Nahverkehr:Verlässliches Schlusslicht

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Wer die S2 - hier in Markt Schwaben - benutzt, muss besonders viel Geduld und gute Nerven mitbringen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die S2 Richtung Osten ist die unpünktliche S-Bahn-Linie im gesamten Netz, das zeigt eine aktuelle Auswertung. Bei der S4/S6 sieht es nicht viel besser aus.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Auf eines kann man sich bei den S-Bahnen im Landkreis Ebersberg verlassen: Sie sind die unpünktlichsten im ganzen S-Bahn-Netz. Das hat auch die aktuellste Auswertung im Auftrag der Bayerischen Eisenbahngesellschaft wieder gezeigt. Die größte Geduld muss demnach mitbringen, wer auf dem Ostast der S2 unterwegs ist, nur 87,7 Prozent der Züge waren im Jahr 2023 hier pünktlich. Ein bisschen besser schaut es mit Blick auf den östlichen Teil der S4/S6 aus, hier waren 88,4 Prozent der Züge pünktlich - unter die Top 3 der unzuverlässigsten Linien schafft sie es trotzdem. Insgesamt lag die Jahrespünktlichkeitsquote der S-Bahn München 2023 bei 90 Prozent. Eins muss man dabei freilich noch wissen: Als pünktlich gewertet werden alle Züge, die weniger als sechs Minuten Verspätung haben - und Züge, die ganz ausfallen, sind hier nicht einmal berücksichtigt.

Betrachtet man alle Linien im Münchner S-Bahn-Netz, so lässt sich feststellen, dass die Pendler, die an einer der Haltestellen des S3-Ostastes mit Endstation Holzkirchen einsteigen, die besten Chancen haben, pünktlich und zuverlässig ans Ziel zu kommen: 94,7 Prozent beträgt die Pünktlichkeit hier. Wer in der S3 Richtung Westen mit Endstation Mammendorf unterwegs ist, kann immerhin noch auf 92,5-prozentige Pünktlichkeit bauen. Auch die Flughafenlinie S8 ist vergleichsweise pünktlich unterwegs, hier erreichten 92,4 Prozent der Züge ihr Ziel wie im Fahrplan angegeben. Ähnlich schlecht wie bei der S2 fällt die Bilanz bei der S7 Richtung Osten aus.

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Doch auch bei der S2 gibt es Monate, die schlimmer sind als andere: Im vergangenen November etwa fuhren nur 76,2 Prozent der Bahnen pünktlich - ein ähnlich bodenloser Wert wird bei keiner anderen Linie und in keinem anderen Monat erreicht.

Was die Zugausfälle betrifft, gibt es bei der S-Bahn auch Hochs und Tiefs. Laut Statistik fielen im Januar und Juni im gesamten Netz nur 3,6 beziehungsweise 3,9 Prozent der Züge ganz aus. Im August hingegen fiel fast jeder sechste Zug aus, im Dezember lag die Ausfallquote bei stolzen 17,5 Prozent. Übers Jahr gesehen fielen 8,4 Prozent der Züge aus - 2,4 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Auch hier trägt die S2 einen überdurchschnittlich hohen Anteil an ausgefallenen Bahnen bei: Von den 8,4 Prozent gehen 1,8 Punkte allein auf ihr Konto. S4 und S6 tragen 1,1 beziehungsweise 1,3 Punkte bei.

Der Hauptgrund für die Verspätungen und Ausfälle: marode Infrastruktur

Bei den Regionalbahnen sieht das Bild nicht besser aus - bayernweit sank hier die Pünktlichkeitsquote auf ein historisches Tief von 87 Prozent, 6,3 Prozent der Züge fielen ganz aus. Der Linienstern Mühldorf, der im Landkreis sowohl die Strecke von München über Markt Schwaben Richtung Osten als auch den Filzenexpress bedient, liegt mit 87,3 Prozent pünktlichen Zügen einigermaßen im Durchschnitt - doch auch hier geht die Tendenz nach unten. Im Jahr 2020 hatten sogar noch 96 Prozente ihr Ziel pünktlich erreicht. 8,1 Prozent der Züge im Linienstern Mühldorf fielen ganz aus, das wiederum liegt über dem bayernweiten Schnitt von 6,3 Prozent.

Die Hauptursache für die Verspätungen und Ausfälle liegt laut Bayerischer Eisenbahngesellschaft, die im Auftrag des Freistaats den Regional- und S-Bahnverkehr im Freistaat plant, finanziert und kontrolliert, "bei den Einschränkungen durch die oftmals marode Bahninfrastruktur". Streikphase und extreme Witterungsbedingungen trugen aber ebenfalls zu den Verspätungen und Zugausfällen im vergangenen Jahr bei.

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