Tradition:Inninger stehlen Maibaum aus Vaterstetten - und dürfen nach Trogir reisen

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30 Männer schleppen den Stamm fast geräuschlos davon. Dann verhandeln sie erfolgreich mit dem Vaterstettener Partnerschaftsverein.

Von Tabea Huser, Vaterstetten

Mitten in der Nacht, 30 schwarz gekleidete Männer, keiner spricht. Die MDI in geheimer Mission. MDI steht für Maibaumdiebe Inning, eine Untergruppe der Inninger Landjugend. Nach Mitternacht, am 26. Februar, spionierten die Männer Vaterstetten aus. Geparkt wurde außerhalb, kommuniziert wird nur durch Handzeichen. Zweieinhalb Stunden sind sie auf der Suche nach dem besonderen Holz.

"Es war reiner Zufall", dass die Inniger von dem Vaterstettener Maibaum hörten, erzählt der Sprecher der MDI, der nicht mit Namen genannt werden will. Im vergangenen Jahr gelangen den Inningern große Coups. Den Baum der Technischen Universität München in Garching und einen Jubiläumsbaum aus Sendling stibitzte die Männergruppe damals. Der erste Maibaum dieser Saison ist dagegen für die Adria bestimmt: Trogir, die Partnerstadt von Vaterstetten.

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Zum zehnten Jubiläum der Freundschaft bringt der Vaterstettener Partnerstadtverein den Baum ans Mittelmeer. Doch die Baumfällung mit Bildern im Internet zu veröffentlichen, machte es den Inningern einfach. Der Lagerort Reitsberger Hof war gefunden, und die 30 Inninger schleppten den Baum fast geräuschlos noch 500 Meter bis zum Pritschenwagen.

"Alles eine Sache der Organisation", nicht jeder könne Mitglied der Maibaumdiebe sein, erzählt der Sprecher. Die Inninger Landjugend hat 180 Mitglieder, davon 60 aktive Maibaumdiebe. Die Burschen würden ausgewählt, sagt er. Mitmachen dürften nur Männer, die spontan, auch mitten in der Nacht dabei sein könnten. "Eine Sache der Gemeinschaft, der Kameradschaft", so der Sprecher.

Könnte der Stamm Schaden nehmen, wird er nicht geklaut

Am Morgen nach dem Raub schickten die Inninger eine Nachricht nach Vaterstetten. Der dortige Verein hatte noch nicht bemerkt, dass ihr Baum weg ist. "Wir schreiben immer sofort", wegen des Maibaumklauens gebe es nie Ärger, erzählt der Sprecher. Die Inninger klauten fair. "Wir wollen den Baum nicht beschädigen", und wenn der Stamm zu schwer ist, wird er nicht mitgenommen, betont der Maibaumdieb.

Nach dem Diebstahl standen die Verhandlungen an. Auch die Vertreter aus Vaterstetten machten sich schon einen Tag nach dem Raub auf zum Ammersee. Traditionell wird der Maibaum für Bier und Brotzeit zurückgetauscht, und die Diebe helfen beim Aufstellen. Deshalb dürfen die Inninger nun auch mit nach Trogir, um dort den Baum mit aufzurichten. Nur Flug und die Unterkunft müssen sie selbst bezahlen.

Der Inninger Sprecher: "Das ist einmalig. Trogir ist Weltkulturerbe", und der Maibaum mittendrin. Doch auf die Frage, was bisher der größte Coup für sein Team war, schwärmt er vom "Jubiläumsbaum vom Luise-Kiesselbach Platz", für den 30 Meter hohen Stamm bekamen die Maibaumdiebe im vergangenen Jahr Wiesntische und Freibier. Ob das kroatische "Pivo" die 40 Mann starke Reisegruppe aus Inning genauso überzeugen wird, zeigt sich vom 26. bis zum 28. April.

© SZ vom 09.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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