Grafing:Wenn Touristen vor privatem Wohnsitz stehen

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Ohne die neuen Schilder würde sich kaum einer hier her verirren. (Foto: Christian Endt)

Der Bewohner von Schloss Elkofen ist irritiert: Neuerdings wollen Menschen sein Heim besichtigen. Das liegt an einem Schild, das darauf hinweist. Wer es aufgestellt hat, ist noch unklar.

Von Wieland Bögel

Jeder Ort hat seine Legenden, die Stadt Grafing bildet da keine Ausnahme. Eine davon besagt, dass die im Dreißigjährigen Krieg durch die Gegend marodierenden Schweden das etwas versteckt im Wald und noch dazu in einer Senke liegende Schloss Elkofen nicht gefunden haben, weshalb es den Krieg völlig unmarode überstanden hat.

Auch wenn Historiker an der Geschichte ihre Zweifel haben und die Schweden mittlerweile ohnehin längst von Krieg und Zerstörung auf Pressspanmöbel und Teelichter umgestellt haben, an der versteckten Lage von Schloss Elkofen hat sich in den vergangenen vier Jahrhunderten wenig geändert - zumindest bis vor etwa drei Wochen. Seitdem weist nämlich eines dieser braunen Sehenswürdigkeits-Schilder den Weg zum Schloss, sehr zur Überraschung seiner Bewohner.

Einer davon, CSU-Stadtrat Max-Emanuel Graf von Rechberg, tat diese Verwunderung über die neue Beschilderung seiner Wohnstätte nun im Bauausschuss kund. Er habe erst kürzlich von der Existenz des Schildes erfahren, und verstehe nicht ganz, warum es überhaupt aufgestellt wurde. Er selbst zumindest habe eine solche Hinweistafel weder beantragt noch angeregt oder sonst wie ins Gespräch gebracht, wieso auch: Schließlich ist Schloss Elkofen zwar durchaus ansehnlich, insofern als Sehenswürdigkeit grundsätzlich qualifiziert, aber touristisch überhaupt nicht erschlossen.

Zwar gibt es gelegentlich Veranstaltungen, wie etwa Konzerte, im Schlosshof. Weitergehende touristische Angebote, seien es Besichtigungen oder gar Schlossführungen, stehen indes nicht auf dem Programm und sind auch nicht geplant. Eine Tatsache, die Menschen auf der Suche nach sehenswerten Sehenswürdigkeiten allerdings erst dann bewusst werde, so Rechberg, wenn sie bereits vor dem Schloss, beziehungsweise dessen verschlossenen Türen stünden.

Seitens der Stadtverwaltung sah man sich zunächst außerstande, das Rätsel um das Schild umfassend zu lösen. Bekannt ist lediglich, dass es sich seit Ende Mai an seinem Standort an der Ecke Gries- und Schloßstraße befindet. Wer aber die Aufstellung initiiert hat und warum, kann wohl erst in einigen Tagen geklärt werden. Denn der zuständige Mitarbeiter der Verwaltung ist derzeit noch verreist, vielleicht nach Schweden, wer weiß?

© SZ vom 23.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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