Theaterverein Markt Schwaben:Heitere Eskalation

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Ja muss man euch denn alles erklären? Das Markt Schwabener Jugendtheater treibt die Tücken des WG-Lebens auf die Spitze. Hier im Bild: Antonia Buchenrieder zwischen Mark Zeiff (links) und Finn Uetzmann. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Jugendgruppe "Futura" spielt "Mord mit Konfekt", eine spritzige Krimikomödie um eine Studenten-WG, deren Partyeinladung viral geht. Mit unabsehbaren Folgen.

Von Anja Blum, Markt Schwaben

Nur ein Mal wird Brigitte Knauer etwas energischer. Da läuft einer ihrer jungen Darsteller gerade in den hinteren Teil der Theaterhalle am Burgerfeld, um eine kleine Chipstüte, deren Inhalt er soeben vernichtet hat, ganz pflichtbewusst im Mülleimer zu entsorgen. Doch die Regisseurin pfeift ihn zurück. "Wir sammeln schon seit Wochen Partymüll", erklärt sie und lacht.

Partymüll fürs Theater? Ja, denn in dem Stück, das die junge Gruppe da gerade probt, geht es unter anderem um ein Fest, das völlig eskaliert. Der Klassiker: Die Einladung geht viral, sodass plötzlich etwa 200 Leute vor der Tür einer Studenten-WG stehen. Deswegen muss die Bühne nach dem ersten Akt übersät sein mit eben Chipstüten, leeren Flaschen und dergleichen mehr. Obendrein wird einer der Gäste nicht mehr nach Hause gefunden haben...

Nach der Pandemie hat sich die Truppe ganz bewusst für ein lustiges Stück entschieden

"Mord mit Konfekt" heißt die Krimikomödie von Christine Steinwasser, die sich das Markt Schwabener Jugendtheater Futura für seinen Neustart nach der Corona-Pause ausgesucht hat. "Wir haben uns ganz bewusst für ein Stück zum Lachen entschieden - kein schweres, sozialkritisches oder tiefgründiges", sagt Knauer. "Während der Pandemie hatten wir ja schon genug gedrückte Stimmung, deswegen brauchen sowohl wir als auch die Zuschauer jetzt ein bisschen Spaß, Lebensfreude und Heiterkeit." Außerdem setzt die Inszenierung auf Identifikation: "Viele Zuschauer werden sich in ihre eigene Studentenzeit zurückversetzt fühlen, andere werden schmunzeln und ihre Kinder oder Enkel in den Charakteren wiederfinden. Und die Jungen werden denken: Woher kennen die unsere WG?"

Die Jugendgruppe Futura ist, neben dem hauseigenen Kindertheater, einer der Bausteine der exzellenten Nachwuchsarbeit des Markt Schwabener Theatervereins. Bislang dafür verantwortlich war stets Marga Kappl, die den Stab 2020 allerdings aus Altersgründen weitergeben musste. Um die Kleinen (etwa sechs bis 14 Jahre) kümmert sich seitdem Christa Hermannsgabner, Brigitte Knauer um die etwas Älteren (etwa 15 bis 25 Jahre). "Es war mir eine große Ehre, die Futura von der Grande Dame des Markt Schwabener Kinder- und Jugendtheaters übernehmen zu dürfen", sagt sie. Denn solche eigenständigen Nachwuchsgruppen seien ein großer Luxus, den beileibe nicht jeder Theaterverein vorweisen könne.

Brigitte Knauer, die neue Chefin der Futuras, macht schon seit 25 Jahren Theater. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Und Knauer muss es wissen, schließlich macht die quirlige Vaterstettenerin bereits seit 25 Jahren Theater, bei der Brettlbühne, beim Harthauser Dorftheater und zeitweise sogar in einem eigenen Verein. Begonnen hatte Knauer als Schauspielerin, doch ganz schnell kamen Maske, Kostüme und Bühnenbau als Verantwortlichkeiten mit hinzu. Regie und die Bearbeitung von Stücken folgten. Seit 2018 ist Brigitte Knauer Mitglied im Theaterverein Markt Schwaben und hat gleich im ersten Jahr in drei Produktionen mitgespielt, unter anderem als "Luze" auf dem Weiher.

Tolle Truppe: das Ensemble inklusive neuer Leitung, Springerin und Souffleuse bei der Probe im Theater am Burgerfeld. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Leitung eines expliziten Jugendtheaters ist zwar Neuland für die 61-Jährige, jedoch eines, das sie mit Leidenschaft erkundet. "Mir macht es große Freude, mit den Futuras zu arbeiten", sagt sie. Alle seien motiviert und engagiert dabei - und nach der fast dreijährigen Corona-Pause umso heißer auf die Bühne. "Trotz der kurzen Zeit sind wir jetzt schon zu einem tollen Team zusammengewachsen", so die Regisseurin. "Obwohl wir konzentriert proben, haben wir jede Menge Spaß und lachen viel miteinander, etwa bei Versprechern oder ungewollter Situationskomik."

Zum Beispiel, wenn der Vorhang sich schließt und dabei beinahe einen "eingefrorenen" Pizzaboten von der Bühne wirft. Knauer hatte die letzte Szene des Aktes mit dem Kommando "Freeze!" beendet, der junge Darsteller seinen Platz dafür nur etwas unglücklich gewählt. Das nimmt ihm die Regisseurin jedoch keineswegs krumm, schließlich ist es das erste Mal, dass Matthias Schuch als Darsteller auf der Bühne steht. "Er ist erst 14 und gerade zu uns gestoßen, also habe ich ihm diese kleine Rolle ins Stück geschrieben", erklärt Knauer. Pizza liefern und Theaterluft schnuppern, das ist für Schuch also die Devise.

Nur ein Mitglied der Theatergruppe ist nicht mehr ganz so jung: Sylvia Lorenz als "Müller-Oma" strickt und sächselt sich höchst sympathisch durch das Stück. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ganz neu dabei sind auch Sylvia Lorenz, die mit ihren 63 Jahren die Rolle der geistig jung gebliebenen Vermieterin, der Müller-Oma, ganz trefflich ausfüllt, sowie Eloise Tuchau. "Sie hat aus Zeitgründen leider gar keine Rolle mehr bekommen - sich aber schon als absolutes Talent erwiesen", erzählt die Regisseurin. Tuchau nämlich springt bei den Proben immer ein, wenn einer der Darsteller krank oder anderweitig verhindert ist. An diesem Spätnachmittag mimt sie Bernd, einen Lehramtsstudenten. Zwar hält Tuchau dabei das Textbuch in der Hand, weiß sich aber ansonsten wunderbar in den Spielfluss der anderen zu integrieren. "Einmal hat sie sogar zwei Rollen gleichzeitig gespielt!", schwärmt Knauer.

Weiher-erprobt: Das Agieren der jungen Darsteller greift ineinander wie ein Reißverschluss

Überhaupt: Deutlich ist zu merken, dass viele der jungen Darsteller - namentlich Luna Künkler, Antonia Buchenrieder, Finn Uetzmann, Michael Schweighart, Mark Zeiff, Sabrina McAboy, Tamara McAboy und Tabea Czapek - fast schon ein halbes Leben lang Teil des Theatervereins und sogar bereits Weiher-erprobt sind. Ihr Spiel ist überzeugend, ihre Stimmen tragen, und ihr Agieren greift ineinander wie ein gut geölter Reißverschluss. Da gibt es für die Regie wenig zu meckern. "Ich lass das jetzt eher durchlaufen, so viele Proben sind es ja nicht mehr", sagt Knauer. Premiere wird gefeiert bereits am kommenden Freitag, 21. April.

Obwohl das Stück wenig äußere Action bietet, sondern eher Alltagsgeschehen abbildet, gelingt es den Futuras, die Spannung stets aufrechtzuerhalten. Das liegt zum einen an den mit vielen Klischees spielenden, humorvollen Dialogen. Aber nicht nur. Darüber hinaus sind die Abläufe von Knauer bis ins Detail dynamisch durchchoreografiert: Niemand sitzt in diesem WG-Wohnsimmer zu lange an einem Fleck, doch genauso wenig kommt unnatürliche Hektik auf. Stattdessen gibt es immer wieder kleine Hingucker: ein Basketballspiel mit dem Partymüll, oder eine slapstickartige Abfolge von synchronem, wortlosem Zeigen, Nicken und Kopfschütteln auf dem Sofa. Der Grund dafür? Der übriggebliebene Partygast im oberen Stockwerk. Der nämlich ist ein großes Problem...

Jugendtheater Futura: "Mord mit Konfekt", gespielt wird im Theater am Burgerfeld am Freitag, 21. April, Samstag, 22. April, und Freitag, 28. April, um jeweils 20 Uhr sowie am Sonntag, 30. April, um 15 Uhr. Einlass ist eine Stunde vor Beginn. Karten gibt es auf der Homepage des Theatervereins (elf Euro) oder an der Abendkasse (13 Euro).

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