Glosse:Bei Nebel fahren die Ebersberger anmutig wie Anfänger bei der ersten Fahrstunde

Unser Autor fühlt sich bei Nebel im Ebersberger Forst sicherer. (Foto: dpa)

Im Ebersberger Forst kommen Raser, Drängler und Kolonnenspringer aus der ganzen Region zusammen. Gerade erkennt man sie kaum wieder. Eine Hommage an den Nebel.

Glosse von Korbinian Eisenberger

In manchen Momenten könnte man die Sonne verfluchen. Etwa bei der Autofahrt auf der Straße zwischen der Ausfahrt von der A 94 und der Stadt Ebersberg. Man spürt förmlich, wie das glühende Gestirn die Menschen hinter ihren Lenkrädern anstiftet: Je besser die Sicht, desto waghalsiger die Überholmanöver. Das Licht der Sonne macht die zehn Kilometer ab Forstinning zu einem Höllenritt mit Nahtoderfahrungen. Wer bei Sonnenschein durch den Forst fährt, ist dem Himmel so nah wie nie.

So gesehen war es auf dieser Strecke ein äußerst himmlischer weil sonniger Sommer. Eine waghalsige Zeit, die nun - Gott sei dank - vorerst ein Ende hat. Der Freitag begrüßte die Autofahrer mit einer schönen Nebelsuppe. Prompt erkennt man sie kaum wieder im morgendlichen Berufsverkehr: Die Raser, Drängler und Kolonnenspringer kriechen plötzlich nebelschlussleuchtend durch den Forst, anmutig wie Anfänger bei der ersten Fahrstunde. Der Nebel hat sie gezähmt. Wie Werwölfe, denen man den Mond verdunkelt.

Für Samstagvormittag ist die Wettervorhersage ähnlich vielversprechend. Nebelschwaden sollen die Region verhüllen, mindestens bis Mittag - vielleicht gar bis zum späten Nachmittag. Dem Himmel sei Dank für diese friedlichen Stunden. Denn wenn die Nacht hereinbricht, wird nicht nur die Sonne, sondern auch der Nebel verschwunden sein. Über dem Ebersberger Forst wird wieder der Mond leuchten. Wenn dann die Motoren heulen, ist die Zurückverwandlung vollzogen.

© SZ vom 20.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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