Baumpflege in Poing:Wasser marsch im richtigen Maß

Lesezeit: 3 min

Mitte März fand im Rahmen eines Pilotprojekts in Zusammenarbeit mit der Firma "Treesense" die Installation der Baumsensoren in Poing statt. (Foto: Christian Endt)

Mitte März ist in der Gemeinde Poing ein Projekt zur Verbesserung des Bewässerungsmanagements in der Baumpflege gestartet - bislang das einzige dieser Art im Landkreis Ebersberg. Mithilfe von Sensoren soll damit vor allem Wasser gespart werden.

Von Antonia Aţurcăniţei, Poing

Bäume sind eine essenzielle Produktionsstätte von Sauerstoff. Dafür braucht es Fotosynthese, und damit diese funktioniert, benötigen Bäume Wasser. Und zwar ganz viel davon. Aber in Zeiten, in denen es immer heißer und trockener wird, wird eine Frage immer wichtiger: Wie viel Wasser ist genug? Und wie viel vielleicht sogar zu viel? Um die Bäume in der Gemeinde optimal zu bewässern, hat Poing nun ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem Münchner Unternehmen "Treesense" gestartet, das bislang einmalig im Landkreis Ebersberg ist.

Das Ziel: die Bewässerung auf jeden Baum individuell abzustimmen - damit sie gesund bleiben und gleichzeitig Wasser beim Gießen gespart werden kann. Mitte März sind die dafür notwendigen Sensoren in zehn Baumkronen angebracht worden: Kontinuierlich wird so der Wasserhaushalt der Bäume gemessen. Die Erkenntnisse aus eben jenen Daten sollen der Gemeinde dabei helfen, ihre Bäume besser zu schützen und zu pflegen. Nach einem Jahr will Poing entscheiden, ob sie die Technologie weiter anwenden möchten. Etwa 8200 Euro kostet das Projekt, wie es aus dem Rathaus heißt.

Die Nachbargemeinde Kirchheim war die erste in ganz Deutschland, die die Sensoren in einem Pilotprojekt getestet hat

Das Thema Bewässerung hat unter den Gemeinderäten immer wieder eine große Rolle gespielt, sagt Erster Bürgermeister Thomas Stark (parteilos). Kein Wunder, schließlich hat die Gemeinde in der vergangenen Amtsperiode mit einer Gegenstimme den "Klimanotstand" ausgerufen: eine Selbstverpflichtung, künftig noch mehr Rücksicht auf Umwelt- und Klimaschutz zu legen. Und dazu gehört auch: gesunde Bäume und Wassersparen.

Inspirieren lassen hat sich Poing dabei von der Nachbargemeinde Kirchheim: Als erste Gemeinde in ganz Deutschland ist dort bereits vor gut zwei Jahren ein Pilotprojekt mit der Firma Treesense gestartet. In Poing hat Bürgermeister Stark Christian Friedrich vom Baubetriebshof damit beauftragt. Und so hat sich der Leiter des Sachgebiets "Straße-Grün" mit Treesense in Verbindung gesetzt.

Christian Friedrich ist in Poing für das Baum-Management-Projekt verantwortlich. (Foto: Christian Endt)

In erster Linie gehe es zunächst darum, durch effizientes Gießen Wasser zu sparen, erklärt Friedrich. Eine Änderung in diesem Sinne hat die Gemeinde bereits im Frühjahr 2023 eingeführt: Gießen mit Regenwasser statt Trinkwasser. Aber, so Friedrich weiter, das Projekt mit Treesense sei noch umfassender. Denn ein optimiertes Gießmanagement sorge für gesunde Bäume. Es gehe jedoch auch um Kosteneinsparungen an anderen Stellen: Um jeden einzelnen der 5000 registrierten Bäume der Gemeinde zu gießen, braucht es viel Zeit, Personal und Sprit, um alle Standorte der Bäume abzufahren. Die zehn Sensoren in den zehn Baumkronen würden nun Informationen liefern, um "gezielt Maßnahmen zu treffen", sagt Friedrich.

Insgesamt sind in Poing zehn Sensoren in zehn Bäumen angebracht worden. (Foto: Christian Endt)

Mitte März war es schließlich so weit und die Sensoren wurden per Drehleiter an den Bäumen angebracht. Über zuvor gebohrte Löcher haben Friedrich und seine Projektkollegen jeden der Sensoren fünf Millimeter tief in die Baumrinde eingeführt. Es sei wichtig, fein zu arbeiten, sagt Friedrich hinterher.

Die Auswahl der Bäume sei nach exakten Kriterien erfolgt. Jeweils zwei Bäume wurden in vier Wohngebieten und auf dem Pausenhof einer Schule ausgewählt, wie der Projektleiter weiter erklärt. In jedem Gebiet seien es ein Jungbaum und ein Altbaum. Dieser Vergleich sei notwendig, da Jungbäume ganz andere Voraussetzungen für die Pflege hätten als Altbäume - jüngere Bäume beispielsweise würden in der Regel weniger Wasser benötigen als alte.

Treesense-Projektmanager Giancarlo Foderà dokumentierte jeden Schritt beim Anbringen der Sensoren in Poing. (Foto: Christian Endt)

Täglich liefern die Sensoren nun Daten über die Vitalität der Bäume. Treesense unterstützt die Gemeinde dabei, diese Daten auszuwerten und zu interpretieren: Die Messergebnisse eines jeden Baumes bilden ein Kurvendiagramm, wie Friedrich erklärt. Dabei gebe es drei Bereiche, die den Zustand des jeweiligen Baumes beschreiben: grün, orange und rot. Grün bedeutet, dass der Baum gesund ist, die aktuelle Pflege also den Bedürfnissen gerecht wird. Orange zeigt eine Gefährdung an und damit, dass die Bewässerung angepasst werden muss. Und bei Rot befindet sich der Baum bereits in einem kritischen Zustand, "da ist es dann eigentlich schon fast zu spät", sagt Friedrich.

Nach einem Jahr soll ein Gesamtresümee gezogen werden, inwiefern die Messungen zur richtigen Pflege und damit zum Wassersparen und Erhalt der Bäume beigetragen haben. Laut Friedrich wird dann entschieden, ob das Projekt fortgeführt, vielleicht sogar weitere Sensoren benötigt werden und ob folglich auch mehr Wohngebiete hinzugezogen werden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusDeutscher Ethikrat über Klimagerechtigkeit
:"Wir werden uns in unserem Verhalten anpassen müssen"

In einer neuen Stellungnahme beschäftigt sich der Deutsche Ethikrat mit Klimagerechtigkeit - Stephan Kruip aus Zorneding war maßgeblich an der Ausarbeitung beteiligt. Im Interview spricht der 59-Jährige über Empfehlungen an die Politik und seine persönliche Sicht als Physiker auf den Klimawandel.

Interview von Johanna Feckl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: