Am Freitag, 12. Mai, kommt im Auktionshaus Scheublein in München ein Gemälde von Joseph Loher, Vertreter des expressiven Realismus, zum Aufruf. Loher starb 2002, den Großteil seines Lebens verbrachte er mit seiner Familie im beschaulichen Anzinger Ortsteil Frotzhofen. Auch seine Frau, Gretel Loher-Schmeck, war Malerin. Das Wohnhaus der Familie, ein alter Bauernhof, wird von Sohn Martin bis heute für Ausstellungen geöffnet.
Loher, der an der Münchner Kunstakademie bei Carl Caspar studierte, hatte sich im Dritten Reich, auch unter Gefahr des Verlusts seiner materiellen Existenz, aus Solidarität mit dem verfemten Caspar gegen das Kunstdiktat der Nationalsozialisten gestellt. Die Lohers zählen zu den Malern der "Verlorenen Generation". Vom Bann der Nationalsozialisten getroffen, von der Gestapo bedroht, konnten sie sich künstlerisch nicht entfalten und zogen 1940 schließlich von München ins ländliche Exil, um später, als der Krieg zu Ende war, festzustellen, dass ihr an Marc, Kandinsky und anderen älteren Vertretern des Expressionismus orientierter Stil auf dem Kunstmarkt nicht mehr gefragt war.
Nach Kriegsende nahm Joseph Loher seine künstlerische Tätigkeit wieder auf, erst 1964 erhielt er von der Stadt München eine späte Würdigung. Martin Loher, einziger Sohn des Künstlerehepaars, hat sich in den vergangenen Jahren des Erbes seiner Eltern angenommen. Nicht nur, dass er das Wohnhaus in Frotzhofen gründlich renoviert hat, er zeigt auch die Arbeiten der Lohers in dem als Galerie ausgebauten Haus mit Bauerngarten von Zeit zu Zeit, darunter Porträts, Stillleben, Akte, Landschaften. Joseph Loher hat auch seine Wahlheimat oft gemalt. In Himmel, Höfen, Bäumen und Äckern erkannte er das Spiel von Farbe, Licht, Linie und Fläche, Elemente, die er auf wesentliche Bildinhalte und großzügige Farbflächen reduzierte. Auch ohne Einzelheiten erkennt man in seinen Bildern den unspektakulären Charakter des Bauernlandes im Münchner Osten. Die Versteigerung des Bildes "Allee mit Bäumen", das 1966 in der Großen Kunstausstellung im Haus der Kunst in München zu sehen war, findet im Rahmen der "Fundgrube"-Auktion statt. Beginn ist um 14 Uhr.