werde das Angebot gut von den Bücherei-Besuchern angenommen. Besonders beliebt sind etwa die Nachtkerze und die Kornblume, weiß Petra Schaller, "die Akeleien weniger". Auch die Königskerze findet eher wenig Nachfrage, dafür gibt es von der Stockrose schon gar keine Samentütchen mehr. Gerade in den vergangenen Monaten, zu Frühlingsbeginn, seien die Tütchen gerne über den Bücherei-Tresen gewandert. "Auch junge Leute und Schüler haben vermehrt Interesse, dass es grün wird", so Petra Schaller.

Die Samen dieser dicken Dinger dürfen leider nicht weitergegeben werden, genauso wie ihre Verwandten, die Gurken und die Melonen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wer sich Pflanzensamen holt, wird auch gebeten, selbst Samen zurückzubringen; die Tütchen hierfür sind in der Bücherei erhältlich. Manche Samen dürfen jedoch nicht vorbeigebracht werden, so zum Beispiel Kürbisgewächse, zu denen auch Zucchini, Melonen und Gurken gehören. Warum? "Wenn man immer wieder die Samen der eigenen Pflanzen aussät und im nächsten Jahr wieder die Samen davon nimmt, kann es sein, dass die Pflanze mutiert und der Kürbis giftig ist", erklärt Heidi Atzler. Auch nicht angenommen werden Hybridsamen aus Kreuzungen, da diese sich nicht stabil vermehren lassen.

Als Tipp für künftige Spender gibt Heidi Atzler noch Folgendes mit auf den Weg: "Man sollte die Samen gut trocknen lassen, damit sie nicht zu schimmeln beginnen." Außerdem sollen die Tütchen gut beschriftet werden. Wo soll man die Samen am besten aussäen? Wie groß wird die Blume werden? Schließlich wüssten die Spender selbst immer am besten über ihre Pflänzchen Bescheid.

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